Duisburg. Mehr als 2000 Unterschriften, hunderte Demonstranten: Die Duisburger fordern vehement den Erhalt der Platanen in Wedau. So geht es jetzt weiter.
Die Bezirksvertretung Süd hat bereits zugestimmt, und auch der Beschluss des Duisburger Rats am Montag dürfte nur noch eine Formsache sein. Doch davon ließen sich bis zu 250 Menschen, so die Schätzung der Polizei, am frühen Freitagabend nicht abhalten, ihren Unmut über die geplante Fällung von 26 Platanen an der Wedauer Straße kundzutun. Symbolisch bildeten sie eine schützende Kette vor den Bäumen.
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Sabine Farina ist „fassungslos“, sagt sie. „Dass im Klimawandel reihenweise 100 Jahre alte Bäume gefällt werden sollen, ist eine Unverschämtheit.“ Und der Grund für die Wedauerin, sich in die Menschenkette einzureihen, die vom Kreisverkehr am Kalkweg bis deutlich über die Straße Im Grünen Winkel hinausreicht – mehr als 300 Meter weit.
„So alte Bäume sollen auf jeden Fall erhalten bleiben“, findet auch Tobias Kroll. Er kritisiert, dass die Stadt zwar argumentiert, es gebe keine Alternative zur Fällung, sie habe das geprüft – eine alternative Planung wurde den politischen Gremien aber nicht vorgelegt. Das sei „nicht transparent“, sagt Kroll. Der Buchholzer vermisst außerdem eine Bürgerbeteiligung. „Das wäre digital doch heute super möglich, ist aber nicht passiert.
Grüne rufen zu Menschenkette für Erhalt von Bäumen in Duisburg auf
Aufgerufen zu der Aktion hatten die Grünen, auch der BUND fordert den Erhalt der Bäume. „Straßensanierung auf Kosten von Bäumen muss der Vergangenheit angehören. Es kann nicht sein, dass man im Zeitalter des Klimawandels die natürliche Klimaanlage vor der Haustüre zerstört, ohne eine Alternativenprüfung für die Straßensanierung vorzunehmen“, sagt Kerstin Ciesla, Vorsitzende des BUND Duisburg.
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Mit der Menschenkette wollen die Grünen den übrigen Duisburger Parteien vor dem Ratsentscheid am 13. Juni vor Augen führen, wie viele Ersatzbäume sie gemäß alter Baumschutzsatzung hätten anpflanzen müssen. Auch einen Änderungsantrag wollen sie in die Ratssitzung einbringen.
„Mit der ehemaligen Baumschutzsatzung konnte schnell mal für einen alten Baum mit einem Stammumfang von zwei Metern ein Ausgleich von 5 Bäumen fällig werden“, sagt BUND-Frau Ciesla. An der Wedauer Straße sollen 26 Bäume gefällt werden, die Stadt will 30 neue pflanzen. Die Baumschutzsatzung wurde 2015 mit den Stimmen von SPD und CDU abgeschafft, immer wieder wird seitdem die Wiedereinführung gefordert.
Mehr als 2000 Unterschriften von Duisburgern fordern Erhalt der Wedauer Platanen
Auch viele Zuschriften an die Redaktion zeugen vom Unmut der Duisburger. „Die Meinung der Bürger, zum Beispiel eine Unterschriftensammlung gegen die Fällung der alten Bäume, zeigte leider auch keine Wirkung“, beklagte Anne Frehsee. Mehr als 2000 Unterschriften sind bislang ausgezählt, am Montag sollen sie der Duisburger Verwaltung übergeben werden. Bislang zeichnet sich keine Wirkung ab. Frehsees bitteres Fazit: „Warum engagieren sich Bürger überhaupt noch?“
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In den großen Kontext Klimakrise ordnet Leserin Birgit Hennig-Friebe den Streit um die Bäume ein. „Die erste Hitzewelle des Jahres 2022 brachte Duisburg wieder den kaum erstrebenswerten Rekord der Stadt mit den höchsten Temperaturen ein. Diesen Rekord zu halten, fällt für die Zukunft bestimmt nicht schwer, wenn noch mehr Bäume fallen!“
Leser Christoph Eckhard weist auf Dokumente der Duisburger Verwaltung hin, die die Platanen an der Wedauer Straße als vital einstufen, ihren Erhalt begrüßen und aus Baumgesundheitsgründen für möglich halten. Sein Fazit und sein Appell an die Politik: „Es ist schon erstaunlich, wie dreist städtische Behörden die Öffentlichkeit und die Ratsmitglieder hinters Licht führen. Der Rat sollte die Verwaltung kontrollieren! Deshalb: Bitte Entscheidung aufschieben und Alternativplanung in Auftrag geben.“
>> STADT DUISBURG: ALTERNATIVEN ZUR FÄLLUNG GEPRÜFT – ES GIBT KEINE
- Laut Stadtsprecher Falko Firlus hat die Stadt geprüft, ob und wie man die 26 Platanen erhalten kann. Demnach gebe es keine Alternative zur im Rahmen der Sanierung der Wedauer Straße geplanten Fällung. „Beispielsweise kommt es durch die notwendigen Bautätigkeiten zu großen Wurzelverlusten, wodurch die Bäume in ihrer Vitalität und Statik stark beeinträchtigen werden und möglicherweise absterben“, sagt Firlus.
- „Zudem bergen die hochliegenden Wurzeln jetzt schon massive bauliche Probleme, drücken Asphalt und Platten hoch. Die neu angelegten Oberflächen würden durch die verbliebenen Wurzeln kurzfristig wieder angehoben und zu erneuten Oberflächenbelagsschäden führen.“