Duisburg. Schwungvolle Märsche und dahingetupfte Kaffeehaus-Klänge: So hat unserem Kritiker das kleine Konzert „Ein Wiener Neujahrsmorgen“ gefallen.
Das große Neujahrskonzert der Duisburger Philharmoniker ist ja auf unbestimmte Zeit verschoben. Ein kleines Format unter dem Titel „Ein Wiener Neujahrsmorgen“ war jetzt aber im Opernfoyer des Duisburger Theaters zu erleben. Die Sopranistin Heidi Elisabeth Meier und ein sechsköpfiges Ensemble der Philharmoniker, das von Önder Baloglu als Stehgeiger angeführt wurde, präsentierten ein gut gelauntes und schwungvolles Programm.
Im ersten Teil des Konzertes versuchen sich die Musiker als Schauspieler und mimen ein Ensemble, das sich am Neujahrsmorgen ziemlich verkatert und derangiert zum Konzert trifft. Cellist Friedmann Dreßler verkündet dem Publikum: „Wenn Sie gewusst hätten, wann ich ins Bett gegangen bin, hätten Sie nicht geglaubt, dass ich jetzt hier vor Ihnen stehe!“ Natürlich sind die Musiker keine Staatsschauspieler und diese Szene wäre glaubhafter, wenn das Konzert wirklich am 1. Januar stattgefunden hätte. Das Publikum hat aber trotzdem seinen Spaß.
Wolfgang Wiechert tupft Kaffeehaus-Atmosphäre aus den Tasten
Mit dem schwungvollen Marsch „Wien bleibt Wien“ von Johann Schrammel fühlt man sich dann direkt in einen Heurigen nach Grinzing versetzt. Önder Baloglu sorgt für funkelnde Violinen-Klänge, während Klarinettist Andreas Reinhard mit weichem Ton die melodiöse Ergänzung ist. Sigrid Jann-Breitling bietet am Kontrabass eine kraftvolle Grundierung, während Lolla Süßmilch und Friedmann Dreßler das akkordische Mittelfeld ausfüllen. Wolfgang Wiechert am Klavier tupft die Kaffeehaus-Atmosphäre aus den Tasten.
Duisburger Philharmoniker bewegen sich in neue RichtungenSopranistin Heidi Elisabeth Meier spielt bei ihrem ersten Auftritt, die verspätete und verschlafene Diva, die mit dem Nachtzug aus Berlin anreisen musste. Mit „Ich bin die Christel von der Post“ trumpft sie sängerisch gleich groß auf und füllt das Opernfoyer bis in die die letzte Reihe und hinauf zur Galerie mit ihrer Stimme. Ihre Spitzentöne strahlen, dass es eine Freude ist, den Text gestaltet sie pfiffig und gut verständlich.
Natürlich dürfen bei solch einem Konzert die Klassiker von Johann Strauss Sohn, Franz Lehar und Robert Stolz nicht fehlen: So gibt es Ohrwürmer wie die vom Ensemble spritzig musizierte „Tritsch-Tratsch-Polka“ oder das von Heidi Elisabeth Meier sehnsuchtsvoll gesungene „Meine Lippen, sie küssen so heiß“.
Sextett der Duisburger Philharmoniker wagt auch internationale Ausflüge
Obwohl ein „Wiener Neujahrsmorgen“ auf dem Programm steht, wagen die Musiker auch Ausflüge in internationale Gefilde: „La Capricieuse“ vom Engländer Edward Elgar ist eine virtuose Salonmusik, die als Wiener Musik durchgehen würde. Önder Baloglu lässt hier den Bogen rasant über die Saiten funkeln. Mit „Les chemins de l´amour“ von Francis Poulenc fühlt man sich dann aber in die Belle Époque und nach Paris versetzt.
Nach der Pause des zweistündigen Konzertes befinden wir uns wieder in einem normalen Neujahrskonzert ohne schauspielernde Musiker: Pianist Wolfgang Wiechert und Cellist Friedmann Dreßler führen abwechselnd durch das Programm und erzählen dabei kleine Geschichten über die Stücke. Mit den sanft wiegenden „Loreley-Rheinklängen“ von Johann Strauss Vater erklingt ein Walzer der Strauss-Familie, bei dem es mal ausnahmsweise um den Rhein und nicht um die Donau geht.
Publikum applaudiert begeistert
Bei „Wiener Type“ von Eduard Strauss zeigen die Musiker ihre Vielseitigkeit: Heidi Elisabeth Meier wechselt an die Triangel und Friedmann Dressler an das Tamburin. Instrumentale Originalität bietet auch die Klarinetten-Phantasie von Adolf Schreiner, die dem begeistert applaudierenden Publikum als Zugabe geboten wird: Andreas Reinhard muss zwischen den kurzen Sätzen seine Klarinette auseinanderbauen und spielt zum Finale nur noch quickende Töne auf dem Mundstück.
>> Zweites Konzert am 16. Januar
Wer sich ebenfalls gerne musikalisch nach Wien und in alle Welt entführen lassen möchte, hat dazu am Sonntag, 16. Januar, um 11 Uhr noch einmal die Gelegenheit. Karten kosten 17 Euro.
Für Zuhörer und Zuhörerinnen gelten die 2G-Regeln.