Duisburg. Nach dem Einbruch ins Geschäft ihrer Familie hat eine Duisburgerin Vorwürfe gegen die Polizei erhoben. Die ging auf die Frau zu und äußert sich.
Der Anruf der Polizei schreckt sie nachts aus dem Schlaf, es ist kurz nach drei. Eine knappe Viertelstunde später läuft Sabine Salgert aufs Familiengeschäft zu. Das ist jetzt ein Tatort, die Polizei bereits da. Salgert schaut auf den mannsgroßen, gefüllten Sack im Eingang, und bekommt den nächsten Schreck. „Ich dachte zuerst, da ist eine Leiche drin.“ Doch es ist nur die zurückgelassene Beute, verpackt in einem Matratzenschoner: unzählige Zigarettenschachteln und große Tabakdosen. Damit haben es die beiden Einbrecher nicht aus der zerschlagenen Glastür einer Lottoannahme in Meiderich-Berg geschafft; Metallstreben waren ihnen im Weg.
Der Einbruch am frühen Freitag, 7. Januar, gegen 2.50 Uhr ist längst nicht der erste in das Lottogeschäft, in dem Sabine Salgert arbeitet und das ihrer Mutter Annemarie Peter gehört. Jedoch soll ihr dieser Polizeieinsatz Erinnerung bleiben. „Ein Täter konnte zweimal entkommen“, ärgert sich die Inhabertochter auch Tage später noch. Aus ihrer Sicht ist es in der Freitagnacht bei der Verfolgung der Täter zu einigen Pannen gekommen. Die Polizei widerspricht in zwei Punkten ganz klar.
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Erfolglose Verbrecherjagd: Duisburger Geschäftsfrau ärgert sich über ortsunkundige Polizisten
Einer der beiden Einbrecher war auf der Flucht zwar von einem Streifenwagen verfolgt worden. Entkommen konnte er jedoch, weil er einen Poller hinter sich ließ und die Streifenpolizisten im Auto sitzen blieben. Das will die Meidericherin über Polizeifunk und durch die Gespräche der Polizisten bei ihr am Tatort mitbekommen haben. „Das stimmt so nicht. Wir haben den Täter zu Fuß weiterverfolgt. Das war in der Dunkelheit jedoch schwer“, schildert Polizeisprecherin Jacqueline Grahl den Einsatz aus der Sicht der Behörde.
Schlimmer wiegt für Salgert jedoch, dass ortsunkundige Streifen für die Fahndung und Verfolgung eingesetzt worden seien. So habe man nämlich durchgegeben, dass der Einbrecher, der dank Poller entkommen konnte, später in ein Wohnhaus geflüchtet war. Die angeforderte Verstärkung soll jedoch zunächst zur falschen Straße gerufen worden sein. Die dadurch gewonnene Zeit nutze der unbekannte Täter wohl, um sich hinten über den Garten aus dem Staub zu machen. Eine Festnahme gab es in der Nacht nicht mehr.
Zusätzlich ließ später die Kriminalpolizei nach der Spurensicherung unabsichtlich zwei Röhrchen mit DNA-Proben im Lottogeschäft zurück. „Ein Fehler“, räumt Grahl ein. Die Proben seien durch ein Missverständnis doppelt genommen worden. Die Ermittler hätten also die Spuren trotzdem schnell überprüfen lassen können.
Nachdem in der Tatnacht alle Polizisten wieder abgezogen waren, blieb die Inhabertochter noch rund zweieinhalb Stunden alleine zurück. Sie wartete dort auf den Handwerker, der eine provisorische Tür einsetzen würde. „Ich bin kein Mensch, der schnell Angst hat“, sagt die Meidericherin, „aber in dem Moment habe ich mich richtig alleine gelassen gefühlt“.
Letztlich ist für Sabine Salgert und das Familiengeschäft alles gut ausgegangen. Bereits am selben Tag war der Laden, der im Stadtteil seit Jahrzehnten als Lotto Sturhahn bekannt ist, wieder größtenteils aufgeräumt. Die Beute, Tabakwaren im Wert von rund 6000 Euro, war wieder im Regal einsortiert. Dennoch hinterlassen die Handvoll Einbrüche der letzten Jahre bei ihr Spuren: „Ich hätte schon längst die Schotten dicht gemacht.“ Doch das entscheidet als Inhaberin ihre Mutter Annemarie Peter, die Nichte der Geschäftsgründerin. „Ich lasse mich von Einbrüchen nicht abschrecken“, gibt sich die 74-jährige Geschäftsfrau kämpferisch.
Polizei Duisburg arbeitet den Einsatz in Meiderich-Berg intern auf
Nach einer Anfrage dieser Zeitung ist das Beschwerdemanagement der Polizei auf Sabine Salgert zugegangen. In Gesprächen wurde die Kritik der Meidericherin aufgenommen und die Punkte mit der Einsatzleitung überprüft. „Nicht zu allem können wir öffentlich aus ermittlungstaktischen Gründen Stellung beziehen“, erklärt Jacqueline Grahl.
Die Polizei berichtet aber: Salgert habe sich nach dem Austausch gegen eine offizielle Beschwerde entschieden.
>> KRIMINALPOLIZEI SUCHT ZEUGEN UND HINWEISE
● Weiterhin sucht die Polizei nach den Kiosk-Einbrechern. Zwei Täter haben in der Nacht auf Freitag, 7. Januar, gegen 2.50 Uhr mit einem schweren Stein die Glastür an der Spichernstraße 48 eingeschlagen und sind ohne Beute geflüchtet. Hinweise auf die unbekannten Einbrecher nimmt das Kriminalkommissariat 14 jederzeit unter 0203 2800 entgegen.
● Kritik zu Polizeieinsätzen nimmt das Beschwerdemanagement der Polizei Duisburg entgegen, gerne per Mail an beschwerdemanagement.duisburg@polizei.nrw.de oder im Internet unter duisburg.polizei.nrw/internetwache (Unterpunkt: Lob / Beschwerde). Jede Wache oder auch die Bezirksbeamten sind ebenfalls ansprechbar und leiten die Kritik dann entsprechend weiter.
Diesen Text haben wir am 27. Januar nach neuen Erkenntnissen der Polizei aktualisiert.