Wenn das Gerüst wie geplant am Wochenende abgebaut werden kann, glüht „Rheinorange“ auch nachts wie eine Bramme, die gerade aus dem Stahlwerk kommt. Die Beleuchtung und der frische Anstrich mit 700 Kilo Reinorange – auf der Farbpaletten-Norm Nummer 2004 – lassen die Skulptur von Lutz Fritsch an der Mündung der Ruhr in den Rhein wieder als bedeutende Landmarke und Wahrzeichen der Stadt strahlen.
Die erste Landmarke
Im Zuge des Ausbaus des Ruhrtalradwegs war auf Bürgerantrag eine Beleuchtung der Skulptur verwirklicht worden. Im neuen Licht fiel aber auf, wie stark der Anstrich des 1992 errichteten Werks inzwischen gelitten hatte, das auch mit Graffiti besprüht worden war. Söke Dinkla, Direktorin des Lehmbruck-Museums, hatte darum nach dem ersten Probeleuchten angeregt, es zunächst auszusetzen. Die Duisburger Wirtschaftsjunioren, die 1989 den Anstoß zur Errichtung der Skulptur gegeben hatten, fühlten sich wieder in der Pflicht. Sie trommelten die 50 000 Euro zusammen, die die Instandsetzung gekostet hat. Die größten Spenden kamen von der Volksbank und der Hülskens Holding (jeweils 10 000 Euro); insgesamt rund 30 Firmen und Privatleute steuerten Beträge bei, zum Teil auch als Sachleistungen. Allein das Gerüst an der 25 Meter hohen, 7 Meter breiten und 83 Tonnen schweren Skulptur war kein Alltagsbau.
Dass die Beleuchtung seines „Rheinorange“ von Bürgern beantragt worden war, freut den Künstler besonders. Es zeige erneut, wie verwurzelt das Werk in der Stadt sei. Schon die Errichtung hatte er als „Wir-Unternehmung“ angegangen. Denn die Wirtschaftsjunioren hatten damals zwar die Idee, „an diesem historischen Erfolgsort“ ein Kunstwerk zu platzieren, so Ulrich F. Kleier, ehemaliger Vorstandssprecher der Wirtschaftsjunioren und IHK-Ehrenpräsident. Auf Vermittlung von Dinklas Vorgänger Christoph Brockhaus wurde dann auch der Künstler ins Boot geholt. Aber Geld musste erst aufgetrieben werden.
„Rheinorange“ gewann bald Freunde in Duisburg. Fritsch erinnert sich, dass seine „Bramme“ im Kleinformat sogar bei Demonstrationen der um ihre Arbeitsplätze kämpfenden Stahlarbeiter vorweg getragen wurde. Die Furcht ging um, sie könne aus dem letzten in Duisburg gekochten Stahl bestehen. „Es war kein Auftragsverhältnis, ich war nur der künstlerische Kapitän“, erinnert sich Fritsch: „Die Beleuchtung wird das Glühen noch stärker machen.“ Bislang war es vor allem die Abendsonne, die die Skulptur noch leuchten ließ, während die Umgebung allmählich grau wurde.
Söke Dinkla erinnert daran, dass 1989 noch keine Rede von Landmarken war. „Rheinorange“ sei in diesem Sinne die erste Landmarke gewesen, zum Symbol für das Ruhrgebiet geworden und habe eine Tradition begonnen. Die IBA habe das aufgegriffen und auch industrielle Landmarken wie den Gasometer in Oberhausen entdeckt: „Rheinorange zeigt, wie Identifikation entstehen kann.“