Duisburg. Christian Wilke verteilt bunte Gugelhupfe in Duisburg. Sein Beitrag, um die Stadt zu verschönern. Aber nicht abbeißen - der Kuchen ist aus Beton.
Die Kunst von Christian Wilke sieht zum Anbeißen aus. Vor dem Lehmbruck-Museum hat er zwei Napfkuchen positioniert, hellbraun, überzogen mit rosa-farbenem zuckrigen Tortenguss. Allein: Wer probiert, ruiniert sich die Zähne, auch wenn ein Exemplar angeschnitten ist. Die Kuchen sind aus Beton gegossen und sind Christian Wilkes Beitrag, Duisburg ein bisschen schöner zu machen. An vier Standorten kann man die Gugelhupfe entdecken.
„Das ist ein bisschen wie bei Pippi Langstrumpf: Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt. Beim Lehmbruck-Museum hab’ ich nachgefragt, ob ich die Torten installieren darf. Bei dem Rest suche ich mir einfach Orte aus, an denen man Menschen eine Freude machen kann“, erklärt der Ruhrorter. Privathäuser sind für ihn allerdings tabu, schließlich will er anderen eine Freude machen. Früher hat der studierte Künstler mal schlecht gemachte Graffiti verschönert.
"Die Kuchen sind nur ein Sidekick"
Seit der neunten Klasse war ihm klar, dass er Künstler werden möchte. Da war er allerdings noch als Musiker unterwegs. Die Band spielte Punkrock, „ziemlich schlecht“, wie er selbst gesteht. Also musste wenigstens die Performance stimmen.
Christian Wilke ließ sich immer neue Bühnenbilder einfallen, projizierte Dias auf die Band oder in den Hintergrund – und verlegt sich seitdem aufs Malen und Skulptur-Arbeiten. Für Ausstellungen im Atelierhaus Goldstraße hat er beispielsweise großformatige, knallbunte Arbeiten gefertigt. Auf den zweiten Blick offenbaren sich Humor und Ironie. Beim Goldverkauf war er mit schrillen Porträts von Sören Link vertreten – seine Reaktion auf die Absage der „Totlast“-Installation.
„Die Kuchen sind nur ein Sidekick.“ Aber ein ziemlich populärer. Zunächst gab es die Gugelhupfe im Kleinformat. Sie wurden mit Spezialkleber an Mauern geklebt – manchmal auch, um einen Gruß an andere Künstler, die im öffentlichen Raum arbeiten, zu hinterlassen. „Entweder war der Kleber nicht so gut oder sie waren sehr beliebt, auf jeden Fall sind sie oft verschwunden“, sagt Christian Wilke. Seit 2012 „backt“ er in Originalgröße.
Guerrila-Kunst wird mit Tortenspitze unterlegt
Das Beton gießt er in eine Silikon-Form, die er ummantelt hat, damit das Material auch tatsächlich in der Form bleibt. Später wird das Objekt hellbraun lackiert und wahlweise mit Puderzucker oder Guss aus Farbe versehen. Die Guerilla-Kunst wird sogar mit Tortenspitze unterlegt. „Ich wollte auf jeden Fall etwas Dreidimensionales schaffen.“
Und der Kuchen sei auch deshalb praktisch, weil er ihn gut mit dem Fahrrad transportieren kann. „Der Kuchen ist ein Platzhalter für etwas Schönes“, sagt Wilke, der vor 20 Jahren nach Duisburg kam und die Lebensqualität hier schätzt. Bei der Ausstellung „Public Home“ brachte er den Gastgebern einen mit – und platzierte weitere immer in 1,7 Kilometer Entfernung.
Bei den Besuchern des Lehmbruck-Museums kommt die Aktion übrigens gut an. Die Mitarbeiter berichten ihm immer, wie sich beispielsweise Schulklassen oder andere Gäste mit der süßen Kunst fotografieren lassen.