Duisburg.. Die Duisburgerin Leyla Jouvana hat vor 25 Jahren ein Festival ins Leben gerufen, bei dem sich einmal im Jahr die weltweite Szene trifft.
Zum 25. Mal wird in diesem Jahr Duisburg zum Nabel der Bauchtanzwelt. Neben dem 11. Wettbewerb „Bellydancer of the World“, zu dem sich über 400 Teilnehmer aus aller Welt angemeldet haben, kommen bei den Gala-Shows am 2. und 3. Dezember die Superstars der Szene auf die Bühne der Rheinhausen-Halle. Den Zuschauern wird ein Fest der Sinne versprochen. 60 Workshops laufen an sieben Tagen im Tanzzentrum an der Claubergstraße 20-22, in dem wir Leyla Jouvana treffen, die das Festival gegründet hat und leitet.
Wie erklären Sie sich den riesigen Erfolg des Festivals?
Leyla Jouvana: Mit der Qualität. Zu uns kommen die meisten Weltstars – aus Japan, Indien, Kasachstan, den USA, aus der Türkei und Europa sowieso. Das gibt es sonst nirgendwo. In der Jury sind auch Weltstars aus Ägypten.
Aber das war doch nicht von Anfang an so?
Beim ersten Festival vor 25 Jahren war die Clauberghalle schon im Juni ausverkauft, 600 Besucher standen vor der Tür. Das zweite Festival dauerte dann zwei Tage, wir sind schließlich in die Rheinhausen-Halle umgezogen und jetzt bei sieben Tagen und sehr vielen Workshop-Teilnehmern aus China, Hongkong, Vietnam, USA, Russland, Ukraine, Syrien und fast allen europäischen Ländern.
Erfordert das nicht eine riesige Organisationsarbeit?
Ja, wir arbeiten praktisch das ganze Jahr daran, nach dem Festival ist vor dem Festival. Und die Teilnehmer melden sich immer kurzfristiger an. Wir bereiten die Shows detailliert vor, wählen die Musik aus, es werden abwechslungsreiche Choreographien in den verschiedensten Tanzstilen erarbeitet und einstudiert, prächtige und schillernde Kostüme auf Maß angefertigt... Es macht Spaß, es ist unser Leben.
Wie sind Sie zum Bauchtanz gekommen?
Ich tanze seit meiner Kindheit, zunächst Folklore. Dann habe ich den Orienttanz gesehen und bin dabei geblieben. Es ist ein Geburtstanz, und mich fasziniert die Weiblichkeit. Das ist doch die wahre Emanzipation, Frau sei zu dürfen und seine Weiblichkeit tänzerisch darzustellen. Erotik ist ja nichts Schlimmes, es kommt auf die Intention an. Der Bauchtanz hat nichts Anzügliches oder Vulgäres, er hat mit Lebensfreude und Gesundheit zu tun, er ist Balsam für die Seele, man kann abschalten. Und er ist anspruchsvoller als viele denken, jedenfalls mehr als mit der Hüfte zu wackeln.
Aber die Kostüme betonen den weiblichen Körper sehr.
Ja, die Kleidung ist schon mutig, das ist Glanz und Glamour, es geht darum, in eine andere Rolle zu schlüpfen. Früher haben die Kostüme mindestens 2000 DM gekostet, heute gibt es viel mehr Anbieter, und es gibt schon Kostüme für 150 Euro.
Warum gefällt auch Europäerinnen dieser orientalischen Tanz?
Die Orientalen wachsen damit auf und haben einen kleinen Vorteil. Vor 25 Jahren haben die Leute geglaubt, das können nur Orientalinnen, inzwischen sind auch blonde Frauen akzeptiert. Wenn man fleißig übt, können alle erfolgreich sein. Es gibt ja so viele Stile – russisch, europäisch, amerikanisch, türkisch... Und es ist ja nicht nur Bauchtanz, auch Flamenco und Gipsy kommen hinzu, es ist faszinierend, wie es sich weiter entwickelt zu Tänzen der Welt.
Und frau muss auch nicht superschlank sein.
Man muss aber auch nicht unbedingt Bauch haben, man tanzt ja mit dem ganzen Körper. Jede Figur ist willkommen. Auch das Alter spielt keine große Rolle, in meinen Kursen sind Teilnehmerinnen von sechs bis 74 Jahren.
Männer sind ja eher Exoten in dieser weiblichen Tanzwelt. Wie ist Ihr Mann Roland dazu gekommen, Sie trommelnd zu begleiten?
Manchmal melden sich einzelne männliche Teilnehmer aus der Türkei oder Ägypten. Mein Mann tanzt ja nicht, er ist durch mich zur Musik gekommen. Die hat ihm gefallen, er hat Schlagzeug gelernt, bedient drei Trommeln gleichzeitig, spielt neben orientalischen Instrumenten auch Congas und afrikanische Trommeln. Er ist eine One-Man-Band. Wir haben uns gesucht und gefunden.
Sie sind aber nicht als Leyla Jouvana in Duisburg geboren?
Ich bin in Belgrad geboren und als Dreijährige mit meinen Eltern nach Wanheimerort gekommen. Duisburg ist meine Heimat, ich habe auch die deutsche Staatsangehörigkeit. Mein jugoslawischer Name war Lela Jouvanovich, daraus habe ich meinen orientalisch klingenden Künstlernamen gemacht.
>>>> Ein Wochenende mit Wettbewerb und Show
Ein Höhepunkt des Tanzfestivals ist stets die „Grand Gala Show“, die diesmal am 2. Dezember um 20 Uhr in der Rheinhausen-Halle beginnt. Dann kommen preisgekrönte Tänzerinnen auf die Bühne, die verschiedene Stile des Orienttanzes vertreten – von klassisch bis Fusion. Die Namen sind außerhalb der Szene kaum geläufig, beeindruckend aber ist die Internationalität: So wird mit Soraia Zaied ein Mega-Star aus Kairo angekündigt, dazu die Weltmeisterinnen Nikla Mlakar aus Slowenien und Ebru Bekker aus Russland. Weitere Tänzerinnen kommen etwa aus den USA (Silvia Salamanca) oder Frankreich (Hafida Chader).
Am ersten Adventswochenende wird auch der 11. Wettbewerb „Bellydancer oft the World“ ausgetragen, zu dem sich zur Zeit noch Bewerber anmelden. Am Samstag, 2. Dezember, beginnt der Einlass um 16 Uhr zur ersten Wettbewerbsrunde und den Show-Acts der Jury. Am Sonntag, 3. Dezember, läuft der Wettbewerb weiter und es gibt zwei Shows, Einlass ist mittags um 13.30 Uhr sowie nachmittags um 15.45 Uhr, bevor sich dann abends der Vorhang zur „Grand Gala Show“ hebt.
Kombi- und Einzeltickets für die Shows
An beiden Tagen dreht sich aber nicht nur auf der Bühne alles um den Orienttanz, sondern auch bei der Messe. Sie hat am Samstag von 13 bis 23 Uhr und am Sonntag von 12 bis 21 Uhr geöffnet. Mehr als 40 Händler bieten auf drei Etagen alles an, was das Tänzerinnenherz begehrt. Und getanzt wird auch hier: auf der Open Stage am Samstag von 13 bis 16 Uhr und am Sonntag von 12 bis 13 Uhr.
Wer nur zur Messe kommt, zahlt 10 Euro, der Eintritt für die Shows, die tagsüber laufen, beläuft sich auf 20 Euro, Einzeltickets für die Gala-Show am Sonntag kosten zwischen 29 und 34 Euro im Vorverkauf; es gibt Kombi-Tickets.