Ungelsheim.. Die Familie saß gerade beim Frühstück als sich ein stattlicher Uhu auf der Kinderschaukel im Garten niederließ. Ein seltener Anblick. Eigentlich meidet der Greifvogel Wohngebiete.
Ein Uhu zum Frühstück - das kommt nicht alle Tage vor. Als Rüdiger Beer sich gerade die erste Tasse Kaffee einschenken wollte, fiel sein Blick auf die Schaukel, die der Ungelsheimer für die Enkelin in seinem Garten Am Finkenacker aufgestellt hat. Doch diesmal saß ein großer Greifvogel auf dem Gerüst und schaute der Familie beim Frühstück zu.
Der Uhu, beeindruckende 70 Zentimeter groß, blieb in aller Seelenruhe sitzen, sogar zum Foto-Shooting. „Das Tier ließ mich auf fünf Meter an sich heran“, erzählt Beer.
Aber was macht man mit einem Uhu im Garten? Der Leser rief erst einmal die Polizei an. Die fühlte sich nicht zuständig. Schließlich machte er übers Internet Karl-Heinz Dietz, den Greifvogelexperten vom Duisburger Bund für Umwelt- und Naturschutz, ausfindig. Der Naturschützer, der in Buchholz wohnt, kam innerhalb von zehn Minuten angeflogen - und zwar mit Futter-Küken im Gepäck.
„Es handelt sich wahrscheinlich um ein Weibchen. Die sind nämlich um einiges größer als die männlichen Tiere“, erklärt Dietz. Außerdem vermutet der Vogelkenner, dass der Uhu irgendwo ausgebüxt ist. „Das Tier ist außergewöhnlich zahm“. Zwar gelang es dem ausgebildeten Falkner nicht, den Uhu auf die Faust zu locken, aber immerhin blieb das Tier weiterhin auf dem Gerüst der Schaukel hocken.
Der Duisburger Zoo vermisst keinen Uhu aus seinem Bestand, wie Rüdiger Beer auf Nachfrage erfuhr. „Das Tier kann auch ganz woanders herkommen. 50 Kilometer macht ein Uhu locker mit einem Flügelschlag“, erläutert Dietz.
Als Haustier eignen Uhus sich übrigens nicht - obwohl man sie problemlos übers Internet kaufen kann. Uhus können dem Menschen gefährlich werden. „Und außerdem machen sie in der Balz unglaublich viel Lärm. Das gibt garantiert Ärger mit den Nachbarn“, so Dietz.
Der Ungelsheimer Uhu wurde bereits mehrfach gesichtet. „Ich habe in der letzten Woche drei Meldungen gekriegt“, so Dietz. Einmal wurde das Tier in der Afrika-Siedlung in Buchholz, das zweite Mal im Sermer Wald und nun Am Finkenacker gesehen. Karl-Heinz Dietz bittet darum, sich bei ihm zu melden, sobald der Uhu wieder auftaucht. „Wir wollen ihn nicht einfangen, sondern nur beobachten“, versichert er. Interessant dürften die Beobachtungen auch für die Studentin sein, die Karl-Heinz Dietz im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeit über Greifvögel kontaktiert hat.
Wer den Uhu sieht, bitte bei Karl-Heinz Dietz, Telefon: 0173-69 29 735, melden.