Duisburg.. Jennifer Becker führt in „Die Rache der Verführerin“ Leser zurück ins 15. Jahrhundert und weckt damit Interesse bei „Mercators Nachbarn“.
Duisburg im 15. Jahrhundert wird zum Schauplatz einer romantischen Liebe: Für ihren ersten professionell angegangenen Roman „Die Rache der Verführerin“ hat sich Jennifer Becker eine anspruchsvolle Aufgabe gestellt. Schließlich sind Details des Alltagslebens im Mittelalter schwierig zu recherchieren. Ein Jahr lang hat es gedauert, bis die 30-Jährige alle Informationen zusammen hatte, um ein facettenreiches Bild zu entwerfen. Unterstützt wurde sie dabei von Marinko Betker aus dem Stadtarchiv, sie hat aber zum Beispiel auch den Steinturm in Huckingen besucht, um ein Gefühl von der Enge eines solchen Wohnturms zu bekommen. Offenbar hat sie so gut recherchiert, dass Historiker Jonas Krüning von der Bürgerinitiative „Mercators Nachbarn“ ihren Roman als Buchtipp empfiehlt.
Kaufmannstochter Katharine will ausbrechen
Die Geschichte handelt von der Kaufmannstochter Katharine, die wegen eines dunklen Geheimnisses vor der Liebe davon läuft. Als ihr geiziger Vater plant, sie zu verheiraten, kämpft sie umso mehr um Eigenständigkeit als Weinhändlerin. Der einzige, der ihr dabei helfen kann, ist ein schroffer, herrschsüchtiger Landadeliger. In einem anderen Handlungsstrang flüchtet eine Bürgerstochter vor einem Medicus, der sie zur Ader lässt. In Duisburg findet sie Zuflucht, doch sie eckt überall an, und bald spitzen sich Gerüchte über sie zu.
Inspiriert wurde Jennifer Becker unter anderem von der ältesten im Stadtarchiv vorhandenen Stadtrechnung von 1445. Darin wird erwähnt, dass Frauen für ihre Wacht vor den Stadttoren entlohnt worden sind. „Dank dieser Information konnte ich der Protagonistin mehr Handlungsspielraum verleihen“, sagt die Autorin.
Auch die Szene, in der Katharine an einem Feiertag gegen Mittag die Salvatorkirche betritt, warf viele Fragen auf. „Wie sieht es im Inneren der Kirche aus? Findet ein Gottesdienst statt? Wenn ja, wer hält die Messe?“ Dazu müsse man wissen, dass es nicht nur das Hochamt gab, sondern auch stille Messen, die von Altarvikaren abgehalten wurden.
Aufwendige Recherchen und viel Planung
Jennifer Becker hat MTA gelernt und gerade ein Sozialpädagogik-Studium begonnen. Eine künstlerisch Ader habe sie stets gehabt und „schon immer“ geschrieben. Nach diversen Erzählungen hat sie sich mit „Die Rache der Verführerin“ an ihren ersten Roman gewagt, also eine Arbeit, die mehr als Fantasie erfordert. Neben sorgfältigen Recherchen gehört auch viel Planung dazu. Die Handlung muss schlüssig, die Personen glaubwürdig, die Fakten stimmig sein.
Jennifer Becker beschreibt auch die Geschichte einer Emanzipation. „Auch die Geschlechterrollen heute sind ein Thema, das mich sehr interessiert.“ Beim Schreiben geht es ihr nicht nur um Unterhaltung. „Ich will immer versuchen, Dinge zu verändern. Künstler sollen aufzeigen, was sein sollte, und nicht nur den Ist-Zustand.“
>> RUNDGANG DURCHS MITTELALTERLICHE RUNDGANG
Für den 21. September planen die Autorin und „Mercators Nachbarn“ eine historisch-literarische Führung durch die Duisburger Altstadt. Beim Rundgang lernen die Besucher das mittelalterliche Duisburg kennen. Passagen aus dem Roman werden an einzelnen Stationen von Jennifer Becker rund Jonas Krüning vorgetragen.
Der Roman „Die Rache der Verführerin“ ist als E-Book und Print-Ausgabe (11,99 Euro) erhältlich (ISBN 978-3-7481-4926-2) – auch in der Buchhandlung Scheuermann am Sonnenwall, nicht weit entfernt von der Beekstraße, über die die Romanfigur Katharine zur Marienpforte läuft, um ihre Wache anzutreten.