Irene Ebert (50) ist mit dem Schiff vom Innenhafen nach Ruhrort gekommen. Mit vielen anderen geht sie von Bord und bahnt sich ihren Weg zum Binnenschifffahrtsmuseum. Auf dem Rücken einen Rucksack und in der Hand ein Fotoapparat. Ehemann Gerd (52) hält derweil den Regenschirm. Die beiden sind bestens ausgerüstet für die „Extraschicht“. Sie möchten viele Erinnerungen sammeln in dieser Nacht der Industriekultur: Im Landesarchiv waren sie bereits, im Binnenschifffahrtsmuseum wollen sie maritime Musik hören und zum Schluss wieder im Innenhafen das Feuerwerk bestaunen.
So wie das Ehepaar Ebert sind vielerorts die Menschen unterwegs. Sie fahren in Bussen oder mit Schiffen von Spielort zu Spielort, besuchen Konzerte und Erkunden die Geschichte des Ruhrpotts. Es scheint, als schlafe Duisburg nicht in dieser Nacht. Der Dauerregen – für viele halb so wild. „So einen Abend lassen wir uns nicht vom Regen nehmen. Schließlich kann man sich überall unterstellen – im Innenhafen und auch sonst“, sagt Irene Ebert. Die Neuenkämperin freut sich schon seit Wochen auf die Extraschicht. „Ich finde, dass ist eine wirklich tolle Idee.“ Gleich soll es wieder in den Innenhafen gehen – mit dem Bus. „Das wird bestimmt ganz schön voll“, fürchtet Gerd Ebert und ergänzt: „Man hätte noch mehr Busse einsetzen sollen.“
Vor dem Binnenschifffahrtsmuseum stehen Lars Wintgen und Freundin Nadine Friemer. „Wir fahren jetzt in den Innenhafen, bummeln über die Promenade und genießen hinterher das Feuerwerk“, sagt Wintgen.
Wer in Richtung Innenhafen fährt – ganz gleich, ob mit dem Auto, einem Schiff oder mit dem Bus – sieht schon aus der Ferne das imposante Landesarchiv. Für viele ist der Besuch dort eines der Highlights der Extraschicht. Führungen in das Herz des Archivars, wo Jahrhunderte alte Schriften bei konstanten 18 Grad und nicht mehr als 50 Prozent Luftfeuchtigkeit aufbewahrt werden, und auch Mitmachaktionen begeistern dort die Besucher: Hoch oben in der fünften Etage untersucht Archiv-Mitarbeiter Matthias Frankenstein mit Besuchern alte Schriftrollen. Der 13-jährige Sebastian Lind hat sich dort mit Papa Daniel ein Dokument aus dem 16. Jahrhundert zeigen lassen. „Das war echt spannend“, sagt Sebastian.
Einige Stunden später blitzt das Feuerwerk im Innenhafen in Michaela Tennens Augen: „Krass“, sagt sie nur. Ein toller Abschluss für einen spannenden Abend. Sie wusste zuerst nicht, ob sie die Raketen im Hafen oder im Landschaftspark beobachten soll. „Ist sicher beides gleich gut“, sagt sie.