Duisburg. Zahllose Bauprojekte sind in Duisburg auf die lange Bank geschoben. Auf dieser langen Bank hat jetzt ein weiteres Projekt Platz genommen: Das vielfach angekündigte Parkhaus am Hauptbahnhof mit 863 öffentlich zugänglichen Stellplätzen wird nicht realisiert. Vorerst nur?
Jetzt auch noch das geplante Parkhaus: Mit den Bauprojekten rund um den Duisburger Hauptbahnhof verhält es sich wie im bekannten Zählreim von den zehn kleinen Negerlein.
Hatte zum Anfang des Jahres 2013 Planungsdezernent Carsten Tum noch von zehn öffentlichen wie privaten Stadtentwicklungs-Projekten rund um den Verkehrsknotenpunkt Hauptbahnhof gesprochen, die nun eines nach dem anderen auf den Weg gebracht werden müssten, sind ein paar Monate später nur noch die öffentlichen Projekte, wie die Erweiterung der A59 und der Umbau des ehemaligen Mercatorkreisels mit bloßem Auge erkennbar.
Die privaten Bau-Projekte, wie das fünfstöckige Bürohaus und das Steigenberger-Inter-City-Hotel an der Bahnhofsplatte sind entweder längst auf Eis gelegt oder auf die etwas längere Bank geschoben.
„Der erste Dominostein muss fallen . . .“
Auf dieser langen Bank der aufgeschobenen Projekte hat jetzt ein weiteres Platz genommen: Das vielfach angekündigte Parkhaus mit 863 öffentlich zugänglichen Stellplätzen, das auf dem nördlichen Teil der „Duisburger Freiheit“, dem Aurelis-Gelände, genannt „Quartier 1“ direkt neben dem Hauptbahnhof an den Gleisen entstehen sollte.
Was ist passiert? „Es besteht“, so bekennt Olaf Geist, der Leiter der Aurelis Region West, „eine gewisse Enttäuschung über die Geschwindigkeit der städtebaulichen Entwicklung. Wir hätten uns für unsere eigene Entwicklungsfläche ebenfalls mehr Tempo gewünscht.“ Soll heißen: Weil derzeit links und rechts keine anderen Projekte (Möbel Höffner, Hotel, Büros auf der Freiheit etc..) realisiert werden, verspürt auch der einst bauwillige Parkhaus-Investor keinerlei Neigung, auf gut Glück ein Parkhaus in die Duisburger Stadtlandschaft zu stellen, von dem er nicht wissen kann, ob es sich täglich halbwegs mit automobiler Kundschaft füllt."
„Der erste Dominostein muss fallen, damit eine Dynamik reinkommt.“
Wir wollen jetzt so schnell wie möglich bauen“ hatte Geist noch vor genau einem Jahr von diesem Parkhaus-Projekt geschwärmt. Davon kann heute keine Rede mehr sein. Nicht nur, weil man als Autofahrer derzeit rund um den Hauptbahnhof ohne größere Mühe kostenlos oder zu kleinem Geld auch ohne Parkhaus gut parken kann, sondern auch, weil alle geplanten Projekte am Hauptbahnhof in psychologischer und einige auch in realer Wechselwirkung zu einander stehen.
Geist: „Hier gilt, der erste Dominostein muss fallen, damit eine Dynamik reinkommt, doch darauf warten wir noch alle.“
Zumindest das Baufeld „Quartier 1“, so bekräftigte Geist gestern noch einmal gegenüber der NRZ, werde jetzt zum Jahreswechsel 2013/14 erschlossen und baureif gemacht.
„Es wird in diese Stadt investiert, daran besteht doch gar kein Zweifel.“
Das bedeutet: Flächen frei räumen und um fünf Meter absenken, damit Platz geschaffen wird für geplante fünf Bürokomplexe für 1700 Mitarbeiter auf 44.000 Quadratmetern und für ein dann auch notwendiges Parkhaus.
Mit zum Entwicklungsplan des 3,6 Hektar großen Stadtquartiers gehört nach wie vor die Planung des Rad- und Fußweges von der Innenstadt, der über eine kleine neue Brücke über die A59 auf das Aurelis-Quartier-1-Gelände führt, von dort wiederum über eine neue noch zu bauende Brücke über die Koloniestraße zu Kriegers großer Möbelwelt führt, von dort querfeldein nach Hochfeld ins Gewerbegebiet am Wasserturm und dann zum Rheinpark.
Geist: „Es wird in diese Stadt investiert, daran besteht doch gar kein Zweifel. Auch wenn einige Projekte viel länger dauern als anfangs auch von uns selber eingeschätzt.“
„Ein Standort in Duisburg ist auch mal ventiliert worden. . .“
Zu einer Zeitungsmeldung vom gestrigen Tage, derzufolge der Düsseldorf Standort des Landesamtes für Umwelt, Natur und Verbraucherschutz (Lanuv) mit zahlreichen Abteilungen und 300 Mitarbeitern angeblich die Absicht habe, auf das Aurelis-Gelände „Q1“ zu kommen, mochte der Aurelis-Manager keinerlei Kommentar abgeben. Eine Sprecherin des in Recklinghausen ansässigen Landesamtes indes verwies diese Nachricht sofort in das Reich der Spekulation: „Davon kann überhaupt keine Rede sein. Es stimmt, unser Düsseldorfer Standort ist renovierungsbedürftig und wir überlegen, ob wir sanieren wollen oder lieber woanders neu bauen. In diesem Zusammenhang ist auch mal der Standort in Duisburg ventiliert worden. Mehr aber auch nicht.“
Somit gilt weiterhin der Appell an Geduld und Langmut: Warten bis der erste Dominostein fällt.