Duisburg.. An der Uni Duisburg wird die Evakuierung von Ballungsräumen erforscht. Seit Fukushima mehren sich die Nachfragen nach individuellen Notfallplänen für einzelne Städte. Zwei Promovenden wollen deshalb das Verfahren automatisieren.
Rein theoretisch könnten sie das ganze Ruhrgebiet evakuieren, der Rechner bräuchte nur vermutlich eine kleine Weile. Am Lehrstuhl für Logistik und Operations Research wird seit fünf Jahren ein mathematisches Modell entwickelt, das für jede Stadt einen eigenen Rettungsplan errechnen kann.
Den Auftakt machte probehalber Neudorf - für die Berechnung brauchte der Rechner auch nur einen Tag, erzählt Marc Maiwald. Der Betriebswirt und seine Kollegin Kerstin Seekircher sind wissenschaftliche Mitarbeiter im Profilschwerpunkt „Urbane Systeme“ der UDE. Ihr Ziel: Die Automatisierung des Systems, damit jede beliebige Stadt weltweit einen eigenen Plan bekommen kann.
Interesse an Evakuierungsplänen nimmt zu
Nach der Katastrophe von Fukushima fragten einige Städte nach einem eigenen Rettungsplan. Bislang musste aber für jedes einzelne Projekt auf der Basis von Open Street Map jede Straße mit Länge und Breite und anderen Faktoren, etwa ob eine Straßenbahn in der Mitte fährt, per Hand eingegeben werden. Wichtig ist auch, wo die Menschen zu unterschiedlichen Zeiten sind - daheim, auf der Arbeit, in der Schule.
Neudorf wäre rein mathematisch, wenn alle gleichzeitig über Fernsehen, Radio etc. informiert wären, binnen sechs oder sieben Minuten leer. „Wenn sich jemand weigert, seine Wohnung zu verlassen, können wir das natürlich nicht berechnen“, erklärt Maiwald. Aber anders als bei einem Bombenfund, wo man sich eher in Sicherheit wiegt, sei es ja etwa bei einem Chemie-Unfall: „Wenn die Menschen die schwarze Wolke sehen, gehen sie eher“, ist Seekircher sicher. Der Faktor Panik spielt in den Berechnungen der Logistiker keine Rolle. „Wir gehen von einer Idealwelt aus, in der sich alle nach Plan verhalten“, beschreibt Marc Maiwald.
Forschungsinteressen ergänzen sich
Ihre Forschungsschwerpunkte ergänzen sich: Während die 24-jährige Seekircher herausfinden will, wie sich Autofahrer verhalten und wie sich Situationen dadurch verändern, will der 26-jährige Maiwald erforschen, was passiert, wenn sich das Straßennetz verändert, etwa durch Unfälle oder andere zufällige Einflüsse. „Es geht nicht nur um die kürzeste Zeit, sondern auch um die robusteste Strecke“, erklärt Maiwald.
Schlussendlich hoffen aber beide, „dass man nie braucht, was wir erforschen.“
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