Duisburg..

Die IHK kämpft immer härter gegen das im Duisburger Norden geplante Factory Outlet. Vorwurf: In einer von der Stadt beauftragten Expertise wurde mit geschönten Zahlen operiert, um das Center durchzudrücken. Ein „Gegengutachten“ bestärkt sie.

Starker Tobak: Wurde in einer von der Stadt in Auftrag gegebenen Expertise mit geschönten Zahlen operiert, nur um am Standort Rhein-Ruhr-Halle ein Factory Outlet Center (FOC) durchdrücken zu können?

Der Eindruck drängt sich zumindest dem Hauptgeschäftsführer der Niederrheinischen Industrie- und Handelskammer (IHK), Dr. Stefan Dietzfelbinger, auf. Ein von der Kammer selbst in Auftrag gegebenes „Gegengutachten“ stärkt den IHK-Chef in seiner Einschätzung.

Das von der IHK eingesetzte Gutachterbüro aus Dortmund stellte fest, dass die Begründungen für die Ansiedlung eines FOC im Norden der Stadt und damit die Schaffung eines zweiten Hauptzentrums „fehlerhaft und nicht plausibel“ seien. Dietzfelbinger: „Mit dem Standort Marxloh für ein Factory Outlet Center setzt die Stadt Duisburg definitiv auf das falsche Pferd.“ Damit verabschiede sich Duisburg von der Umsetzung des Masterplans Innenstadt, die vom Rat vor drei Jahren einstimmig gefasst worden war.

Innenstadt gefährdet

Ein mit 25.000 qm Verkaufsfläche konzipiertes FOC gefährde nachhaltig die Innenstadt, ist Dietzfelbinger überzeugt. Er appelliert eindringlich an den Rat, die Foster-Planung nicht zu beerdigen. „Das ist für Duisburgs Ausbau als Oberzentrum der einzig zukunftsträchtige Weg.“

Politik und Verwaltung dürften nicht am Standort Rhein-Ruhr-Halle festhalten, nur weil eine andere Nutzungsmöglichkeit gefunden werden müsse, die eine kräftige Rendite abwirft, machte IHK-Geschäftsführerin Astrid Schulte deutlich. Und sie bestreitet zudem, dass Marxloh und Hamborn durch eine FOC-Ansiedlung zu Profiteuren werden könnten. Das Gegenteil wäre der Fall, prophezeit die IHK-Spitze. Die Zentren in beiden Stadtteilen würden verlieren. Astrid Schulte: „Zwei Mittelzentren schaffen noch lange kein Oberzentrum.“

Und die Gutachter bemerken: „Keines der beiden Zentren könnte die Ausstrahlungskraft eines Oberzentrums erreichen.“ Um den Norden zu stärken, bedürfe es stadtteilbezogener Masterpläne und „qualifizierter und passgenauer Konzepte“, heißt es in dem Gutachten der IHK. Alt-Hamborn und Marxloh müssten sich von Innen nach Außen entwickeln. IHK-Chef Dr. Stefan Dietzfelbinger: „Gerade die Stadtteilzentren sind Verlierer des Strukturwandels im Einzelhandel.“ Und gerade die großflächigen Einzelhandelsbetriebe seien die Treiber einer solchen Entwicklung.

„Wunschergebnisse beschrieben“

Für Dietzfelbinger steht fest: „Offensichtlich wurden mit den beiden von der Stadt befürworteten Untersuchungen Wunschergebnisse beschrieben.“ Als Entscheidungsgrundlage für Politik und Verwaltung seien sie, so der Hauptgeschäftsführer der IHK, „schlicht unbrauchbar.“

Die Bewertung der IHK-Gutachter deckte auf, dass neben stadtplanerischen Aspekten auch absatzwirtschaftliche Fehleinschätzungen vorgenommen wurden. So sei die Auswahl der untersuchten Standorte und Zentren im Umfeld Duisburgs in Teilen nicht nachvollziehbar, hieß es gestern bei der IHK. Vereinzelt seien je nach Bedarf Bestandsumsätze zu hoch oder zu niedrig angesetzt worden, und die Einbeziehung einzelner Städte hätte in der Summe zu einer Verringerung der möglichen absatzwirtschaftlichen und damit auch möglichen städtebaulichen Auswirkungen geführt. Zudem, so die IHK, basiere der im Einzelhandels- und Zentrenkonzept ermittelte Entwicklungsbedarf des Duisburger Einzelhandels auf zu geringen Eingangswerten sowie auf fehlerhaft hergeleiteten und überhöhten Zielgrößen.

Wie gesagt: Starker Tobak.