Duisburg. Die rumänischen Stars der Rheinoper haben beim Arienabend eine Weltklasseleistung geboten. Lange Geschichte hinter „Viva L ´Italianità“.
Einen Streifzug durch die Welt des Belcanto und der neapolitanischen Canzonetten bot der Arienabend „Viva L´Italianità“, der am Freitag im Duisburger Theater Premiere hatte. In 70 Minuten singen Adela Zaharia, Ramona Zaharia, Ovidiu Purcel und Bogdan Talos virtuose und gefühlvolle Arien aus dem Heimatland der Oper.
Der große Saal des Theaters, in dem zurzeit 250 Zuschauer zugelassen sind, war nicht ganz ausverkauft. Dieser Abend hat eine lange Geschichte. Eigentlich sollte Sopranistin Adela Zaharia die Hauptrolle in Vincenzo Bellinis „Die Nachtwandlerin“ singen, David Crescenzi sollte dirigieren und Johannes Erath die Regie übernehmen. Dann kam aber Corona, die Deutsche Oper am Rhein musste neu planen, und die Besetzung der Bellini-Oper wurde auf zwei Theaterabende umdisponiert.
Arienabend in Duisburg hat eine lange Geschichte
Johannes Erath inszenierte die Produktion „Vissi d’arte“, die Ende November in Duisburg gezeigt werden soll. Für Adela Zaharia und ihren Ehemann Bogdan Talos sowie das zweite Sängerehepaar Ramona Zaharia und Bogdan Baciu konzipierte man den Arienabend „Viva L´Italianità“. Da Bogdan Baciu dann aber das Angebot bekam, beim Donizetti Festival im italienischen Bergamo zu singen, ist er nur an den ersten drei Düsseldorfer Abenden dieses Arienkonzertes beteiligt und wird seit der Duisburger Premiere durch Ovidiu Purcel ersetzt. Der singt aber Tenor, während Bogdan Baciu Bariton ist. Dadurch musste die Arien-Abfolge verändert werden.
Bei der Duisburger Premiere liegt das Programm zudem nicht gedruckt vor und wird erst nach dem Konzert als Flugblatt nachgereicht. Da hätte man sich gewünscht, dass das Konzert moderiert wird. Schön wäre es gewesen, wenn die Sänger erklärt hätten, warum sie diese Stücke ausgewählt haben, selbst wenn dieser Moderation auf Englisch erfolgt wäre. Dies ist jedoch nicht der Fall, was bei Teilen des Publikums zu Ratlosigkeit und getuschelten Diskussionen führt, wo man sich denn gerade im Programm befände und welches Stück da gerade gesungen würde?
„Viva L´Italianità“: Gesang auf Weltklasseniveau
Trotz dieser problematischen Rahmenbedingungen bieten die Interpreten Gesang auf Weltklasseniveau. Die nicht verschwisterten Zaharias sowie Ovidiu Purcel und Bogdan Talos gehören zu den Stars des Rheinopernensembles und glänzen, auch international, im italienischen Fach.
Sopranistin Adela Zaharia eröffnet den Abend fulminant mit der Arie “Bel raggio lusinghier“ aus Giacchino Rossinis „Semiramide“. Ihr Sopran strahlt in allen Registern wie aus einem Guss. Rossinis Mischung aus düsterer Dramatik und virtuosen Koloraturen geht ihr ganz mühelos durch die Stimmbänder. Bei solch einem starken Rollenporträt, das die Sängerin in einer Arie bietet, verspürt man schnell den Wunsch, die Rheinoper müsste die Oper unbedingt auf den Spielplan setzen.
Ramona Zaharia singt Meisterstück aus ihrem Repertoire
Diesen Eindruck hat man auch bei Ramona Zaharias Arie aus Donizettis selten gespielter Oper „La Favorite“. Die Mezzosopranistin dreht ihren dramatischen Mezzo groß auf und entfaltet ein stimmliches Feuerwerk. Mit der Arie der Eboli aus Verdis „Don Carlos“ darf sie dann auch ein Meisterstück aus ihrem Repertoire singen, das sie auch schon auf der hiesigen Bühne verkörpern konnte.
Mit nachtschwarzem großem Bass trumpft Bogdan Talos in einer Arie aus Verdis „Ernani“ auf. Komödiantisches Talent kann er im Duett mit seiner Gattin Adela Zaharia beweisen. Die beiden singen das „Rataplan“ aus Donizettis „Regimentstochter“ und lassen den Text dabei rasant abschnurren. Wenn Talos die deutsche Sprache so perfekt beherrscht wie die italienische, dürfte er in einigen Jahren ein großartiger Hans Sachs in Wagners „Meistersinger“ oder Hagen in der „Götterdämmerung“ sein.
Duett aus Verdis „Rigoletto“
Als vierter Solist im Bunde präsentiert sich Tenor Ovidiu Purcel, der gemeinsam mit Adela Zaharia das Duett „Addio, addio“ aus Verdis „Rigoletto“ singt. Beide Interpreten stehen räumlich getrennt, stürzen sich aber mit viel Leidenschaft in ihre Rollen. Purcel steuert auch einige glanzvolle Canzonen von Francesco Paoli Tosti bei.
Auf Corona-Abstände achtet Purcel aber nicht, und bedankt sich beim Pianisten David Crescenzi nach jeder Darbietung stets mit Handschlag. Der am Klavier begleitende Dirigent begleitet seine Sänger flexibel und bringt bei dem von Bogdan Talos gesungenen „La strada del bosco“ den Flügel sogar zum Swingen.
Gleichzeitig ist Crescenzi aber auch ein Beispiel dafür, dass ein gefragter Dirigent nicht immer ein Weltklassepianist sein muss. Crescenzi kommt nämlich an verschiedenen Stellen immer wieder rhythmisch leicht ins Stolpern oder greift die Akkorde ungenau. Vom Publikum gibt es großen Jubel und „Zugabe“-Rufe. Die wird auch mit „Funiculi, Funicula“ prompt geliefert.
>>AUFTRITTE IN NEW YORK FIELEN AUS
Adela Zaharia war zum Beginn der Saison im von Marina Abramovic inszenierten Abend „7 deaths of Maria Callas“ auf der Bühne der Bayerischen Staatsoper München zu sehen.
Mezzosopranistin Ramona Zaharia hätte im November die Titelpartie in Bizets „Carmen“ an der New Yorker Metropolitan Opera singen sollen. Coronabedingt wurde in New York jedoch die gesamte Saison abgesagt.