Duisburg. Die Telefonseelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen besteht seit 40 Jahren. In dieser Zeit wurden 720.000 Anrufe beantwortet, 20.000 allein im letzten Jahr. 120 Ehrenamtliche leisten den Dienst. Sie werden regelmäßig geschult. Jüngster Trend: Immer mehr Menschen bereiten Armut und Arbeitslosigkeit große Sorgen.
Der Ursprung zur Telefonseelsorge kommt aus England. Nachdem sich ein Gemeindemitglied das Leben genommen hatte, annoncierte ein Londoner Pfarrer: „Rufen Sie mich an, bevor sie sich umbringen.“ Auch in Duisburg existiert die Telefonseelsorge mittlerweile seit 40 Jahren. Ihr wichtigster Schlüssel ist die Anonymität.
„Die Telefonseelsorge ist eine Erfolgsgeschichte“, sagt Pfarrer Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg, und fügt schnell an: „Natürlich nicht, weil sie wegen der Sorgen schon so lange benötigt wird, sondern weil wir sie seit 40 Jahren anbieten können. Das verdanken wir den vielen ehrenamtlichen Beratern.“
Hotline ist 24 Stunden erreichbar
Maria W. und Angelika K. (Namen geändert) sind zwei von 120 ehrenamtlichen Beratern, die derzeit für die Telefonseelsorge aktiv sind. Dreimal im Monat sitzen sie wie alle ihre Kollegen für vier Stunden hinter dem Apparat der kostenlosen Hotline, die 24 Stunden erreichbar ist. „In den Gesprächen geht es nicht immer nur um Suizid. Es geht um Einsamkeit, Eheprobleme oder Erziehungsfragen“, erzählt Maria W..
Die Telefonseelsorge wird von den evangelischen Kirchenkreisen Duisburg, Oberhausen und Mülheim sowie dem katholischen Bistum Essen finanziert. „Wir sind ökumenisch. Bei den Beratungen spielt Religion keine Rolle. Da geht es um die Probleme der Menschen“, unterstreicht Olaf Meier, der Leiter der Telefonseelsorge. Von Beginn an wurde die Seelsorge von den drei Städten Oberhausen, Duisburg und Mülheim gemeinsam angeboten.
20.000 Anrufe im letzten Jahr
In ihrer Geschichte sind bislang 720.000 Anrufe eingegangen, rund 20.000 waren es 2013. Nicht jeder Anruf führt auch zu einem Gespräch. „Manchmal legen die Leute auf, wenn sie am anderen Ende eine Stimme hören. Einmal hat sich jemand erst nach über 20 Anrufen getraut, zu sprechen“, berichtet Maria W..
Der wichtigste Schlüssel ist die Anonymität. Berater und Anrufer bleiben einander unbekannt. Die Nummer des Anrufers taucht genauso wenig auf dem Display auf wie die Nummer der Seelsorge auf der Telefonrechnung.
Der Sitz der Einrichtung hat kein Klingelschild. „Die Leute reden mit uns auch über schambehaftete Probleme wie ihre Sexualität. Da ist Anonymität hilfreich“, erläutert Angelika K., die bei den Anrufen einen Trend ausgemacht hat: „Armut und Arbeitslosigkeit spielt eine stärkere Rolle, als noch vor zehn Jahren“, bilanziert sie.