Ein alkoholkrankes Paar aus Hochheide verlor Kinder und Wohnung. Es zeltete am Uettelsheimer See. Laut der Stadt ist Obdachlosigkeit in Duisburg kaum existent.
Die Wohnung ist futsch, alle Habseligkeiten - inklusive aller Ausweispapiere - sind verloren und die beiden minderjährigen Kinder in der Obhut des Jugendamts. Dies passierte nun einer Hochheider Patchwork-Familie. Der Grund war die Alkoholsucht der Eltern (die Namen sind der Redaktion bekannt). Als sie zunächst keinen Ausweg wussten, campierten sie am Uettelsheimer See, bis ihr Zelt zerstört wurde. Seither schlagen sie sich von Tag zu Tag durch, kommen manchmal bei Bekannten unter. Ihr Ziel: Ein Entzug, damit die Familie wieder zusammenleben kann. Als alkoholkranke Obdachlose, sagt das Paar, sei das aber gar nicht so einfach. Dabei gibt es Hilfsangebote der Stadt.
Hilfsangebote sind rein freiwillig
„Wer in Duisburg obdachlos ist, der ist dies auf eigenen Wunsch“, sagt Sozialamtsleiterin Andrea Bestgen. „Es gibt ein dezidiertes Präventionssystem, damit niemand seine Wohnung verliert.“ Selbst bei plötzlichen Notfällen greife ein „ausgeklügeltes Hilfssystem“, mit dem Menschen sofort geholfen wird, etwa durch Plätze in Notunterkünften. „Wir können aber niemanden zwingen, die Angebote sind freiwillig.“ Im gesamten Stadtgebiet gebe es weniger als zehn Obdachlose, alle anderen seien hingegen zwar wohnungslos, hätten aber einen Platz zum Schlafen. Wer sich helfen lasse, zum Beispiel von der Fachstelle für Wohnungsnotfälle, müsse aber oft Zugeständnisse machen, insbesondere dann, wenn er vom Staat finanziell unterstützt wird. So würde die Stadt etwa die Miete automatisch an den Vermieter überweisen und nicht länger an den Betroffenen.
Hoffnungslos überfordert
Dem Paar aus Hochheide könnte also auch geholfen werden (und es gab bereits einige Versuche), doch die Sucht verhindert dies. „Ich bin hoffnungslos überfordert, ich weiß nicht mehr, wo oben und wo unten ist“, gesteht der Familienvater ein. Seine Partnerin kann derzeit ebenfalls nicht dafür sorgen, das gemeinsame Leben wieder auf die Reihe zu kriegen. Denn die Verlockungen des nächsten Rausches sind oft größer als die Entschlossenheit, selbst die kleinsten, aber notwendigen Behördengänge zu machen. Beide haben bereits einen früheren Entzug hinter sich und wissen, dass sie das durchstehen können. Ob sie diesmal den Kampf gegen den Alkohol gewinnen, ist jedoch fraglich. Die Hoffnung wollen sie aber nicht aufgeben.
Auch beim Jugendamt ist die Situation der Patchwork-Familie bestens bekannt. Die 15-jährige Tochter lebt derzeit bei Bekannten und macht gerade erfolgreich ein schulbegleitendes Praktikum, und ihr zehnjähriger Bruder ist in einem Heim untergebracht und geht ebenfalls regelmäßig zur Schule. „Aus Sicht des Kindeswohls ist alles optimal gelöst, die beiden leben jetzt in einer besseren Situation als in den Jahren zuvor“, sagt Jugendamtsleiter Thomas Krützberg. Das Ziel sei, den Kontakt zu den Eltern weiterhin aufrecht zu erhalten und letztlich die sich liebende Familie wieder zusammen zu führen.
Die Stadt hilft immer
„Die Eltern müssen aber aus dem Quark kommen und ihre Angelegenheiten regeln.“ Es sei immer eine „dramatische Situation“, wenn Eltern die Wohnung verlieren und Kinder fremd untergebracht werden, aber in Duisburg nichts Ungewöhnliches. Auch nicht, dass Alkohol eine gute Familie in arge Probleme stürzt. „Die Stadt Duisburg hilft immer, selbst wenn man nur in Unterhose und ganz ohne Unterlagen dasteht.“ Ausschlaggebend sei auch nicht, wie eine Situation entstanden ist. „Wir sagen bestimmt nicht: Selbst schuld, wir helfen nicht.“ Das sei auch im vorliegenden Fall nicht anders. Zwar nehme das Paar sogar etwas Hilfe an, doch bisher reiche das einfach nicht aus.