Duisburg. „Ganz weit weg und doch so nah“ lautet der Titel der neuen Ausstellung im Kindermuseum „Explorado“. Kinder können Reisebüro spielen, fremde Schriften lernen oder in einer Garküche kochen.
Laura (8) empfiehlt im Reisebüro „Ganzweitweg“ einen Kurztrip nach Norddeich. Da war sie schon ein paar Mal mit ihrer Familie. Schön sei es da, vor allem in den Ferien. Und das Bahnticket, das sie für den ICE ausstellt, ist günstig zu haben: 20 Euro trägt sie als Preis ein. Der Kunde, Mika (6), ist zufrieden. und läuft beschwingt zur nächsten Station der Ausstellung „Ganz weit weg und doch so nah.“ Heute wird die neue Schau, die vor einigen Jahren von einem Berliner Kindermuseum konzipiert und gezeigt wurde, im „Explorado“ eröffnet. Auf einem Marktplatz, in einem Friseursalon, einer Schulklasse und einer Küche werden den kleinen Museumsbesucher fremde Kulturen näher gebracht. Für ein entsprechendes Rahmenprogramm sorgen etwa Kooperationen mit der russischen Gesellschaft oder dem Konfuzius-Institut.
„Im Ruhrgebiet leben viele Menschen verschiedener Kulturen. Das Thema ist aktuell – und wenn man Vorurteilen gegenüber fremden Kulturen entgegentreten möchte, muss man bei den Kindern anfangen“, erklärt Carsten Tannhäuser, Leiter des Kindermuseums zur Idee der neuen Ausstellung. Bevor der Rundgang startet, können sich die Jungen und Mädchen verkleiden, etwa einen Sari anziehen oder einen Turban aufsetzen. Auf einem Marktplatz können die Kinder Schuhputzer spielen oder die Zutaten für ein internationales Gericht „einkaufen“ und mit Dirham, Pennys oder alten Pfennigen bezahlen. Amira hat noch nie einen echten Schuhputzer gesehen, schrubbt aber geduldig die Treter mit einer Bürste ab.
In einem nachempfundenen Klassenzimmer lernen die jungen Museumsbesucher indes, wie in anderen Ländern geschrieben wird und können selbst versuchen, mit fremden Buchstaben ihren Namen oder ein Zeugnis zu formulieren. Nebenan gibt’s ein Wohnzimmer, in dem die Kinder auf typischen Sitzkissen auf dem Boden Platz nehmen und sich die internationalen Spezialitäten – dargestellt etwa mit Plastikfisch, zubereitet in einer passenden Garküche – schmecken lassen können.
Monika Hewel, Teamleiterin des „Offenen Ganztags“ an der Ottfried-Preußler-Schule, durfte die Ausstellung mit den Schulkindern vorab inspizieren. „Das Thema passt prima zu dem, was im Unterricht besprochen wird. An unserer Schule sind auch Kinder aus unterschiedlichen Ländern.“
Positive Jahresbilanz
„Wir sind mit dem vergangenen Jahr sehr zufrieden und hatten einen Besucherzuwachs von 56 Prozent“, sagt Carsten Tannhäuser. Mehr als 100.000 Kinder und Erwachsene haben sich auf den Weg in den Innenhafen gemacht. Viele fahren bis zu eineinhalb Stunden, um sich die Ausstellungen anzuschauen. „Wir sind das erfolgreichste Kindermuseum Deutschlands, und das ganz ohne öffentliche Förderung“, so Tannhäuser. „Es wäre schön, wenn wir ein bisschen Unterstützung von der Stadt bekommen würde“, wünscht er sich. Zwar beteilige sich das Haus bereits an den „Akzenten“ oder dem Kinderkultur-Festival, aber von offizieller Seite gab es noch keinen Besuch.
In den nächsten Monaten will das Team neue Angebote für Schulklassen entwickeln und 150.000 Euro in neue Exponate für das Außengelände investieren.