Duisburg. Zusammen mit sieben weiteren Angeklagten steht der ehemalige Klinikum-Chef Reinhard Isenberg wegen Untreue vor der Wirtschaftskammer des Landgerichts. Sie sollen das Krankenhaus um insgesamt 2,6 Millionen Euro geschädigt haben. Der Verteidiger sieht seinen Mandanten jedoch als Opfer.
Wegen schwerer Untreue steht Reinhard Isenberg, früherer Geschäftsführer des Klinikums Duisburg, seit Montag vor der Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts. In den Jahren 2003 bis 2007 soll er unberechtigt über 300.000 Euro Tantiemen kassiert haben.
Außerdem soll Isenberg die Personalabteilung angewiesen haben, ihm zahlreiche Überstunden zu bezahlen, die er nie geleistet habe. Und auch die Dienstwagen des Klinik-Chefs sollen deutlich teurer gewesen sein, als es ihm sein Vertrag erlaubte. Isenberg sitzt nicht alleine auf der Anklagebank.
Sieben weitere Angeklagte im Alter zwischen 40 und 81 Jahren aus Duisburg, Geldern und Dinslaken, darunter der ehemalige EDV-Chef des Klinikums, müssen sich wegen Untreue beziehungsweise Beihilfe dazu verantworten. Mit dubiosen Geschäften sollen die zwei ehemaligen Klinikum-Mitarbeiter und fünf Inhaber mehrerer sogenannter Consulting-Firmen das Krankenhaus um insgesamt 2,6 Millionen geschädigt haben.
Angeklagte wollen sich äußern
Zu der langen Liste von Vorwürfen, die der Staatsanwalt gestern verlas, gehören überteuerte Ankäufe veralteter Computer, sinnlose Wartungsverträge für Server, für die zum Teil noch Garantie bestand und die deutlich billiger vom Hersteller hätten gewartet werden können oder Tausende Euro für das Einscannen von Akten, die man an jeder Ecke für einen Bruchteil hätte digitalisieren lassen können.
Alle acht Angeklagten kündigten an, sich an den folgenden Verhandlungstagen - zehn sind insgesamt noch bis zum 7. Februar vorgesehen - zu den Vorwürfen äußern zu wollen. Da der Schneefall die Anreise der Verfahrensbeteiligten erheblich verzögerte und der Prozess mit knapp zwei Stunden Verspätung begann, kam bislang allerdings nur der Verteidiger von Reinhard Isenberg zu Wort.
Anwalt sieht Isenberg als Opfer
Der erklärte seinen Mandanten nicht für unschuldig. Im Gegenteil: „Mag sein, dass an dem Vorwurf der Untreue was dran ist“, so der Anwalt. Dennoch sieht er Isenberg als Opfer.
Sein Mandant sei 1999 als Sanierer für das in Schieflage geratene Klinikum angetreten und habe den Krankenhausbetrieb in einen wirtschaftlichen Aufschwung geführt, betonte der Anwalt. Doch Isenberg habe Entscheidungen im Zusammenhang mit dem Verkauf von 49 Prozent Anteile des kommunalen Klinik-Betriebes 2007 an den privaten Krankenhauskonzern Sana nicht mittragen wollen.
„Dadurch ist er für das Klinikum und die Stadt zur unerwünschten Person geworden“, so der Verteidiger. Zunächst sei Isenberg suspendiert, dann fristlos gekündigt worden und OB Adolf Sauerland habe ihn schließlich für Dinge angezeigt, die zuvor Jahre lang niemals beanstandet worden seien. Erfolgstantiemen seien durchaus üblich, so der Anwalt. Isenbergs Nachfolger seien sie sofort zugesichert worden.