Auf dem Papier sind alle West-Schüler versorgt. Aber viele, die eigentlich zur Gesamtschule wollen, müssen gegen den Willen der Eltern zur Hauptschule. Und im Stadtteil Rumeln-Kaldenhausen gibt es nach dem Auslaufen der GHS Schulallee nicht einmal mehr die.


Duisburg-Rheinhausen. Die Gesamtschulen im Duisburger Westen sind beliebt - beliebter, als es manchen Eltern lieb ist. Denn jedes Jahr melden dort mehr Rheinhauser und Homberger ihre Kinder an, als Plätze zur Verfügung stehen. Diese Erfahrung musste auch Hubert D. (Name der Redaktion bekannt) aus Rumeln machen. Seine Söhne, 10 und 11 Jahre alt, verlassen im Sommer die Grundschule - voraussichtlich gehen sie zur Hauptschule Friedrich-Ebert-Straße in Rheinhausen. Dabei war eigentlich alles ganz anders geplant.

Die Empfehlung der Klassenlehrer für D.s Söhne lautete: Hauptschule. Was den Vater zunächst nicht störte: „Das dreigliedrige Schulsystem ist ja eh ein Auslaufmodell.“ Stattdessen sollten die beiden auf eine Gesamt- oder Gemeinschaftsschule. Dort sollte sich dann herausstellen, ob sie tatsächlich „nur“ den Hauptschulabschluss ansteuern, oder vielleicht doch nach höheren schulischen Weihen streben. „Es gibt ja auch ,Spätzünder’. Und es ist gut, wenn nicht schon in der vierten Klasse festgelegt wird, wie es die nächsten sechs bis neun Jahre weiter geht.“

In Moers und Krefeld auch kein Platz

Doch es lief anders, als D. es sich vorgestellt hatte: Eine Gemeinschaftsschule gibt es in Rheinhausen bekanntlich noch nicht - die kommt frühestens 2015 - „wenn alles läuft, wie geplant“, so eine Sprecherin der Stadt vorsichtig - am Standort der Realschule am Körnerplatz. Und bei den Gesamtschulen - sowohl Heinrich Heine in Bergheim als auch Lise Meitner in Rheinhausen-Mitte - war für die Jungen kein Platz mehr frei. „Die Globus-Gesamtschule am Dellplatz oder die Gesamtschule Ruhrort hat man uns als Alternative angeboten - da müssten die Kinder jeden Morgen erst mal über eine Stunde mit dem Bus hin fahren. Das fand ich inakzeptabel.“

Näher wären von Rumeln Gesamtschulen in Moers oder Krefeld-Uerdingen gewesen. Aber auch da war nichts zu machen. Selbst die Möglichkeit, die Jungs zwar auf eine Hauptschule, aber wenigstens im selben Stadtteil zu schicken, gibt es für Rumelner nicht mehr - die GHS Schulallee ist bekanntlich in Auflösung begriffen, an weiterführenden Schulen gibt es in Rumeln bald nur noch das Einstein-Gymnasium. Die letzte Hauptschule des Bezirks - die im Zweifel alle schulpflichtigen Kinder aufnehmen muss - verbleibt an der Friedrich-Ebert-Straße.

Die unschöne Erfahrung, keinen Gesamtschul-Platz zu bekommen, machen 2013 in Duisburg vermutlich mindestens 304 Elternpaare, 55 davon im Bezirk Rheinhausen. Denn für die 1615 Schulplätze haben sich 1919 Schüler beworben. Und darin sind bislang nur die Erstanmeldungen berücksichtigt. Besonders eklatant klaffen Wunsch und Wirklichkeit an der Rheinhausener Lise-Meitner-Gesamtschule auseinander: 222 Kinder sollen dort nach dem Willen ihrer Eltern die weiterführende Schullaufbahn beginnen. Platz ist allerdings trotz der Aufstockung auf fünf Züge nur für 145 - 72 Kinder werden sich also umorientieren müssen.

Das werden jetzt Hubert D. und seine Söhne tun. Da die Empfehlungen der Grundschul-Klassenlehrer keine bindende Wirkung mehr haben, hätten die beiden nach einem Gespräch mit der Schulleitung auch zur Realschule gehen können. Davon hat D. nach eben jenem Gespräch allerdings Abstand genommen. Und der ungeliebten Notlösung, der Hauptschule Friedrich-Ebert-Straße „muss man zumindest lassen, dass alle, mit denen ich bis jetzt gesprochen habe, sehr freundlich, engagiert und kompetent waren“.

Immerhin: Kleine Klassen

Auch von einer Klassenstärke von maximal 20 Schülern hätte D. an einer Gesamtschule nur träumen können. „Dass zwar alle Politiker die Hauptschule als Auslaufmodell sehen, aber meine Jungs trotzdem da hin müssen, weil an den eigentlich gewollten und zukunftsfähigen Schulen kein Platz ist“, findet Hubert D., „ist trotzdem ein Unding.“

In ganz Duisburg haben sich bislang 1919 Schüler für 1615 Plätze an Gesamtschulen angemeldet - gut 300 werden nicht dort unterkommen. In Rheinhausen gibt es 281 Plätze - 65 zuwenig für 346 potentielle Schüler.

Freie Plätze gibt es an den Real- und Hauptschulen: Für die Rheinhauser Willi-Fährmann-Realschule, die vergangenes Jahr 79 Schüler angenommen hat, liegen bislangnur 33 Anmeldungen vor. Zur Hauptschule Friedrich-Ebert-Straße, die 2012 35 neue Schüler bekam, wollen bislang nur elf Fünftklässler.


Bei den Gymnasien halten sich Anmeldung und Aufnahme ungefähr in Waage.