In Jules Vernes Roman geht es „In 80 Tagen um die Welt“ – die New York Gospel Stars befinden sich momentan auf ihrer Tournee „In 62 Tagen durch Deutschland“. Dabei spielen sie täglich an einem anderen Ort – jetzt machten sie in Rheinhausens Erlöserkirche halt.
Der sechsköpfige Chor um Reverend Craig Wiggins besteht seit sechs Jahren und rekrutiert sich aus den „besten Stimmen“ aus dem New Yorker Umfeld, wie der musikalische Leiter versichert. Im Jahre 2002 hat der 40-jährige Autodidakt, der seit seiner Kindheit in Chören singt, bereits einen Grammy gewonnen mit dem Gesangsprojekt „Lovefellowship-Choir“.
In der prall gefüllten Erlöserkirche mit 550 Zuschauern, laut Veranstalter, heizten die Profisänger dem gespannten Publikum direkt heftig ein mit dem Intro „Are you ready for the New York Gospel Stars“. Sie schwenkten gekleidet in ihren blauen Roben dabei wild mit den Armen und brachten die sofort stehenden, begeisterten Zuschauer dazu, gleichfalls eine ungewöhnliche Mischung aus Zumba und Aerobic auf den bis zur Empore gefüllten Rängen aufzuführen. Sydne Rome jedenfalls hätte gefühlte 30 Jahre seit Erfindung dieses Sports ihre Freude an dem Anblick von fast 1000 im Takt wedelnden Armen gehabt.
Vier Sängerinnen und ein Reverend
Somit war die Stimmung garantiert, während die Kirche pulsierte, und die New York Gospel Stars gingen von einem Gospel-Blues in den nächsten: über „Can’t stop praising his name, Jesus“ und „Do not pass me by“ bis hin zu „My soul has been anchored“. Und jede der vier Ausnahmesängerinnen bekam irgendwann ihren Solopart und durfte „Whitney Houston“ – heißt also ausufernde, sicherlich technisch perfekte Koloraturen, die aber in die Länge gezogen ziemlich nervig werden können – spätestens wenn das zweisilbige „be-cause“ mit etwa 20 unterschiedlichen Tönen, mal Tonleiter rauf oder runter, belegt wird. Der Großteil des Publikums allerdings empfand es anders und es gab fast jedes Mal stehende Ovationen für die Solopassage.
Musikalisch gut wurde es in dem Tribute an die „Queen of Soul“ Aretha Franklin, die ebenfalls als Gospel-Sängerin gestartet ist: Bei „How I got over“ zeigte die junge Melodie Nicholson ihre gesanglichen Fertigkeiten und behielt auch in den Solo-Passagen - ihres großen Vorbilds würdig - noch die Contenance.
Auch Reverend Craig Wiggins ließ seinem schwebenden Tenor freien Lauf, überzeugte bei der Interpretation der amerikanischen Hymne „Amazing Grace“, die er anfangs sehr still begann, um später ohne Mikrofonverstärkung gegen seinen geballten Chor im Publikum stehend anzusingen. Mit „Jingle Bells“ folgte noch ein verspäteter Tribut an Weihnachten, leicht jazzig im Swing angestimmt von der guten Rhythmussektion um Eugene Reid am Keyboard und Isaak Johnson an den Drums. Natürlich durften Klassiker wie „Kumbaya, my Lord“ und „Go tell it on the mountain“ nicht fehlen, und Sängerin Celestrial Powe patzte gewollt in dem Stück „When the saints are marching in“, so dass das Publikum übernehmen konnte.
Nachdem Craig Wiggins das Publikum unzählige Male gefragt hatte, ob es glücklich sei, folgte fast konsequent als Zugabe „O happy day“ – und noch mal brodelte es wie bei Whoopi Goldbergs „Sister Act“ in der Erlöserkirche