Duisburg.. „Functional Fitness“ ist nichts für Weicheier. Zehn Hobby-Sportler lassen sich von Dominique Dreher lang machen – wir wagten den Selbstversuch.

„Bist du sportlich?“, fragt mich Dominique Dreher zur Begrüßung. Er ist es auf jeden Fall. Der Personal Trainer ist der Typ Modellathlet. Dreher misst über 1,90 Meter und ist gnadenlos durchtrainiert. Seit diesem Sommer schleift er die Eishockey-Cracks vom EV Duisburg. Beim „Functional Fitness“ wird er meine Leistungsfähigkeit auf eine harte Probe stellen.

„Functional Fitness“ kommt der amerikanischen Crossfit-Bewegung nahe. Crossfit gilt als das härteste Workout der Welt. In einem Zirkel werden verschiedene Stationen bewältigt, bei denen Kraft, Stabilität und Koordination trainiert werden. „Wir beanspruchen jeden Teil unseres Körpers“, verspricht Dreher während er das „Folterwerkzeug“ aus seinem Kombi lädt. Lkw-Reifen, Medizinbälle und eine Koordinationsleiter kommen zum Vorschein. Mir schwant Böses.

45 Sekunden Belastung, keine Pause

Neun weitere Sportler gehören zu der Gruppe, die der Personal Trainer eine Stunde lang drillt. Die Stationen werden jeweils zu zweit „beackert“. „Meist stelle ich einen erfahrenen Athleten zu einem Anfänger“, erklärt der 29-Jährige. Mein Trainingspartner ist Christian Schmidt. Er ist erklärter Anhänger von Functional Fitness. „Als ich hier angefangen habe, wog ich 130 Kilo. Jetzt sind es 25 weniger. Ich bin mit Herzblut dabei“, berichtet der Rheinhauser.

Trainiert wird auf der Skulpturenwiese hinter dem Seehaus. Vor der eigentlichen Einheit steht ein Warm-up an: Hampelmann, Kniebeugen und Sprünge gehören zum Aufwärmprogramm. Ich spiele sonst Tennis: Es dauert nicht lange – mir bricht der Schweiß aus. Und dann geht’s erst richtig los! Die Musik wird aufgedreht, das Zirkeltraining 2.0 beginnt.

Trainiert wird mit Sporttaschen und Lkw-Reifen

Christian und ich werfen zunächst mit Gewichten gefüllte Sporttaschen durch die Luft. „Rücken gerade, auf geht’s“, ruft mir Dreher zu. Die Stimmen von ihm und seiner Frau Anna schallen pausenlos über die Rasenfläche. Training ist bei den Drehers Familiensache. Immer wieder motivieren sie ihre Teilnehmer. 45 Sekunden beträgt die Belastungszeit. Danach schnellt man zur nächsten Aufgabe. Eine Pause gibt es erst, wenn der ganze Zirkel einmal absolviert ist.

Nun muss ich einen monströsen Lkw-Reifen aufrichten und auf die andere Seite drehen. Nach zwei Wiederholungen schießt das Laktat in die Oberschenkel und die Arme. Warum mache ich das eigentlich? Weitere drei Stationen, unter anderem Sit-Ups mit Medizinball, folgen. Danach dürfen wir uns eine Erfrischung gönnen. Aber nur kurz, die nächste Serie startet in einer Minute.

Training verbrennt bis zu 500 Kalorien

„Du schaffst das“, bestärkt mich mein Trainingspartner. Die Gruppenmitglieder unterstützen sich gegenseitig. „Das ist uns wichtig“, verrät Sportskanone Anna Dreher. Fünf Durchgänge sind insgesamt zu absolvieren. Spätestens beim dritten kämpfe ich gegen mich selbst und verfluche jedes Stück Pizza und jeden Teller Pasta aus dem vorhergegangenen Italien-Urlaub. Bis zu 500 Kalorien werden bei einem solchen Training verbrannt. „Am Anfang ist die Willensstärke entscheidend. Die Fitness kommt mit der Zeit“, sagt unser Trainer. Besonders bei den Liegestützen à la Dreher, bei denen man mit einem Bein in einer Schlaufe hängt, stoße ich an meine Grenzen.

Nach einer Stunde ist es vollbracht – ich fühle mich erschöpft, aber glücklich. Schweiß ist geflossen, die Muskeln sind schwer. Was ich gegen den Muskelkater am Folgetag tun kann, frage ich meinen Trainingspartner Christian. „Gar nichts. Du musst ihn einfach nur durchstehen.“ Die nächsten Tage sind hart.