Duisburg.. Edmund und Bettina Franzen verkaufen ein Lebensgefühl. Das Paar betreibt ein Autohaus in Duisburg und hat sich auf das Modell Piaggio „Ape“ (übersetzt „Biene“) spezialisiert. Das Fahrzeug mit drei Rädern kommt ursprünglich aus Italien.
Was für eine flotte Biene! Mit Verlaub – gemeint ist nicht etwa Bettina Franzen, obwohl das durchaus ein angemessenes Kompliment wäre. Ein Besuch bei den Franzens in Neudorf ist wie ein kleiner Italien-Urlaub. In ihrem Autohaus am Sternbuschweg gibt’s keine aufgemotzten, schnellen Schlitten, aber Apes aller Art.
„Kunden, die zu uns kommen, fragen erstmal, ob das ein Museum ist oder ob man die Autos auch kaufen kann“, erzählt Bettina Franzen lächelnd. Man kann. Ihr Mann Edmund betreibt seit Jahren eine Werkstatt in Neudorf – „so eine im Hinterhof“ – und schraubt bevorzugt an alten Schätzchen.
Keine Plakettenpflicht
Die Dreiräder kannten beide aus dem Italienurlaub. Die Idee, sich auf diese Flitzer zu spezialisieren, kam ihnen, als sie so ein Vehikel in eine mobile Kaffeebar umfunktionierten. „Gewöhnlich sind unsere Kunden nun auch nicht“, erzählt das Paar lachend. Wer mit so einem Vehikel durch die Stadt braust, will etwas besonderes fahren. „Die Leute schauen meistens freundlich und winken, wenn sie einen sehen.“ Geblitzt werden könne man übrigens auch. „Aber da lächelt dann sogar die Polizei“, berichtet sie.
Nicht nur Privatleute haben die Dreiräder für sich entdeckt. Mitarbeiter von Firmen tuckern mit einer Apes übers Werksgelände. Handwerker transportieren ihr Material mit dem kleinen Pritschenwagen. Die Plakettenpflicht besteht für diese Autos nämlich nicht.
Selbst Neuwagen sehen alt aus
Die Vehikel kommen meist direkt aus Italien. Bettina und Edmund Franzen touren regelmäßig mit einem Anhänger durch das Urlaubsland – auf der Suche nach brauchbaren, alten Modellen. „Italienisch können wir inzwischen, dass muss man auch, um mit den Italienern richtig verhandeln zu können“, erzählt der Automechaniker. Mittlerweile sei es schwieriger, gut erhaltene „Apes“ zu finden.
Doch selbst die Neuwagen, die in ihrem Autohaus stehen, sehen alt aus. Die „Ape Calessino Diesel“ zum Beispiel. Ein Einzylinder mit 65 Stundenkilometern Höchstgeschwindigkeit. Sie ist das neueste Modell, was derzeit vom Band läuft, ist aber früheren Vorgängern nachempfunden. Mit ihrem Dach aus Stoff sieht der Wagen fast aus wie eine Rikscha. Schick für Familienausflüge oder als Werbefläche für Firmen.
Fanclub gegründet
Für Jüngere gibt’s inzwischen eine Sport-Variante – mit Racing-Streifen und Startnummer auf der Tür. Gelenkt wird nicht mit einem Rad, sondern einer Stange, so wie bei Mopeds. „Bis 1,90 Meter passt man gut hinein. Wer größer ist, muss das Dach ausbeulen“, scherzt Edmund Franzen.
In Duisburg und am Niederrhein hat sich übrigens inzwischen ein Fan-Club gegründet. „Apeisten“ nennen sie sich. Wer sein Traumauto bei Franzens auf der Homepage entdeckt, der reist aber auch quer durch die Republik nach Duisburg, um in seiner „Bella Ape“ im italienischen Lebensgefühl zu schwelgen.