Duisburg. Ingeborg Neuhaus gibt seit mehr als 30 Jahren Yoga-Kurse in Duisburg-Duissern. Sie ist überzeigt, dass es nie zu spät sei damit anzufangen.
Ingeborg Neuhaus ist die älteste Kursleiterin des Evangelischen Familienbildungswerks, soviel ist sicher. Seit mehr als 30 Jahren unterrichtet die 80-Jährige Yoga. Sie lernte die Sportart in den 60er Jahren kennen, als Yoga noch kein Trend war. Eine Arbeitskollegin nahm sie mit zu einem Angebot von Helga Peter. Die Bewegung begeisterte sie so sehr, dass Ingeborg Neuhaus auch ihren Mann motivierte. „Seitdem haben wir den Sport gemeinsam ausgeübt.“ Helga Peter, die etwa für die Volkshochschule tätig war, wurde später ihre „Meisterin“, und bildete Ingeborg Neuhaus als Schülerin aus.
Dutzende Weiterbildungen hat sie seitdem besucht. Ihren ersten Kurs gab sie damals in Walsum, vor mehr als 30 Jahren begann sie dann auch in Duissern. Eine Pionierin. „Heute gibt’s ja ganz viel Yoga, wenn man sich das Programm anschaut“, sagt die Trainerin lächelnd. Birgit Höchter, Fachbereichsleiterin des Ev. Bildungswerks, lobt: „Ihre Kurse sind gut gebucht, deshalb bleibt sie bei uns auch Leiterin. Außerdem ist sie ein Vorbild für viele Ältere, weil sie so aufrecht durchs Leben geht.“
Kerzengerade steht die Frau mit den schlohweißen Haaren denn auch im Seminarraum. Ihre Teilnehmer, alle jünger, haben die Matten ausgebreitet. „Wir lockern uns, und atmen tief ein und aus“, sagt Ingeborg Neuhaus an – und atmet hörbar. „Pfft“. Die anderen tun es ihr nach, mit geschlossenen Augen. Dann räkeln sie sich. Später geht’s zum Dehnen auf die Matte. Im Vier-Füßlerstand führen die Hobby-Sportler den rechten Arm zum linken Knie und machen sich klein. „Jeder so gut er kann“, betont die Kursleiterin und korrigiert die Haltung.
Beweglichkeit, richtige Atmung und die Besinnung auf sich selbst
Gudrun und Ulrich Kranz besuchen den Kurs seit ein paar Jahren. „Früher waren wir mal in einem anderen Kurs, der war sportlicher, aber sie achtet sehr genau darauf, dass die Übungen korrekt ausgeführt werden“, erklärt Gudrun Kranz, warum ihr das Angebot so gut tut. Gatte Ulrich fühlt sich auch als Hahn im Korb wohl. „Vielen hilft Yoga, um elastisch zu bleiben“, weiß Ingeborg Neuhaus. Sie gehört gewissermaßen zur alten Schule. Mittlerweile gibt es ja so viele verschiedene Stile – Hatha, Kundalini oder sogar Lachyoga...: „Ich verneine Neuerungen nicht, aber am Ende bleibt das Ursprüngliche übrig. Nehmen Sie mal Aerobic. Das war vor zehn Jahren der letzte Schrei. Da redet jetzt keiner mehr von.“
Ihre Version, Hatha-Yoga, sei eigentlich simpel. Es gehe um Beweglichkeit, die richtige Atmung und Besinnung auf sich selbst. „Ohne Yoga hätte ich vielleicht den Tod meines Mannes nicht so gut verkraftet.“ Die Kurse bringen sie regelmäßig in Kontakt mit neuen Leuten. Es macht ihr Spaß, ihr Wissen weiterzugeben. „Da kommt ganz viel zurück.“ Anderen Älteren, die vielleicht nicht mehr so gut können, gibt sie mit auf den Weg: „Man ist nie zu alt, um anzufangen. Atmen ist Leben und Yoga ist Atmen.“