Duisburg-Homberg. Anneliese und Karl Lothar Lippmann aus Homberg sind seit 70 Jahren glücklich verheiratet. Dabei fing ihre Beziehung nicht gerade romantisch an.
Statt rote Rosen schenkt Karl Lothar Lippmann seiner Anneliese zu jedem Hochzeitstag lilafarbenen Flieder. „Und ich habe es noch nie vergessen, das schöre ich“, beteuert er. Eine beachtliche Leistung – bei 70 Ehejahren. Blumenkaufen ist jedoch nur ein Tipp von vielen, den das Paar anderen frisch Verliebten zum Valentinstag geben kann.
Dabei hätten Karl Lothar und Anneliese es wohl selbst kaum geglaubt, wenn ihnen jemand im Jahr 1948 eine so lange Ehe prognostiziert hätte. Damals lernten sie sich beim Eisessen mit gemeinsamen Freunden kennen. Sie eine schwer arbeitende Hilfsarbeiterin, er ein gelernter Elektriker – beide tätig im Stahlwerk in Meiderich. „Meine Frau hat damals 89 Pfennig die Stunde bekommen und ich 83“, erinnert sich der heute 92-Jährige. Und weil er zu diesem Zeitpunkt gerade erst aus Leipzig angereist und seinen ersten Monatslohn erhalten hatte, war eigentlich kein Geld übrig für eine Portion Eis. Also übernahm sie kurzerhand die Rechnung.
Pragmatische Heiratsantrag ohne Kniefall
Die beiden trafen sich weiter, wurden ein Paar und nach gerade einmal einem Jahr heirateten sie. Nicht ganz freiwillig. So müssen die beiden heute noch lachen, wenn sie an den Antrag denken. „Ich kam von der Nachtschicht und meine Frau lag noch wach im Bett“, erzählt Karl Lothar. „Sie meinte dann, dass wir ein Kind kriegen.“ Seine pragmatisch und eher unromantische Antwort: „Dann müssen wir wohl heiraten.“ Eine lange Ehe muss also nicht unbedingt mit Kniefall und Diamantring beginnen. Am 23. Dezember 1949 versteckte Anneliese den kugelrunden Bauch fürs Foto einfach hinter einem großen Strauß Flieder und sagte schließlich „Ja“ zu ihrem Karl Lothar.
Anschließend suchte das junge Ehepaar für sich und den ersten Sohn eine Wohnung in der Hüttensiedlung in Meiderich. 14 Jahre blieb die Familie dort. Doch als noch ein weiterer Sohn und eine Tochter hinzu kamen, brauchten sie mehr Platz. Den fanden sie in Homberg, wo sie bis heute leben. „Schön war es hier aber erst nicht“, wirft die 91-Jährige ein. „Die Wohnung hatte erst rote Decken und schwarze Türen“, erklärt Karl Lothar. Also habe er ein Vierteljahr malocht, bis sie 1968 endlich einziehen konnten. Wohl fühlen sich die beiden hier heute noch, wenn sie so auf ihrem Sofa und unter ihrem Blumenherz mit einer großen 70 in der Mitte gemütlich beisammensitzen.
Harmonische Ehe mit etwas Krach
Doch ganz so harmonisch war es nicht immer. „Es gibt keine Ehe ohne Krach“, betont Karl Lothar. Schnell fügt er aber hinzu: „Dabei darf es nur nie zum entscheidenden Bruch kommen.“ Insgesamt sei Reden das Wichtigste in einer Beziehung. „Wir haben uns zwar auch mal zwei Tage angeschwiegen, danach aber dann immer zwei Tage ununterbrochen gequasselt.“ Und noch einen Tipp haben die beiden: „Wir haben seit Beginn unserer Ehe die Feste gefeiert wie sie kamen.“ Beim ersten Karnevalsumzug 1949 auf dem Dellplatz, inmitten der Trümmer, waren sie dabei. „Und wenn kein Karneval oder Geburtstag anstand, haben wir einfach ein Sommerfest organisiert“, sagt Anneliese mit einem Lächeln.
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Neben dem Feiern und vielen gemeinsamen Reisen rund um die ganze Welt sind die beiden aber auch ihre ganz eigenen Wege gegangen. Er brachte beim DLRG Kindern das Schwimmen bei und pfiff Wettkämpfe, sie spielte und strickte gerne. „Wir haben viel aus unserem Leben gemacht“, sagen sie heute mit Blick zurück. Und mit Blick nach vorne steht vor allem für Karl Lothar eines fest: „Ich will 105 Jahre alt werden.“ Und Anneliese? „Meine Frau muss 107 werden.“
>>> Valentinstag für Senioren
Ehejubiläen erfasst die Stadt Duisburg nicht automatisch, stattdessen müssen die Paare sich selbst mindestens acht Wochen vor dem Fest melden. In der Regel besucht dann der Bezirksbürgermeister die Jubilare, ab der Eisernen Hochzeit (65 Jahre) gratulieren der Bundespräsident und die Ministerpräsidentin von NRW mit einem Schreiben.
Während 2011 noch 40 Ehepaare ihre Goldene Hochzeit (50 Jahre) der Stadt Duisburg gemeldet hatten, waren es 2019 gerade einmal vier. Neben der Gnadenhochzeit von Anneliese und Karl Lothar Lippmann ist der Stadt noch eine weitere in 2019 bekannt gewesen – im Jahr 2011 dagegen keine.
Wer noch auf der Suche nach seiner großen Liebe oder einem guten Freund ist, kann am Valentinstag um 17 Uhr beim Speeddating des Katholischen Bildungsforum, Händelstraße 16, mitmachen. Die Veranstaltung kostet 12,80 Euro, im Preis inbegriffen ist ein Menü inklusive Prosecco. Eine Anmeldung ist erforderlich unter 02065-9013340 oder im Internet auf der Seite www.kbf-du-west.de.
Der Valentinstag für Senioren beginnt beim Katholischen Bildungsforum jedoch schon um 10 Uhr. Ob Apotheken, Sanitätshaus, die Polizei oder die Alzheimer Gesellschaft – verschiedene Gäste gestalten den Tag bis 16 Uhr durch verschiedene Aktionen oder Vorträge mit. Die Veranstaltung ist kostenlos.