Was könnte aufregender sein für Menschen ab vier Jahren als sonntagnachmittags ins Komma-Theater in Rheinhausen zu gehen. Im Vorraum riecht es nach Waffeln, und im Saal wird es langsam dunkel, kaum dass man sich hingesetzt hat. Gezeigt wird das Ein-Personen-Stück „Das Grünzeug, die Hummel und die Ente auf dem Dach“.
Das Grünzeug ist eine „die“. Die Frau Grünzeug kommt mit dem Fahrrad auf die Bühne gefahren. Sie hört gerade die Stimme der Natur. Die ist ganz leise, weil sie von einem ganz kleinen Fleckchen Erde kommt, das gerne ein Beet wäre. „Aber du gehörst mir ja gar nicht“, wehrt sich Frau Grünzeug erst. „Ach ja, aber Müll auf mich werfen und über mich trampeln, das kannst du“, argumentiert das freche Stückchen Brachland. Der Logik kann sich Frau Grünzeug nicht lange entziehen. Tatsächlich kann sie sich erinnern, dass sie manchmal eine Pommes-Schale oder ein Bonbon-Papier achtlos auf das Möchtegernbeet geworfen hat. Jetzt schämt sie sich vielleicht ein bisschen dafür.
Sie harkt und lockert mit mehreren Wurm-Assistenten die festgetretene Erde. Sie pflanzt und gießt und bekommt sogar noch Blumen von Freunden dazu geschenkt. Aber je mehr es blüht und grünt, desto besser lernt sie auch die Zertrampler kennen, die Entmutiger, die Blumenklauer, die tierischen Wildpinkler und die Behördenheinis. Trotz solcher Rückschläge will sie das kleine Fleckchen Natur, das in einer Straße liegt, die nicht schöner ist als andere, aber auch nicht hässlicher, auf keinen Fall im Stich lassen. Sie gärtnert tapfer gegen die Zerstörungslaune ihrer Mitmenschen an, und die Kinder legen sich sehr ins Zeug, um sie emotional zu unterstützen.
Die Schauspielerin Anja Klein, die alle Rollen spielt, schrieb das Stück über den Wert der kleinen Dinge und den Mut dranzubleiben, gemeinsam mit Volker Koopmans, der auch Regie führte. Und weil das Leben ja manchmal doch die besten Geschichten erzählt, pflegt sie tatsächlich ein kleines Stück Erde in der Straße, in der sie wohnt. Und da musste sie ungelogen eines Tages die Feuerwehr rufen, weil in der Dachrinne hoch oben im dritten Stock eine Ente… Wer das genauer wissen will, der muss schon ins Komma- Theater gehen und sich das Stück selbst ansehen.