Rheinhausen..
Ein Ort des Wohlbefindens sieht anders aus, ganz sicher. Die Scheibe an der Telefonzelle an der Dorotheenstraße ist zerdeppert, Scherben liegen neben dem Häuschen. Das Oberlicht ist kaputt, das gesamte Innenleben der Zelle ist ordentlich verbeult. Dieses öffentliche Telefon ist in einem bemitleidenswerten Zustand und wirft eine generelle Frage auf: Werden Telefonhäuschen in Zeiten, in denen statistisch gesehen jeder Deutsche 1,3 Handys hat, überhaupt noch gebraucht?
„Öffentliche Telefone stellen wir bedarfsgerecht auf“, sagt George-Stephen McKinney, Sprecher der Deutschen Telekom in Frankfurt am Main. Zum Thema Vandalismus wird er im Verlaufe des Telefonats noch kommen. Bedarfsgerecht heißt, der Kunde entscheidet, welches Häuschen bleibt. „Wird ein öffentliches Telefon nicht mehr benutzt, wird es abgebaut.“ Das könne man bei jedem Standort auf den Cent genau sehen.
60 000 öffentliche Telefone, sprich Zellen und auch Telefone etwa in Bahnhöfen, hat die Deutsche Telekom deutschlandweit in Betrieb (Zahlen für Duisburg, siehe unten). „Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt geht, sieht man, dass es im Vergleich zu früher weniger Telefonzellen gibt.“ Wie viele Apparate die Telekom seit der flächendeckenden Verbreitung des Handys bisher abgebaut hat, weiß McKinney nicht: „Das erheben wir auch nicht, wir sind schließlich kein Museum.“
500 bis 800 Euro für eine einfache Telefonsäule
Wie teuer eine klassische Telefonzelle mit Tür ist, kann McKinney auch nicht genau sagen, 500 bis 800 Euro würde aber je nach Ausstattung eine dieser neumodischen Säulen kosten, die inzwischen an vielen Stellen Zellen ersetzten. Sie seien in der Anschaffung, bei der Miete und auch in Sachen Wartung deutlich günstiger als die alten Zellen.
Die nahezu legendären gelben Post-Telefonhäuschen seien noch nicht komplett aus dem Straßenbild verschwunden. Auch hier hat der Sprecher keine Zahlen, aber eine nette Anekdote parat: „Sie können in den Schlitz auch D-Mark-Münzen werfen, der Apparat funktioniert.“ Sämtliche neue Apparate funktionieren mit Münzen und auch mit vielen Karten.
Zum Vandalismus. Die Häuschen würden regelmäßig gewartet und gereinigt. Sechs bis sieben Millionen Euro zahlt das Unternehmen jährlich, um etwa zertrümmerte Scheiben zu ersetzen. Wenn das Telefon kaputt ist, gibt es zügig eine Meldung, der Reparaturtrupp macht sich dann auf den Weg. Von der ramponierten Zelle an der Dorotheenstraße hat die Telekom durch unsere Recherchen erfahren, die Instandsetzung des magenta-grauen Kolosses sei jetzt veranlasst. Auch wenn es die Zelle rein optisch sehr gut verbergen kann, es handelt sich bei ihr um eine Telefonzelle der neueren Generation. Sie ist grau und eben nicht mehr gelb. Zum Glück, denn für die gelben Zellen werden gar keine Fensterscheiben mehr hergestellt. Sie hätte also abgebaut werden müssen. Wenn man die Kunden denn nicht in Wind und Regen stehen lassen will...
Hintergrund: Geschichte der Zelle
Vor gut 150 Jahren, am 12. Januar 1881, ging in Berlin das erste öffentliche Telefonnetz in Betrieb, mit gerade einmal acht Anschlüssen. Ein Gesprächsbilett hatte 50 Pfennig gekostet, was relativ teuer war, bekam man für den Betrag doch auch ein Pfund Schmalz. 1899 stand die erste Telefonzelle außerhalb eines Postamtes, wirkliche Verbreitung fanden Telefonzellen allerdings erst in den 1920er-Jahren. Seit der Gründung der Deutschen Telekom im Jahr 1992 werden immer mehr gelbe Häuschen durch die Zellen und Säulen in den Firmenfarben grau-magenta ersetzt.
In Duisburg stehen aktuell 317 öffentliche Telefone. Davon 30 in Rheinhausen, 17 in Homberg, vier in Rumeln-Kaldenhausen und zwei in Baerl.