Buchholz.. Klaus Krachhel ist begeisterter Fahrer eines Elektro-Scooters. Er sucht Gleichgesinnte, die mit Lebensfreude und vollem Akku drauf losfahren wollen.
„Ich schmeiß’ den mal eben an“, sagt Klaus Krachhel schlicht. Kein Dröhnen, kein Knattern, kein Rauch um nichts. Leise surrend setzt Klaus Krachhel zurück, aus der kleinen Garage, ganz aus Holz, mitten im Grün, mit der Nummer 9. Seit knapp vier Wochen ist das Gefährt mit vier Reifen aus Gummi und einem bequemen Sessel ganz wie zu Hause das liebste Fortbewegungsmittel des 75-Jährigen. Klaus Krachhel ist Elektro-Scooter-Fahrer und auf der Suche nach Menschen, die den Scooter genauso gerne nutzen wie er – und dabei einfach nicht mehr alleine sein wollen. Für Ausfahrten, ins weite Grüne, für Ausflüge, so weit der Akku reicht. Es ist ein hehres Ziel: Die erste Scooter-Gang im Duisburger Süden zu gründen, wenn nicht gar im gesamten Stadtgebiet.
„Den ganzen Tag nur auf dem Popo sitzen, das geht nicht“, sagt Klaus Krachhel irgendwann, und man glaubt es ihm. Sofort. Eine schwere Krankheit zwang den Buchholzer dazu, seine, wie er es nennt „vollkommene Unabhängigkeit abzugeben“. Das Auto der Familie, er hat es seit drei Jahren nicht bewegt. Krachhel ist auf seine Frau angewiesen, die ihn nicht nur zu wichtigen Terminen fährt. Noch vor kurzem war ein Rollator Stütze und Hilfe zugleich, dazu die Möglichkeit, am alltäglichen Leben teilzuhaben. Viel hat er damit erledigt, hat sich so lange selbstständig fortbewegt, wie es möglich war. „Ich habe aber auch schon seit einiger Zeit mit einem Scooter geliebäugelt und mich gefragt, ob das denn nicht etwas für mich sein könnte.
Der Scooter bedeutet für den Rentner Bereicherung und Mobilität
Ist es. So wie der Mann strahlt, wenn er den Lenker in den Händen hält… Für Klaus Krachhel ist es ein positiver Abschnitt, der nun beginnen konnte. Er sagt aber auch: „Ich bin überrascht, wie groß die Hilfsbereitschaft ist.“ Er berichtet von Einkaufs-Touren, während derer er einfach nur Entgegenkommen spürt. Sei es vor der Apotheke, vor deren Tür der Scooter-Fahrer nicht lange warten muss, oder im Supermarkt, wenn es darum geht, unüberwindbare Hindernisse wie unterschiedliche Stockwerke zu überwinden. Im Aufzug, der doch eigentlich nur fürs Personal gedacht war. „Ich habe gedacht, ich würde negativere Erfahrungen machen“, sagt Krachhel heute. Für ihn ist der Scooter, angetrieben von Strom, eine Bereicherung.
Schließlich ist es für ihn auch Bereicherung, draußen zu sein. Krachhel kennt sich aus in Duisburg und seinem Süden, fährt gerne in die Natur. Wenn das Wetter stimmt, geht es los. „Meine Mobilität beginnt, und meine Gedanken beflügeln mich“, so Krachhel. Er sah sich schon entlang der Sechs-Seen-Platte fahren, dort, wo er früher fast täglich mit Hund und Fahrrad unterwegs war. „Die ersten Ausflüge waren für mich wie ein neues Leben.“ Doch was ist schon der beste Ausflug bei bestem Wetter ganz alleine, ohne Begleitung? Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der Lust hat, mit dabei zu sein? Oder den einen oder anderen, der genau wie Klaus Krachhel sagt: „Ich bin stolz und froh, dass ich so ein Ding habe.“