Duisburg-Wedau.. Prostatakrebs ist eine der häufigsten Krebsarten bei Männern über 50. Je früher der Krebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Doch nicht alle Männer lassen sich regelmäßig untersuchen und über Risiken aufklären.
Jahr für Jahr ringt er um Platz Eins in der Krebsstatistik bei Männern über 50, zusammen mit Darm- und Lungenkrebs: der Prostatakrebs. Darüber sprach Urologe Michael Berse im „Haus am See“.
Gastgeber dort war die Kommunale Gesundheitskonferenz. Sie testet in Bissingheim und Wedau, wie sich gesundheitliche Aufklärungsangebote auswirken. Gefragt war der Vortrag nicht: Nur vier Männer hörten zu.
Die Prostata ist die Achillesferse des Mannes
Dabei ist die Prostata, die direkt an die Harnblase anschließt und die Harnröhre umgibt, die Achillesferse des Mannes. Sie produziert einen Teil des Spermas. Im Alter kann sie sich vergrößern und das Wasserlassen behindern. Der Urologe misst das am Urinstrahl. Je nach Zustand der Prostata und Alter des Patienten kann ihre Vergrößerung medikamentös, durch Hitze- oder Mikrowellentherapie oder operativ behandelt werden. „Die offene OP ist heute absolute Rarität“, so Berse. Erst wenn Medikamente und Hitzetherapie nicht mehr helfen würden, werde endoskopisch operiert, indem das innere Gewebe unter Narkose elektrisch ausgeschält wird. Dabei müsse das Narkose-Risiko bei alten Patienten bedacht werden. „Der Eingriff erfordert sehr viel Erfahrung des Arztes“, so der Referent. Ob die vorgelegen habe, sei erkennbar: „Das muss mit einem Eingriff für den Rest des Lebens erledigt sein.“
Vorsorgeuntersuchungen erkennen nur 30 Prozent der Krebsfälle
Komplizierter liegen die Dinge beim Prostatakrebs. In der kostenlosen Vorsorgeuntersuchung sei ja nur das Abtasten der Prostata enthalten. Das geschieht durch den After. „Dabei“, so Berse, „können aber nur 30 % der Tumoren erkannt werden.“ Nur die Rückseite der Drüse sei tastbar. Tumoren bildeten sich aber meist an den Seiten.
Es gebe aber einen hervorragenden Tumormarker, den PSA-Wert. PSA sei ein Zuckereiweiß, das dem Sperma in der Prostata beigefügt werde und im Blut nachweisbar ist. „Bösartige Zellen erzeugen hundertmal mehr davon als gesunde“, so der Arzt. Bei Bewertung des PSA-Wertes müsse nur die Größe der Prostata mit beachtet werden. „Eine kleine Prostata produziert weniger PSA als eine große.“ Sie wiederum könne nur per Ultraschall ermittelt werden. Beides gehöre nicht zum Vorsorgeprogramm, könne aber den Krebs fast vollständig ausschließen. Kosten: rund 120 Euro.
Sex hemmt das Krebsrisiko
Risikofaktoren für Prostatakrebs seien Vorerkrankungen in der Familie, fettreiche Ernährung, Rauchen, ein geringer Testosteronspiegel. Sexuelle Aktivität hemme das Krebsrisiko, weil sie den Stoffwechsel in der Drüse anrege.
„Bei Krebsverdacht sollte man eine zweite Meinung einholen“, riet Berse. Dabei müsse die Untersuchung, Gewebeentnahme unter Narkose, nicht wiederholt werden.
Bei Bestätigung erfolgten eine Knochenuntersuchung und Röntgen der Harnwege, um das Stadium zu erkennen. „Vor Überschreiten der äußeren Schale ist der Krebs zu 90 % heilbar“, sagt der Arzt, danach nur zu 35 %. Alarmzeichen seien Rückenschmerzen, die keine andere Ursache haben. Dann streue der Krebs schon, könne der Tod nur noch hinausgezögert werde
Bestrahlung birgt fast keine Risiken
Je nach Stadium würden Medikamente gegeben, von innen bestrahlt oder total operiert. Bei sehr alten Männern im Frühstadium werde auch einfach nur beobachtet.
Während die Bestrahlung fast keine Risiken birge, so Berse, lägen ihre Heilungschancen aber um bis zu 15 % unter denen der OP. Nach der OP dagegen bestehe in bis zu zehn Prozent der Fälle Inkontinenz, willkürlicher Harnabgang (tröpfchenweise). „Bei einem geschulten Operateur ist das Risiko gering.“ In bis zur Hälfte der Fälle drohe aber Impotenz, weil die beiderseits der Drüse verlaufenden Nerven teils durchtrennt würden. Die geeignete Therapie müsse eben besprochen werden.