Die meisten Narrenherzen schlugen schneller, viele Männerkehlen wurden feucht, manche Blicke heiter glasig. Bei der traditionellen Herrensitzung der KG Blau-Silber, erstmals aus ordnungstechnischen Gründen (wir berichteten) in der Rheinhausen-Halle statt wie früher im Rumelner Schulzentrum, dampfte die Stimmung. Auf etlichen Tischen standen handliche Bierfässer mit Zapfhähnen, auf dem Boden an Nachbartischen hatten Narren Kästen mit Flaschen postiert, die nicht lange voll blieben.
Nur knapp neun Monate hatten Präsident Horst Schmitz und sein Team Zeit, um die Organisation am neuen Standort zu regeln. Viele Stammgäste waren erfreut: „Hier sind die sanitären Anlagen hygienisch besser“, erklärte Jörg Sonnenschein aus Bergheim.
Auch die Preise seien zivil geblieben, meinte Uli Friesen aus Friemersheim: „Früher kostete ein Kasten Gerstensaft 48 Euro, jetzt gab es den für 50 Euro.“ Klar, die Gastronomie wollte in der städtischen Halle auch auf ihre Kosten kommen, während der Erlös des Ausschanks im Schulzentrum den Jecken zufloss.
Mit der Akustik waren einige Gäste aber nicht zufrieden. Karlheinz Okupnik, der mit einer zehnköpfigen Gruppe von Freunden und Bekannten den Vormittag erlebte, kritisierte: „Im hinteren mittleren Bereich kamen die Büttenredner und die Ansagen nicht durch.“ Tatsächlich wirkten manche Wortbeiträge, als seien sie mit einem Spezial-Echoeffekt ausgestattet gewesen. Die Musik hingegen kam hinten unter der Empore deutlich an. Neuigkeiten verbreitete der unermüdliche Postbote Franz-Josef Bienentreu. Er teilte kräftig aus, mit Vorliebe unter der Gürtellinie: „Bei der weißen Salbe, die mir die Potenz wiedergab, hat mich der Arzt gewarnt: Irgendwann bröckelt der Gips ab!“
Auto im Swimmingpool
Frech anarchistisch äußerte sich der gelbschnabelige Rabe Rocky mit seinem Bauchredner Andreas Kraitzek aus Rheinhausen: „Meine Frau klagte, dass sich Wasser im Vergaser meines Autos befindet. Auf die Frage nach der Ursache antwortete sie: der Wagen liegt beim Nachbarn im Swimmingpool.“ Zwischendurch ertönte der Refrain des Kinderliedes über die Biene Maja heiter und tongenau im Saal, angeregt von Rocky und seinem „Erziehungsberechtigten“.
Das Duo „Tonn & Tönnchen“ foppte sich gegenseitig. Da wurde der jeweilig vermutete Bildungsgrad zerlegt. Tonn über Tönnchen: „Er durfte im dritten Schuljahr schon rauchen, da war er 18.“ Und: „Was heißt l’ amour auf deutsch?“ Tönnchen: „Die Mauer“. Der Aufforderung, einen Satz mit ,immerhin’ zu bilden, folgte Tönnchen mit der Erklärung: „Gestern hat meine Frau die Nachbarin verhauen!“ Tonn: „Was hat das mit ,immerhin’ zu tun?“ Tönnchen: „Da ging ich immer hin.“
Ein Höhepunkt, auch zum Gucken, war der Auftritt des Comedy-Jongleurs Phillipp Dammer. Der Mann ließ Bälle, Keulen und Ringe durch die Luft sausen, stieg auf ein Einrad, verzapfte verbalen Schwachsinn.
Der beeindruckte Laie fragte sich: „Wo nimmt dieses konfuse Gehirn bloß die Konzentration her?“ Dammers chinesisches Kungfu-Jonglage wirkte wie gezielte Luftschläge, bei denen die Keulen einen Sekundenbruchteil lang dort stehen zu bleiben schienen.
Tänzerische Eleganz und viel Glamour verbreiteten die Homberger „Galaxy Dancers“. Ihre Pyramiden und Schleifen rissen die närrischen Männer zu wahren Beifallstürmen hin.