Duisburg. Da hat Thomas L. nicht schlecht gestaunt, als er am Sonntagmorgen Brötchen kaufen war. Mitten in der Duisburger Innenstadt lief ihm plötzlich ein Waschbär vor die Füße. Aus Nordamerika stammend, nisten diese sich in unseren Breitengraden immer häufiger ein. Das hat verschiedenste Gründe.
Thomas L. hat zweimal hinschauen müssen, als ein Waschbär am Sonntagmorgen in der Duisburger Innenstadt vor ihm herlief. "Ich dachte erst, es sei eine Katze. Am Schwanz habe ich dann aber erkannt, dass es ein Waschbär ist", erzählt der regelmäßige Zoogänger. In freier Wildbahn habe er zuvor noch nie einen Waschbären gesehen. "Ob die vielleicht aus dem Zoo kommen?", fragte er sich.
"Wir haben seit einigen Monaten keine Waschbären mehr", sagt Biologe Dr. Jochen Reiter, Kurator im Duisburger Zoo. Diese sind an den befreundeten Zoo in Kerkrade abgegeben worden, da das Gehege in Duisburg anderweitig verplant ist. Aus dem Duisburger Tierpark kann der Waschbär, der auf der Duisburger Köhnenstraße gesehen wurde, also nicht stammen.
Scheu und nicht angriffslustig
"Ich war natürlich erstaunt, habe dann aber schnell meine Handykamera gezückt, um ein Foto zu machen", berichtet L. Der Waschbär sei auf eine Treppe gestiegen, habe sich dann kurz vor ihm aufgebaut, ehe er in ein Gebüsch gerannt sei. "Angst hatte ich keine. Das Tier wirkte scheu und nicht angriffslustig auf mich."
Für den Zoo-Fachmann Reiter ist es kein ungewöhnliches Phänomen, dass sich Waschbären in der Stadt herumtreiben. "In Kassel leben vermutlich schon 1000 Waschbären", sagt der Biologe. In Duisburg sind ihm bisher keine freilaufenden Waschbären bekannt. Was die Tiere anzieht, liegt für ihn aber auf der Hand: "Waschbären sind Raubtiere und in der Stadt finden sie eine Menge zu essen." Dabei scheuen sie sich auch nicht Mülleimer zu durchwühlen, um Nahrung zu finden.
Erinnerungen an Wildschweine im Vorjahr
Waschbären sind nicht die einzigen Wildtiere, die sich in die Stadt verirrt haben. Erst im vergangenen Dezember machten zwei Wildschwein-Frischlinge Neudorf unsicher. Damals trieben Förster, Polizisten und engagierte Bürger die Tiere zurück in den Wald.
Um die Waschbären müsse man sich auch vor dem anstehenden Winter keine Sorgen machen. "Sie kommen ursprünglich aus Nordamerika und sind sehr anpassungsfähig", weiß Reiter. Eine kleine Behausung würde reichen, um den Winter zu überstehen. Vielleicht zeigen sie sich bis dahin noch das eine oder andere Mal in der Duisburger Innenstadt.