Duisburg. Schwimmverein Rheinhausen hat mit Duisburg Sport einen Pachtvertrag bis zum Jahr 2036 geschlossen. Solar-Absorbieranlage wird Energiekosten sparen.

Die neuesten Nachrichten vom Schwimmverein Rheinhausen 1913 (SVR) werden so manchen Schwimmer und Badegast freuen: Der Betrieb des Freibades am Kruppsee an der Bachstraße in Friemersheim ist für die kommenden 20 Jahre gesichert. Einen entsprechenden Pachtvertrag bis 2036 hat der Schwimmverein mit dem Bad-Eigentümer, der Stadttochter Duisburg Sport, abgeschlossen. Voraussetzung war, dass der Verein seine Betriebskosten, insbesondere die Energiekosten, deutlich senkte. Mit einer neuen, sogenannten Solar-Absorbieranlage auf dem Dach des Clubheims fand der SVR für diese Aufgabe eine nachhaltige, zukunftsfähige Lösung. Vor einigen Tagen nahm die Anlage den Betrieb auf und beheizt jetzt das 1250 Quadratmeter große Schwimmbecken.

Um die optimale Anlage zu ermitteln, beauftragte der SVR im Jahr 2013 bei der Universität Duisburg/Essen eine Studie. Die Forscher sollten herausfinden, welche Art der Energiegewinnung dem Verein besonders viel Kosten spart. „Nach der Untersuchung erwies sich der Bau einer Absorbieranlage auf dem Dach unseres Vereinsheims als beste Lösung“, berichtet Karl Otto Liebisch, stellvertretender Vorsitzender. Auch eine Abdeckung der Wasserfläche des Bades mit Folien, ein Blockheizkraftwerk, Wärmepumpen oder eine Photovoltaikanlage wurden geprüft und durchgerechnet. „Doch diese Möglichkeiten waren entweder zu teuer, nicht effizient genug oder technisch schwer umsetzbar.“

Kosten: 50.000 Euro

Eine Duisburger Fachfirma installierte im März die Anlage, Kostenpunkt rund 50.000 Euro. Den Großteil der Kosten trägt der Verein, die Sportstiftung der Sparkasse Duisburg unterstützt die Investition mit einem Zuschuss . Liebisch: „Mit der Verwaltung und dem Rat der Stadt wurde vereinbart, dass der Schwimmverein die Anlage in eigener Regie baut, um die Stadt finanziell zu entlasten, wenn der SVR einen langjährigen Pachtvertrag erhält.“ Der Vorstand bezeichnet das Ergebnis der Verhandlungen mit Duisburg Sport als eine „Win-Win-Vereinbarung“. „Die Solar-Absorbieranlage unterstützt unsere bestehende Erdgasheizung und entlastet die Umwelt.“ Um insgesamt rund 25 Prozent soll die Anlage den Verbrauch an Erdgas reduzieren, auch soll der CO2-Austoß um rund zehn Tonnen pro Jahr sinken.

Doch wie funktioniert die neue Anlage? - Liebisch demonstrierte das System mit einem Power-Point-Vortrag: „Die beiden Schwimmbecken werden mehrmals am Tag mit gereinigtem und aufgeheiztem Wasser versorgt. Eine Filteranlage und eine Erdgasheizung bereiten das Badewasser auf und erhitzen es auf 23 Grad. Die vorgeschaltete Absorbieranlage entlastet die Erdgasheizung, senkt ihren Verbrauch, indem sie die Wärme von Sonnenstrahlen speichert und in das Heizsystem einspeist.“ Dazu wurden auf dem Dach des Vereinsheims auf einer Fläche von rund 510 Quadratmetern schwarze Kunststoffschläuche, insgesamt 15 Kilometer lang, mitsamt Zu- und Ableitungsrohren verlegt. Die Sonnenstrahlen erwärmen tagsüber diese Plastikrohre. Sie sind kälte- und hitzebeständig, widerstandsfähig gegen UV-Strahlen und bissfest. „Zu der Anlage gehören auch die notwendigen Rohrleitungen, Pumpen, Absperramaturen sowie Regel- und Steuerinstrumente.“

Wasser läuft im Kreis

Die Anlage funktioniert wie ein Kreislauf: Das Rücklaufwasser aus den Schwimmbecken wird über ein Rohrsystem in Richtung Filteranlage und Erdgasheizung gepumpt. Das Solarsystem auf dem Dach des Vereinsheims heizt einen Teil des Wassers auf und führt es anschließend dem Rücklaufwasser wieder zu. „Bei Bedarf erhält das Wasser über die Erdgasheizung die notwendige Betriebstemperatur und wird dem Becken wieder zugeführt.“

HINTERGRUND. Vor sechs Jahren stand das Bad vor dem Aus

2010 wollte die Stadt die Zuschüsse für das einzige Freibad Rheinhausens kürzen, es drohte die Schließung. Nach Bürgerprotesten nahm die Verwaltung wieder Abstand von ihrem Plan. Lothar Haferkamp, langjähriger Vorsitzender des Schwimmvereins Rheinhausen: „Mit dem Pachtvertrag und der neuen Anlage schauen wir jetzt wieder einigermaßen beruhigt in die Zukunft. Wir hoffen, dass wir damit langfristig den Bestand des Bades gesichert haben. Beides kommt in erster Linie den Bürgern, der Öffentlichkeit, zugute, in zweiter Linie profitiert auch der Verein. In diesem Fall kommt der Vereinssport wie der Wasserball an zweiter Stelle.“

Rund 1250 Quadratmeter insgesamt will der Verein mit den Solarschläuchen auslegen. In weiteren Bauabschnitten sollen die Anlage auf dem Dach des alten Vereinsheims am Kruppsee sowie auf einer Fläche zwischen Becken und Bachstraße ausgebaut werden. Liebisch: „Laut Studie können wir dann 75 Prozent der ursprünglichen Energiekosten einsparen.“