Neudorf..


In der Mitte des Ateliers von Ralf Köppen, einer Mischung aus Arbeitsraum und Wohnzimmer, steht ein besonderer Globus: Die Kontinente hat der Künstler aus Krabbenscheren geformt, die er jahrelang am Strand von Mallorca sammelte. Es sind nicht die einzigen maritimen Andenken. Köppen hat sich nach Jahren der Malerei darauf verlegt, Skulpturen aus Muscheln und Schneckenhäusern zu formen.

Tausende lagern in Vorratsdosen, alten Eiweiß-Shake-Behältern – Köppen ist ambitionierter Sportler – oder Kartons, fein sortiert nach Formen und Farben. Sie sind beschriftet mit den lateinischen Namen „Hexaplexex Trunculus mit Hörnern“ steht auf einem Schild, „Mimachlarmis Varla“ auf einem anderen. Vier Jahre lang hat der Neudorfer auf Mallorca gelebt, ist nach dem Kulturhauptstadt-Jahr ausgewandert. „Ich hatte 2009 in Ruhrort eine Galerie eröffnet, weil die Veranstalter mit mehreren hunderttausend Besucher rechneten. Aber für uns Künstler war das ein Schuss in den Ofen und ich bin dort in Schönheit gestorben.“ Es kamen kaum Leute. Die, die kamen, waren zwar begeistert, doch das reichte nicht. Für Köppen, der früher als Verhaltens- und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherung arbeitete und die Kunst immer nebenbei betrieb, der Grund, noch einmal neu anzufangen. Teneriffa schaute er sich an. „Aber das ist eine Rentnerinsel, das war nichts für mich.“ Ibiza befand er als zu klein, „im Sommer ist dort Party und im Winter tote Hose“. Die Wahl fiel deshalb auf Mallorca.

Zeichen für Nachhaltigkeit

Der 53-Jährige suchte sich eine Wohnung und entdeckte dabei Strandabschnitte, die den meisten Touristen verborgen bleiben. Das aufgewühlte Meer spülte immer wieder Muscheln, Schneckenhäuser und Krabbenscheren an. Noch nass, glänzen einige Exemplare perlmuttfarben. Oder die Zwiebelmuschel, die es in hellen, gelblichen und rötlich-braunen Schattierungen gibt. Es war der Startschuss für eine große Sammelleidenschaft. „Für diese Sammlung musste kein Tier sterben, das ist mir ganz wichtig.“ Er möchte den Betrachtern die kunstvolle Natur näher bringen. Mit kleinen Pinzetten kratzt er Kalkrückstände aus den Rillen. Die anderen schrubbt er sanft mit einer Zahnbürste ab. Einen Teil seiner schönsten Exemplare hat er auf Styropor-Kugeln geklebt – faszinierende Gebilde, die an organische Strukturen erinnern, sind so entstanden. Und ein Globus, in dem rund 1000 Arbeitsstunden stecken. Damit möchte Köppen ein Zeichen für Nachhaltigkeit setzen. „Ich war in Zeiten der Wirtschaftskrise in Spanien. Jeden Tag habe ich junge Leute gesehen, die an Kreuzungen auf Spenden warteten oder etwas verkaufen wollten. Und nur ein paar Meter weiter lagen Luxus-Yachten“, schildert der Duisburger. Der Globus soll ein Kontrapunkt sein.

Mit den restlichen Muscheln hat der Künstler Großes vor. Er möchte das Sonnensystem nachbilden und die Kugeln sogar von innen beleuchten. Ob ihm originalgetreuen Maßstab, weiß er allerdings noch nicht genau, schließlich gibt’s bei seiner Kunst einiges zu beachten – und seien es nur so profane Dinge wie Türmaße, durch die die Kugeln noch passen müssen. Außerdem muss noch die Frage geklärt werden, wie sich das Styropor verhält, wenn im Inneren Lämpchen angebracht werden. „In den USA gibt es viele Sammler, die auch Geld für die Muscheln bezahlen. In Deutschland ist das noch nicht so verbreitet.“

Eine aktuelle Ausstellung ist derzeit nicht in Planung. Wer sich die Werke von Ralf Köppen in seinem Atelier anschauen möchte, kann mit ihm über seine Homepage www.rk-kunstvoll.de Kontakt aufnehmen.