Duisburg..
31 Männer leben seit kurzem im neuen Übergangsheim der Diakonie, das zuvor im maroden „Haus am Hafen“ angesiedelt war. Jeder von ihnen hat eine andere Geschichte, ein anderes Schicksal erlebt, aber sie alle müssen mit einem Vorurteil gegen sich leben.
„Viele glauben, die Männer, die im Übergangsheim leben seien Säufer, Drogensüchtige, Sozialschmarotzer. Natürlich gibt es auch Suchtkranke, aber sie sind hier nicht in der Mehrheit. Und auch dann gilt es zu helfen, sie nicht aus der Gesellschaft auszuschließen“, sagt Wolfgang Giesen.
"Hier habe ich eine Aufgabe"
Er wohnt selbst seit Anfang April im Übergangsheim der Diakonie und wurde kürzlich von seinen Mitbewohnern zum Bewohnerrat gewählt. Giesen leidet an einem bösartigem Tumor, wie lange er noch leben wird, weiß er nicht. „Die Ärzte haben mir eine kurze Lebensdauer prognostiziert.“ Aber er gibt nicht auf, hält am Leben fest und blickt positiv in die Zeit, die ihm bleibt.
Nach seiner letzten Operation und einem mehrwöchigen Aufenthalt im Klinikum, musste er seine Wohnung aufgeben. „Ich kann keine Treppen mehr steigen, brauche einen Aufzug und hier habe ich nicht nur ein schönes, großes Zimmer, sondern auch eine Aufgabe. Ich plane die Einkäufe des ganzen Hauses, kümmere mich um die Belange der Bewohner“, erklärt Giesen.
Auf Giesens Etage wohnen weitere Männer, die an verschiedenen Krankheiten wie Krebs leiden. Die Männer geben sich auch gegenseitig Kraft und motivieren sich.
Wieder "ins normale Leben" finden
Eine Etage darüber wohnt Tobias Reineke. Er ist gesund, hat aber in der Vergangenheit „sein Geld lieber für Videospiele und Spielkonsolen ausgegeben“, statt seine Miete zu zahlen. Irgendwann stand der Vermieter dann vor der Tür und kündigte dem 24-Jährigen den Mietvertrag. Vor zwei Wochen ist Tobias Reineke in das Übergangsheim gezogen. Das Arbeitsamt hat ihm sein neues „Zuhause“ vermittelt.
„Es wohnt sich angenehm hier, aber das ist natürlich keine Dauerlösung.“ Demnächst soll es für den jungen Mann daran gehen, seine Probleme aufzuarbeiten, eine Arbeit zu suchen und wieder „ins normale Leben“ zu finden. Die Sozialbetreuer und Mitbewohner wollen ihm dabei helfen.