Bissingheim.


Die Regentropfen vom Himmel, der mausgraue Bodenbelag des neu gestalteten Bissingheimer Dorfplatzes, die Menschenleere dort an diesem Ferientag, sie zeichnen ein Bild der Tristesse. Ganz passend zu der Nachricht, dass der einzige örtliche Lebensmittelmarkt, der Boyaci-Frischmarkt, geschlossen hat.

Räumungsverkauf mit 50 Prozent Nachlass hat Atakan Boyaci vor den Ferien durchgeführt. Jetzt ist das Gitter am Eingang heruntergelassen. Das Ladenlokal ist dunkel. Sein Namensschriftzug über und auf dem Schaufenster ist noch angebracht. „Privat ist er schon vor einem Jahr zurück nach Rheinhausen gezogen“, sagt der Betreiber der Pizzeria nebenan. „Wenn ich von den Bissingheimern leben müsste, hätte ich auch schon längst zugemacht“, ergänzt er. Aber er liefere ja auch nach Neudorf und Großenbaum.

Friseurin sieht keine Zukunft mehr

Die Bäckerei ist eines der wenigen Geschäfte, die überhaupt noch geöffnet haben. „Jetzt müssen wir für jede Kleinigkeit rüber nach Wedau“, klagt eine Frau, die dort zwei Teilchen bestellt hat. Eigentlich will sie nichts Schlechtes über den gescheiterten Lebensmittelkaufmann sagen. Aber: „Der hat den Laden auch nicht richtig geführt“, sagt sie. „Unter dem Vorbesitzer ist es deutlich besser gelaufen.“ Boyaci ist für die Redaktion nicht zu erreichen.

Eine andere Frau huscht alleine über den Dorfplatz. „Vor allem für die alten Leute ist es schade“, bemerkt sie zu der Schließung. Aber auch ihr merkt man an, dass sie mit dem Lebensmittelangebot vorher nicht glücklich war. „Ein paar Teile“, sagt sie, „konnte man ja dort kaufen. Aber die ganze Familie dort zu versorgen, das kann ich mir auch nicht leisten. Einfach zu teuer.“ Sie hofft, dass es einen Nachfolger geben wird und dass der preiswerter sein wird. „Jetzt haben wir nur noch den Wochenmarkt.“ Und da sei es nicht selbstverständlich, dass jede Woche auch ein Händler für Obst und Gemüse dabei sei.

Im Haaratelier von Rebekka Koch herrscht ebenfalls gähnende Leere. Sie hat sich damit hier vor drei Jahren selbstständig gemacht. „Ich mach’ auch in ein paar Wochen zu“, gesteht sie. Sie habe ein attraktiveres Angebot in Rheinhausen, habe den Mietvertrag mit der Deutschen Annington schon aufgehoben. „Traurig für die Bissingheimer, für meine Stammkunden. Schade um mein erstes Geschäft.“ Aber sie habe nahezu keinerlei Laufkundschaft gehabt. „Und die Ur-Bissingheimer, die sich wirklich dem Ort verbunden fühlen, werden immer weniger.“ Für eine Angestellte reiche der Umsatz nicht und ohne gehe es nicht. „Da kann ich nie frei machen.“ Außerdem sitze die Konkurrentin mit ihrem Salon direkt um die Ecke.