Duisburg-Rheinhausen.
Elisabeth Kluth verlässt nach fast 35 Jahren das Krupp-Gymnasium. Die 63-jährige gebürtige Kölnerin prägte Generationen von Schülern. Und sie baute seit 1977 den Schulchor am Flutweg auf. Einmal in den Jahrzehnten ihrer Lehrtätigkeit gönnte sie sich sogar ein Glas Sekt im Schulunterricht.
Am Altweiberfastnachtstag 2001 stieß Elisabeth Kluth spontan mit einem Überraschungsgast auf das närrische Datum an - und setzte die sprudelnde und schäumende Energie in Musik um. Aus den vielen tausend Kehlen von Kindern und Jugendlichen am Flutweg ertönten im Laufe der Jahrzehnte heitere und gefühlsbetonte Weisen. Am Ende des Schuljahres verlässt Elisabeth Kluth nach bald 35 Jahren das Krupp-Gymnasium.
Die 63-jährige gebürtige Kölnerin prägte Generationen von Schülern, vermittelte ihnen die Zuneigung zur Musik, das Empfinden von schönen Tönen und Rhythmen. Dabei griff sie nicht nur auf das ernste Spektrum klassischer Musik und Komponisten zurück, sondern griff in die volle populäre Musikkiste des Zeitgeistes: „1978 gab es am Krupp-Gymnasium nur Brahms. Ich habe erstmals moderne Musik mit in den Unterricht einbezogen.“
In Musikerfamilie geboren
Lieder aus dem Musical „Hair“ waren damals der Renner. Die Aufführung war ein Knaller, kam bei Schülern und Eltern gleichermaßen an - als Begleitung hatte sie die Kapelle ihrer alten Kölner Schule engagiert. Mit ihren Ideen, ihrem freundlich heiteren aber beharrlichem Unterrichtsstil schuf sie ein offenes Feld für ihre Arbeit. Ihre Chorklassen erarbeiteten vier Opern mit großem Orchester, darunter „Dornröschen“ und „Der Kleine Muck“. Ihre Schülerinnen, die damals Hauptrollen sangen wie Inga Britt Demberger, jetzt Anderson, wurden Opernsängerinnen. Auch Alexandra Leisse wählte die Klassische Musik als Beruf. Melanie Zink , die einst als „Circe“ in der „Odyssee“ erotisches Flair auf die Krupp-Bühne gezaubert hatte, entschied sich für das Chanson.
Elisabeth Kluth wurde in eine Musikerfamilie hinein geboren: „Mein Vater war Musikhochschuldirektor in Köln. Bei uns verkehrten Musiker, Dirigenten. Das war alles sehr familiär. Wenn der Professor zu meiner Klavierstunde in unser Haus kam, gab es erst einmal Kaffee und Kuchen.“ Erst danach kam der Unterricht. Sie erlebte, bis auf eine kurze Phase, als die damalige Klavierausbilderin ihr stumpfsinnige Disziplinübungen vor dem geschlossenen Flügel abforderte, die Musik immer als Geschenk, als Bereicherung für ihr eigenes Leben: „Schon als Kind wollte ich beruflich Musiklehrerin werden.“
Vertrauensperson
Daraus ist ihr am Krupp-Gymnasium die Rolle einer Vertrauensperson erwachsen: „Unlängst kam ein Mädchen weinend in den Chorunterricht. Sie war so bewegt von einer Sechs in einem Fach, dass sie gar nicht mitsingen wollte.“ Kluth hörte sie an, nahm sie ernst. Nach ein paar Minuten, als die anderen sich schon fleißig warm gesungen hatten, stimmte die vom Zensurenstress Geplagte in den Chor mit ein.
Die Pädagogin: „Die Freude an der Musik kommt auch durch den eigenen Erfolg!“ Wenn die Jungen und Mädchen auf der Bühne stehen und von fremden, erwachsenen Menschen bejubelt und beklatscht werden, sei das eine ungeheure Steigerung des Selbstbewusstseins.
Und die guten Erfahrungen durch die Musik übertragen die meisten Schüler auf ihren eigenen Nachwuchs: „Schauen Sie“, bittet Elisabeth Kluth den Gesprächspartner zum Blick in ihr dickes Choralbum mit Bildern von Aufführungen: „Der hier ist der Andreas, Der war damals zehn Jahre und hat in einem Musical mitgespielt. Heute ist er Vater von Robert und Rike. Und die beiden singen tatsächlich in meinen Chören mit.“
Heute ist Hauskonzert
Ab und zu gibt es auch Einladungen für die jeweils aktuellen Chorbesetzungen. Frühere Schüler und Chormitglieder laden dann zu Hochzeiten ein. Mit den Spenden, auch denen aus Aufführungen, hat das vom Gesang begeisterte Chorvolk einen Schimmelflügel mit finanziert.
Übrigens: Elisabeth Kluths letzter musikalischer Auftritt im Krupp-Gymnasium findet beim Hauskonzert heute um 19 Uhr statt. Die in Krefeld wohnende Musikliebhaberin bleibt aber in einem anderen Klangkörper aktiv: im Philharmonischen Chor Duisburg, dem sie seit 1994 angehört - auf Empfehlung einer früheren Chorschülerin vom Krupp-Gymnasium.