Duisburg.. Am 23. April ist Welttag des Buches - anlässlich der Todestage von Cervantes und Shakespeare. Im Interview erklärt der Chef der Duisburger Bibliothek, warum er sich keine Sorgen um die Zukunft des Buches macht. Trotz E-Book und Co: “Das Buch ist nach wie vor ein Leitmedium.“
Weil „Bücher in der Geschichte der wichtigste Faktor für die Verbreitung und Bewahrung von Wissen sind“, hat die Unesco 1995 den 23. April zum Welttag des Buches erklärt – und sich dabei auch auf die Todestage von Cervantes und Shakespeare bezogen. Nach der Zukunft des Buchs fragte Anne Horstmeier Bibliothekschef Dr. Jan-Pieter Barbian.
Herr Barbian, wie lange feiern wir noch den Welttag des Buches?
Jan-Pieter Barbian: Bei uns ist das Buch nach wie vor das Leitmedium – mit eine Gesamtbestand von über 600.000 Exemplaren. E-Books haben einen Marktanteil von fünf bis sechs Prozent. Das wird mehr, es gibt Prognosen, die in den nächsten fünf Jahren einen Anstieg auf 25 Prozent sehen. Aber da muss man vorsichtig sein, weil diese Prognosen von Unternehmen kommen, die interessengesteuert sind.
Können Sie sich vorstellen, E-Books auszuleihen?
Barbian: Wir hatten eine Vorreiterrolle beim E-Book-Readern; das Projekt wurde 2002 vom Land gefördert. Wir setzen seit 2008 auf die ,Onleihe’, eine virtuelle Bibliothek. Das ist ein zeitlich begrenzter Download. Dabei arbeitet der Nutzer am PC. Da kann man sich E-Books runterladen. Mit über 1603 Titeln bilden Sachmedien und Ratgeber die Spitze, es gibt 347 Belletristik-Titel, dazu kommen Jugendbücher, aber auch E-Paper, also Zeitungen, Hörbücher, Videos oder Musik; dafür haben wir die Lizenzen gekauft. Man kann Leseproben anklicken und die Titel dann in den Bibliothekskorb legen. Die Nutzung ist in der Jahresgebühr von 12 Euro enthalten. Die Frage ist also immer, über welche Form von E-Book wir reden.
Barbian: Das kommt auch aufs Genre an. Belletristik hat eine emotionale Komponente. Aber Sachbücher sind – wenn es etwa um Reiseliteratur oder Themen wie Software geht – schnell veraltert; da hat es innerhalb von 20 Jahren massive Veränderungen gegeben. Auf elektronischem Weg sind Informationen komfortabler und aktueller abzurufen. Andererseits gibt es Untersuchungen, dass Studenten sich auf Prüfungen am liebsten in Bibliotheken und mit Printmedien vorbereiten. Aber sicher wird es in Zukunft weniger Sachbücher in der Bibliothek geben. Und eines muss man auch berücksichtigen: Hier gibt es Nutzer, die zum Beispiel ihre Bewerbung am PC schreiben, weil sie sich keinen Computer leisten können. Und ein E-Book-Reader kostet über 100 bis 300 Euro und das Runterladen ist etwa so teuer wie das Hardcover-Buch.
Ihr Fazit?
Barbian: Man sollte das nicht gegeneinander ausspielen. Es wird beides geben.