Duisburg. Das Kultur- und Stadthistorische Museum zeigt „Gelebte Nähe“ mit Werken von Siegfried Dorschel, Rainer Bergmann und Horst Dieter Gölzenleuchter.
Der „Duisburgmann“ kommt direkt auf den Betrachter zu. Er scheint bedrängt und eilig. Im Hintergrund deuten Rolltreppen auf einen Konsumtempel, dem er zu entfliehen scheint. Mit diesem Bild von Rainer Bergmann begrüßt die Ausstellung „Gelebte Nähe“ den Besucher im Kultur- und Stadthistorischen Museum. Selten sind hier Bilderausstellungen zu sehen, anlässlich des „Akzente“-Themas aber werden drei Künstler mit ihrer Sicht auf Heimat vorgestellt.
Ausgangspunkt für die Ausstellung war die Sammlung des Museums mit etwa 70 Grafiken und Zeichnungen des 1912 in Hamborn geborenen Siegfried Dorschel, der in Essen und Düsseldorf studierte; er starb 1988. Seine Themen sind die niederrheinische Landschaft und die des Ruhrgebiets, er zeigt die Industrie entlang des Rheins und der Ruhr sowie Ansichten aus Duisburg, oft Ruhrort. Seine Arbeiten sind fern jeder Idealisierung und Volkstümelei. Kein blauer Himmel schwingt sich über idyllische Motive, Landschaft und Industrie, Straßen und Häuser, Kirchen und Burgen werden mit nüchternem Blick und sicherem, schnellem Strich aufs Blatt gebracht. Es sind beeindruckende Bilder, die auch einen Blick in die Vergangenheit Duisburgs ermöglichen.
Mensch und Großstadt
Kuratorin Gisela Luther-Zimmer bringt diese Zeichnungen, deren „Petersburger Hängung“ tatsächlich zu einem nachdenklichen Streifzug einladen, zusammen mit den farbstarken, expressiven Bildern von Rainer Bergmann sowie Holzschnitten von Horst Dieter Gölzenleuchter, die sich auf ganz andere Art mit „Heimat“ auseinandersetzen. Bergmann, 1943 in Tiengen am Oberrhein geboren, kam nach Stationen an der Kunstakademie Stuttgart und der Düsseldorfer Akademie nach Duisburg. Sein Interesse gilt den Menschen im Stadtraum, und den Beziehungen der Menschen untereinander: Weder die eine noch die andere Beziehung ist eine glückliche. In „Rausschmiss“ zeigt er, wie ein Kellner einen jungen Mann aus einem Restaurant unsanft nach draußen befördert.
Auch hier kommen die Personen direkt auf den Betrachter zu. Und selbst das Bild „Seenplatte“ ist kein Heiteres: Das Wasser ist blutrot, die drei Nackten, von denen nur Körperteile erkennbar sind, wirken alles andere als entspannt.
Ausstellung bis 21. Juni
Der 1944 in Freiburg geborene Gölzenleuchter, der seit 1970 in Bochum lebt, ist ein politischer Holzschneider. In seinen Drucken – hier überwiegend in Schwarzweiß – lotet er auch das Verhältnis von Figur und Fläche wie in „Begegnungen“ oder auch „Ich-AG“. Das Thema Brücke, das ja immer auch Begegnungen bedeutet, lotet er in der Serie „Zur anderen Seite“ aus. Schön auch die vierkantigen Druckstöcke, die den Prozess des Schnitzens deutlich machen.
Die Ausstellung bleibt bis zum 21. Juni.