Duisburg.. Tierschützer wollen jetzt mit juristischen Mitteln gegen die Delfin-Haltung im Duisburger Zoo vorgehen. Zwei Organisationen haben nun eine Klage gegen die Stadt und den Tierpark eingereicht, um Einblick in Unterlagen zur Haltung der Großen Tümmler zu bekommen. Den Duisburger Zoo titulieren sie als den „wahrscheinlich größen Delfinfriedhof Europas“.
Er hat es angedroht. Er hat es wahrgemacht. Jürgen Ortmüller, Geschäftsführer des Wal- und Delfinschutz-Forum (WDSF) aus Hagen, hat jetzt gegen die Stadt Duisburg mit ihrem Zoo Klage beim Verwaltungsgericht in Düsseldorf eingereicht. Dies bestätigten ein Sprecher der Stadt und Dr. Jochen Reiter, wissenschaftlicher Leiter des Zoo Duisburg, auf Anfrage der NRZ.
Ortmüller, der bereits seit 2009 einen regen Schriftwechsel mit der Stadt führt, verlangt auf Grundlage des Umweltinformationsgesetzes (UIG) lückenlose Einsicht in die Unterlagen des Tierparks am Kaiserberg in Bezug auf die Haltungsbedingungen der Großen Tümmler im Delfinarium. Diese Akteneinsicht sei ihm bislang von der Stadt verweigert worden, behauptet Ortmüller, „mit der Begründung, dass keine entsprechenden Unterlagen vorlägen und dass es sich nicht um auskunftspflichtige Umweltinformationen handele.“
Rückenwind aus München
Rückenwind für die Klage gibt Ortmüller, der von Beruf Steuerberater ist, die Entscheidung des Verwaltungsgerichtes München. Das hatte letztinstanzlich der internationalen Organisation „Whale and Dolphin Conservation Society“ Recht gegeben, die detaillierte Einsicht in die Unterlagen des Nürnberger Zoos verlangt hatte, weil sie von unabhängigen Wissenschaftlern auf dieser Grundlage untersuchen lassen wolle, ob die hohe Todesrate beim Tümmlernachwuchs in Nürnberg auf die Haltungsbedingungen zurückzuführen sei.
Ähnlich gelagert ist Ortmüllers Motiv. Er wirft dem Zoo Duisburg, namentlich dessen Direktor Achim Winkler, vor, „auf Teufel komm raus“ Delfine zu züchten, „bisher allerdings weitgehend vergeblich“ , um sie für Show-Zwecke zu missbrauchen. Zudem mutmaßt er, dass im Duisburger Delfinarium bislang mehr als 60 Meeressäuger verstorben seien, weit mehr also, als die amtlich registrierte Zahl von 15 Tieren in den vergangenen 20 Jahren. Ortmüller: „Duisburg ist wahrscheinlich der größte Delfinfriedhof Europas.“ Nachdem der Zoo unlängst die Geburt von drei gesunden Jungtieren vermeldet hat, vermutet Ortmüller nun, dass der Tierpark hier mit künstlicher Befruchtung bei den ersehnten Zuchterfolgen nachgeholfen hat.
Zoo Duisburg hat sich selbst nichts vorzuwerfen
„Herr Ortmüller verschweigt, dass er bereits diverse Unterlagen von uns bekommen hat“, sagt Stadtsprecher Peter Hilbrands. Alles Unterlagen, deren Weitergabe nicht gegen den Datenschutz verstoße. Dies aber reiche dem Mann aus Hagen nicht. Ob die von ihm darüberhinaus verlangten Akten überhaupt weitergegeben werden könnten, müsse das Greicht wohl klären, so Hilbrands. „Wir werden die Argumente im laufenden Verfahren austauschen.“ Im übrigen habe das Umweltamt, dass den Arten- und den Tierschutz im Zoo Duisburg kontrolliere, bisher nichts zu beanstanden gehabt. Hilbrands: „Ein Einschreiten war bisher nicht notwendig.“
Auch Jochen Reiter sagt, dass der Zoo den Behörden immer Auskunft gegeben habe. „Wir werden jetzt ganz genau die Klageschrift studieren.“ Das Problem sei, dass Ortmüller Zugang bis ins kleinste Detail haben will, Haltungsdaten, Flächenangaben, Analyseergebnisse der Wasserqualität, Daten der einzelnen Delfine und, und, und. „Das sind schon wirre Vorstellungen, die der Mann hat“, sagt Reiter. Das sähe man auch daran, was er gegen den Zoo ins Feld führt. „Erst überschüttet er uns mit Häme, dass uns die Nachzucht von Delfinen nicht gelingt, weil wir zu blöd sind. Und jetzt wirft er uns vor, wir würden unkontrolliert Delfine züchten und das auch noch mit künstlicher Befruchtung. Das ist schon unlauter, was Ortmüller macht.“ Dass Ortmüller nun den Klageweg beschritten hat, ficht Reiter nicht an: „Uns macht das keine Angst. Wir haben uns nichts vorzuwerfen.“