Es ist schon beeindruckend, welche Hochkaräter Hans-Peter Bongartz in den vergangenen Jahren mit dem Lions Club in seine Kaldenhausener Glaserei zu den feinen Adventskonzerten eingeladen hat: 2010 nahm Weltstar Dennis Rowland mit dem East-West European Jazz Orchestra in einem treibenden Gig seinen Laden fast auseinander und letztes Jahr überzeugte Maria Markesini mit einem besinnlicheren Auftritt zwischen den Glasscheiben.

Band gehört zur Oldtime-Spitze

Dieses Mal war das Benefizkonzert zugunsten des Huckinger Hospizes wieder ausverkauft: Denn der deutschlandweit bekannte Posaunist Joe Wulf & the Gentlemen of Swing waren als Top-Act geladen. Trotz Neustrukturierung seiner Firma beteuert Hans-Peter Bongartz: „Auch im nächsten Jahr werden wir ein Konzert hier stemmen.“

Das freut vor allem Mechthild Schulten, Leiterin vom Malteser St. Raphael Hospiz, die das Projekt der Sterbebegleitung dort vor 25 Jahren ins Leben rief: „Wir sind sehr froh, dass die Konzerte stattfinden und wir mit Spenden unterstützt werden.“ Ohne diese sei die Arbeit ihrer 26 Mitarbeiter und 80 Ehrenamtler bedeutend schwieriger. „Ich möchte mich sehr bei dem treuen Publikum bedanken, das immer so zahlreich erscheint.“ Und Joe Wulf zeigt, warum sein Ensemble zur Spitze des Oldtime Swing und Dixieland-Jazz gehört, ohne allerdings wie ein Oldtimer zu klingen. Denn jede Form von Staub, die man vermeintlich dieser Musikrichtung anhaften könnte, blasen die sieben Herren in den besten Jahren von Anfang an weg: Sie steigen mit dem swingenden Blues „I’ve got a right to sing the blues“ ins Konzert ein. Sofort werden über Joe Wulfs sonore Baritonstimme Assoziationen zu Frank Sinatra geweckt. Im nächsten Stück ist es Dixieland-Jazz pur, den die Zuhörer erleben - zwar wird der Gospel „Down by the riverside“ kurz über die Bläsersätze zitiert, dann schrammelt Banjo-Spieler Michael Meranke ein typisches Dixie-Solo, vom Publikum beklatscht.

Bläsersektion gibt alles

Gerade die Bläsersektion sorgt für Betrieb: wendige Bassläufe von Joe Wulf an der Posaune werden durcheinandergewirbelt von den exaltierten Soli des Klarinettisten Sven Hack oder den gediegeneren Tönen aus dem Tenorsaxophon von Peter Finken. Ausnahmetrompeter Ralf „Mosch“ Himmler schafft es, nachdem er „genug Atü in seinen Lungen aufgebaut“ hat aus den Knien federnd in einem Stück sogar bis zum hohen F, was ihm Sonderapplaus und den Kommentar des Bandleaders einbringt: „Na, da hast du ja deine Flasche Hohes C zum Frühstück brav ausgetrunken.“ In seinem Spiel benutzt er oft einen „plunger“, hier einen Saugnapf für verstopfte Abflüsse, um die Töne mit einem Wah-wah-Effekt zu verzerren.

Aber die Band erzeugt auch sanftere Klänge, das Stück „That’s why I like New Orleans“ hat den Charakter eines Lousiana-Begräbnis-Blues und aus dem Archiv zaubert die Truppe mal kurz einen Dixieland-Klassiker aus dem Jahr 1912 „Original Dixieland One Step“. „Let it snow, let it snow, let it snow“ zerlegt Schlagzeuger Gregor Beck in ein siebenminütiges Drum-Solo, bis die mehr als 400 Leute stehend applaudieren.

In Teil zwei folgen besinnlichere Stücke wie „Oh Tannenbaum“ und „Kling Glöckchen“ - im Swing. Am Ende singt der Duisburger Gospelchor Rumeln-Kaldenhausen unter Leitung von Jochen Kleinkorres unterstützt vom Rheinhauser Saxophonist Eddy Mioska & Friends und den Gentlemen of Swing die Stücke „Wonderful World“ und „We wish you a merry Christmas“ traditionell mit dem Publikum.