Duisburg.. Ein weiterer Raum wurde mit Bildern des Maler-Stars aus der Sammlung Ströher ausgestattet. Er hatte jüngst Werke aus Museen zurückgezogen.
Georg Baselitz ist zur Zeit in aller Munde. Vor dem Hintergrund des geplanten Kulturgutschutzgesetzes der Bundesregierung hat der Maler-Star sämtliche Dauerleihgaben aus deutschen Museen zurückgezogen. Während die Pinakothek der Moderne in München, das Albertinum Dresden und die Kunstsammlungen Chemnitz wichtige Werke verlieren, erweitert das Museum Küppersmühle seine Ausstellung zu einer umfangreichen Baselitz-Präsentation.
Möglich wird das, weil Hanne Darbovens Werk „Harburg – New York“, das lange Jahre im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) im Innenhafen zu sehen war, als Leihgabe an die Bundeskunsthalle in Bonn übergeben worden ist. Im Zuge der Neueinrichtung des freiwerdenden Raumes hat sich MKM-Direktor Walter Smerling für eine umfassende Präsentation der Werke von Georg Baselitz entschieden und einen zweiten Baselitz-Raum gehängt, der ab sofort besichtigt werden kann.
Der 1938 in der Oberlausitz geborene Georg Baselitz ist eine zentrale Persönlichkeit der deutschen Kunstszene und hat die moderne Malerei seit den 60er Jahren entscheidend geprägt. Mit über 60 Werken ist der Künstler in der Sammlung Ströher vertreten und wurde im MKM bereits mit Gemälden und Skulpturen aus den 80er Jahren präsentiert. Der neue Raum zeigt nun Werke aus den 60er und 70er Jahren, die zur Zeit ihrer Entstehung zum Teil heftige Provokationen auslösten. Mit der neuen Hängung bietet das MKM nun die umfassendste museale Präsentation der Werke von Georg Baselitz.
Bilder stehen Kopf
„Wir sind das Museum der künstlerischen Vergleichsmöglichkeiten“, so Walter Smerling. „Was hat Baselitz zu Anfang seines Schaffens gemacht und wie hat sich sein Werk entwickelt? Das können Besucher jetzt über mehrere Jahrzehnte nachvollziehen.“ Neu zu sehen sind die Gemälde „Der Acker“, „Sächsische Landschaft“, „Sommermorgen“, „Versperrter Maler“, „Schwarzgründig“, „Vorwärts Wind“ und „Selbstportrait“ aus den Jahren 1962 bis 1966, heute Ikonen der jüngeren deutschen Kunstgeschichte.
Die expressiv-groben Darstellungen von Menschen und Landschaften entstanden in der Zeit, bevor Baselitz seine Motive umkehrte. In einem geteilten Deutschland und einer Zeit der Aufarbeitung der jüngeren deutschen Geschichte geht Baselitz hier die Themen Heimat, Herkunft, Kriegserlebnisse und (Anti)Heldentum an und liefert eine harsche Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen und politischen Situation in Deutschland.
Ende der 60er Jahre beginnt der Künstler, seine Motive umzukehren und ist seither international bekannt für das „Kopf-Stehen“ seiner Bilder. Ein besonderes Werk ist der 1972 entstandene „stürzende“ Adler, betitelt „Fingermalerei III – Adler“. Das Bild, das Baselitz tatsächlich mit den Fingern gemalt hat, dürfte manchem Besucher aus der Tagesschau bekannt sein – es hing lange Zeit im Kanzleramt und ist seit vielen Jahren erstmals wieder im MKM zu sehen.