Duisburg-Hüttenheim. Neun Schwerverletzte gab es seit Februar im Bereich Mannesmannstraße/Klettenweg. Ein möglicher Grund für die vielen Unfälle: Tor 2 von HKM.
Vier schwere Unfälle seit Februar mit insgesamt neun Schwerverletzten, das ist die Bilanz im Bereich Mannesmannstraße/Klettenweg in den vergangenen Wochen. Allen Unfällen ist gemein, dass es sich um Kollisionen mit dem Gegenverkehr oder mit einem Fußgänger beim Linksabbiegen in den Klettenweg handelte. Frank-Michael Rich, der frühere Grünen-Ratsherr, wohnt in Sichtweite der Unfallstelle. Für ihn ist klar: Es bedarf einer Sofortmaßnahme, um nicht die Gesundheit weiterer Mitmenschen aufs Spiel zu setzen. Mittelfristig verlangt Rich einen Umbau dieses Bereichs.
Auf Nachfrage erklärt Stadtsprecher Falko Firlus, dass Straßenverkehrsbehörde, Polizei und Bezirksamt derzeit mit der Untersuchung der Verkehrssituation befasst seien. „Eine detaillierte Unfallauswertung liegt jedoch noch nicht abschließend vor“, so Firlus. „Es ist beabsichtigt, in der Sitzung der Bezirksvertretung Süd am 12. Mai Maßnahmen zur Verbesserung vorzustellen.“
Sperrung kann nicht einziger Unfall-Grund sein
Polizeisprecherin Daniela Krasch analysiert den Unfallschwerpunkt so: „Alle drei Unfälle im April waren durch den Rückstau auf der linken Fahrspur bedingt.“ Linksabbieger in den Klettenweg, zum dortigen Netto-Markt etwa, hätten ja das Problem, zunächst eine erste Fahrspur im Gegenverkehr kreuzen zu müssen, auf der sich der Verkehr staut, und dann eine zweite, die rechte Fahrspur, die zur Zeit fast nicht befahren werde. Das sei seit der Sperrung der Durchfahrt auf der Mündelheimer Straße so. Wegen der Baustelle an der Kreuzung mit Schulz-Knaudt-Straße und Am Neuen Angerbach ist die Durchfahrt aus Hüttenheim seit Ende April nur bis zum Rewe-Markt möglich.
Erst eine genaue Überprüfung aller drei April-Unfälle könne es ergeben, so Krasch, aber: Wahrscheinlich seien die Linksabbieger von der Mannesmannstraße in den Klettenweg vom schneller fahrenden Gegenverkehr auf der rechten Spur, der Geradeausspur, überrascht worden, nachdem sie irgendwie zwischen den sich stauenden Fahrzeugen auf der linken Fahrspur hindurchgekommen waren.
Allerdings kann die Sperrung der Mündelheimer Straße seit 25. April nicht der einzige Grund für die Kollisionen sein. Denn zwei der vier Unfälle ereigneten sich vorher. Frank-Michael Rich sieht die Öffnung von Tor 2 von HKM im Oktober 2015 als Hauptgrund. Bis Sommer 2014 war er Ratsherr und Mitglied im Verkehrsausschuss. Auf dessen Mitwirkung sei bis dahin verzichtet worden. Derweil seien aber Genehmigungen für die neue Ampelanlage am Tor 2 und das Pförtnerhaus erteilt worden. „Die Anwohner wurden zu einem Bier eingeladen, nachdem die Planungen feststanden, aber von den Vorschlägen nichts umgesetzt“, sagt er.
Ehemaliger Ratsherr: „Auftragsplanung für HKM“
Rich spricht von einer „Auftragsplanung für HKM“. „Wenn eine Aus-/Einfahrt für 630 Pkw geplant wird, bedarf es eines Verkehrskonzepts und eines Lärmschutzkonzepts. Dies wurde eingespart, vielleicht aus Angst vor dem Ergebnis und den Investitionen“, so Rich. Stadtsprecher Falko Firlus jedenfalls antwortet auf Fragen der Redaktion nach den dieser Planung zugrundliegenden Verkehrszahlen nicht.
Auffällig ist jedenfalls, dass drei der vier Unfälle zu einer Zeit passierten, als bei HKM Schichtwechsel war. Dann ist der weniger als 300 Meter lange Abschnitt zwischen den beiden Ampelanlagen in Höhe Klettenweg/Tor 2 und Gabelung Ehinger Straße/Mündelheimer Straße besonders stark belastet. Karin Aust, Sprecherin der Hüttenwerke Krupp-Mannesmann (HKM), an deren Hauptausfahrt Tor 2 die Unfallstelle liegt, sieht allerdings keine Zuständigkeit beim Stahlkonzern. Schließlich hätten die Behörden die Ausfahrt so genehmigt.
Als Sofortmaßnahme schlägt Frank-Michael Rich vor, dass das Linksabbiegen in den Klettenweg verboten und stattdessen auf die Straße Am Sittert verlegt wird. Die solle ebenso wie der Klettenweg zur Einbahnstraße gemacht werden, so dass nur noch die Ausfahrt über den Klettenweg möglich wäre. Langfristig könne aber nur ein Kreisverkehr in Höhe der Straßenbahn-Wendeschleife den dortigen Verkehr bewältigen.