Duisburg. Die Vorgeschichte des Baus spielte am Freitag keine Rolle. Ministerin Ute Schäfer: „Ein offenes Haus für die Auseinandersetzung mit Geschichte“. Dr. Michael Hollmann, Präsident des Bundesarchivs: „Ein Ausrufezeichen des Geschichtsbewusstseins.“

Die Band Grumblers (sämtlich musikalische Juristen) spielten „Birthday“ von den Beatles zur Eröffnung des Landesarchivs NRW im Innenhafen. Für gut 200 Gäste (zumeist aus der Archivzunft) eine gediegene Geburtstagsfeier, auch wenn das mächtige Gebäude eher durch Zangengeburt zur Welt kam.

Die Vorgeschichte (mit Baukostenexplosion von 30 auf 180 Mio Euro nicht weniger spektakulär als die Architektur) spielte am Freitag aber nur am Rande eine Rolle. „Ich bin nicht gekommen, um ein zu Recht kritisiertes Bauvorhaben einzuweihen“, sagte Kulturministerin Ute Schäfer. Vielmehr gehe es um die Eröffnung eines Archivs, das „ein offenes Haus werden und viele Möglichkeiten bieten soll, sich mit unserer Geschichte auseinander zu setzen.

Die Möglichkeiten für Besucher werden sich deutlich verbessern.“ Und: Mit dem neuen Landes- und Regionalarchiv fürs Rheinland reduziere sich die Zahl der bisher verstreuten Aktenbestände von sieben auf nur noch einen Standort.

"Ausrufezeichen des Geschichtsbewusstseins"

Der allerdings fand – nun, da er fertig ist – höchstes Lob. „Mit dem Neubau hat sich das Land zu sich selbst und seiner Vergangenheit bekannt. Ein Ausrufezeichen des Geschichtsbewusstseins“, sagte Dr. Michael Hollmann, der Präsident des Bundesarchivs. „Ein wirklich spektakuläres Gebäude und ein neues Wahrzeichen der Stadt“, urteilte Oberbürgermeister Sören Link. Mit dem Archiv werde der letzte Getreidespeicher des Innenhafens (Baujahr 1936) erhalten, erinnerte er an die Zeit, als Duisburg „der Brotkorb des Ruhrgebiets“ war. Und nun: Werden hier Dokumente und Akten gehütet. Der Standort Innenhafen sei mit Rathaus, Salvatorkirche, Stadtarchiv und Synagoge in der Nähe „eine ausgezeichnete Wahl.“

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Einen offenen Betrieb für Bürger und Forscher versprach Archivpräsident und Hausherr Dr. Frank Bischof. „Wir verwahren hier die Überlieferung der letzten 1200 Jahre – aber nicht nur für die Forschung, wir wollen sie auch präsentieren.“ In einem „Schatzkasten“ im Eingangsbereich sollen herausragende Stücke aus 100 Kilometern Aktenbestand präsentiert werden; Museen lädt Bischof zur Kooperation ein. Der große Lesesaal (100 Plätze, 40 davon mit Computer) Er danke zugleich allen Mitarbeitern. Es sei gelungen, „das Gedächtnis des Landes bisher ohne Schäden und Verluste“ nach Duisburg zu schaffen.

Der Umzug ist allerdings noch nicht vollends abgeschlossen. Das „alte Archiv“ (Bestände vom 9. Jahrhundert bis 1815) sind bereits in Duisburg, das Behördenarchiv der letzten 200 Jahre wird bis Mitte Juni in täglich 16 Umzugslastern geliefert.