Duisburg.. Sorgt Zuwanderung für neue soziale Probleme? In Duisburg wird darüber aktuell diskutiert. In der Stadt haben sich zuletzt viele Bulgaren und Rumänen niedergelassen. In der Debatte kursieren viele Zahlen und Einschätzungen. Was ist richtig, was ist falsch? Wir haben die Fakten geprüft.

Seit in Duisburg verstärkt Menschen aus Bulgaren und Rumänien zuwandern, ist eine neue Debatte um Integration und soziale Probleme entbrannt. Es kursieren viele Zahlen. Wir haben die Fakten geprüft.

Gibt es eigentlich eine Definition, was man unter „Integration“ versteht?

Der Duden schlägt vor: „Vervollständigung, Eingliederung.“ In der Soziologie gibt es dicke Wälzer, voll mit Theorien und Definitionen. Eine davon: „Integration ist die Herstellung einer Wertgemeinsamkeit unter Einbezug von Gruppierungen, die zunächst andere Werthaltungen vertreten.“ Fragt man Osman Apaydin, Abteilungsleiter bei der Awo Integrations gGmbH und in den 70er Jahren selbst eingewandert, ob er sich integriert fühlt, sagt er: „Nein.“ Apaydin spricht gut Deutsch, seine Kinder verbessern ihn höchstens, wenn er mal wieder über den „Sch“-Laut in „Schere“ stolpert, aber er mag nach all den Jahren nicht mehr diskutieren, ob jemand integriert ist. Er bemüht ein anderes Bild. „Integration ist wie ein Obstsalat: Es ist alles gemischt, aber die einzelnen Früchte sollten noch erkennbar bleiben.“

Wie viele Ausländer leben in Duisburg?

Duisburg zählt insgesamt 488 000 Einwohner, davon sind 159 000 Neu-Duisburger aus 129 Ländern. So steht es in der Bevölkerungsstatistik von 2010. Das entspricht einem Anteil von 32,7 Prozent. 67 086 stammen aus anderen europäischen Ländern. Die größte Gruppe kommt aus der Türkei (38 063), gefolgt von Polen (3820). Malta (1) bildet das Schlusslicht. Aus Bulgarien sind 3743 Menschen zugewandert, aus Rumänien stammen 1665 Neu-Duisburger. Insgesamt leben zudem 4834 Asiaten (769 Chinesen, ein Koreaner), 2733 Afrikaner (darunter 874 Marokkaner), 540 Amerikaner (Spitzengruppe hier: Brasilien mit 121 ) und 37 Australier in der Stadt.

Was ist der Unterschied zwischen Ausländern und „Menschen mit Migrationshintergrund“?

Als Ausländer gelten alle, die keinen deutschen Pass besitzen. Wer einen Migrationshintergrund hat, ist schon schwieriger zu beantworten. Beim Mikrozensus 2005 hat das Bundesamt für Statistik definiert, wer zu dieser Gruppe gehört: Etwa wer in Deutschland geboren ist, aber dessen Eltern aus anderen Ländern eingewandert sind. Die Duisburger Einwohnerstatistik erfasst beide Gruppen. Von den 159 000 Neu-Duisburgern sind rund 74700 tatsächlich Ausländer, etwa 84 800 haben Migrationshintergrund.

Wo leben sie?

Die meisten Menschen mit ausländischen Wurzeln leben in Bruckhausen (75,6 Prozent). Nur 10,3 Prozent der Ausländer leben in Ungelsheim, damit bildet der Stadtteil das Schlusslicht.

Häufig ist von Rumänen und Bulgaren oder Sinti und Roma die Rede. Wo genau ist der Unterschied?

„Wichtig ist, dass man die Menschen, die zuwandern, nicht in einen Topf schmeißt, die haben nämlich zum Teil nichts miteinander zu tun“, erklärt Karl-August Schwarthans, Geschäftsführer der Awo Integrations gGmbH. Nur ein kleiner Teil der Bulgaren zählt sich zu den Roma, Sinti gibt es so gut wie gar nicht. Es gibt eine evangelische Gruppe, die einen eigenen Gottesdienst im Paulussaal feiern, aber auch Muslime. Die Awo macht bewusst unterschiedliche Angebote für Bulgaren und Rumänen, widmet sich bei ihrer Arbeit aber ebenso den hier lebenden Chinesen oder Russen.