Duisburg. Peinlich, unfreundlich oder Auswurf der Finanznot der Stadt? Zwei Wochen vor dem Gegenbesuch türkischer Kinder aus Aydin hat die Stadt die Gäste ausgeladen. Kein Geld, so die Begründung. Dabei sollen die Stornokosten der fehlenden Summe entsprechen.
Von einer „Unverschämtheit“ spricht Elisabeth Bauer. Erbost hat sie an den Oberbürgermeister und an zuständige Dezernenten geschrieben. Ihre Kinder waren 2010 im Rahmen des 2006 begonnenen Austauschprojektes „Weiße Stahlbrücke“ unter Organisation des Jugendamtes und zweier Jugendzentren aus Rumeln-Kaldenhausen und Buchholz in Aydin. Und schwärmen heute noch von der warmherzigen Gastfreundschaft dort.
Nun freuten sie sich auf den Gegenbesuch. Alles war vorbreitet für die jungen Gäste, die „Betten gemacht“, das Besuchsprogramm zusammengestellt, der eigenen Urlaub darauf ausgerichtet. „Wir wollten zeigen, was deutsche Gastfreundschaft ist“, schreibt die erboste Mutter. Und dann die Absage. „So kann man nicht mit Menschen umgehen“, schimpft die Mutter. Hier nicht und auch nicht mit den ausgeladenen Gästen.
Zuschuss wurde gestrichen
Schon seit Wochen beschäftigte der Austausch, der vor zwei Jahren noch von der Initiative „Orte der Vielfalt“ der Bundesregierung ausgezeichnet worden war, das Rathaus, nachdem ein Landeszuschuss für den Austausch von knapp 2500 Euro gestrichen worden war. Die Stadt hatte 6120 Euro im Topf, durfte das nun fehlende Geld aber nicht zuschießen, beschied der Kämmerer. Das wäre eine zusätzliche freiwillige Leistung. Doch die ist der Stadt als Nothaushaltsgemeinde unter Kontrolle der Finanzaufsicht nicht erlaubt, gar bei Strafandrohung verboten.
Hin und Her ging es, so heißt es, seit Anfang Mai zwischen den Amtsstuben des Kämmerers und des Jugenddezernates. Da sollen mal die Fetzen geflogen, mal soll nicht entschieden worden sein. So gingen Wochen ins Land, bis es dann letztlich beim Nein blieb und Jugenddezernent Karl Janssen den Austausch offiziell absagen musste. Mit der Faust in der Tasche. Frontlinien gibt es mehrere: In der Verwaltung untereinander, aber auch gegenüber der Politik, von der die Stadt seit langem schon fordert, Prioritäten bei den freiwilligen Leistungen zu beschließen
Nur nebenbei: Die nun fälligen Stornokosten, die Duisburg zahlen muss, sollen der fehlenden Summe entsprechen . . .