Duisburg. 600 Jahre Tradition: Duisburgs ältester Verein, die St. Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 steuert auf besonderes Jubiläum zu.
Die Sankt Sebastianus Schützenbruderschaft von 1420 steuert auf ein ganz besonderes Jubiläum zu: Im kommenden Jahr wird Duisburgs ältester Schützenverein 600 Jahre alt. Diese Zeitung wird die Schützenbruderschaft im sechshundertsten Jahr ihres Bestehens einige Monate lang begleiten. Dabei sollen die Geschichte des Vereins, seine aktuellen Aktivitäten und einige der handelnden Personen vorgestellt werden.
Zum Auftakt hier erst einmal eine grob umrissene Antwort auf die Frage: Was ist ein Schützenverein?
Die Anfänge der St. Sebastianus Schützenbruderschaft liegen im Mittelalter, als Schützengilden oder Bruderschaften in vielen Städten öffentliche Aufgaben übernahmen. Sie mussten die Stadt verteidigen, waren Polizei und Feuerwehr. 1420 wird die Schützenbruderschaft in Duisburg erstmals urkundlich erwähnt.
Kampf um Nachwuchs und um das Image
Den Schritt ins Vereinsregister fand sie naturgemäß erst, nachdem es so etwas im 19. Jahrhundert überhaupt gab. Um die Wende zum 20. Jahrhundert konnten sich die Schützen vor Bewerbern kaum retten. In schneller Folge wurde eine Kompanie nach der anderen aus dem Boden gestampft.
Auf diesen Teil der Geschichte kann die Bruderschaft heute nur mit Wehmut blicken. Aktuell zählt der Verein 80 Mitglieder, darunter ein Drittel Frauen, die vor allem in Neudorf, Duissern und Wanheimerort beheimatet sind. Junge Leute sind eindeutig in der Minderheit. Für Lothar Bargel (75), seit 2014 als 1. Brudermeister an der Spitze des Vereins, ist die Ursache klar: „In erster Linie hat das mit dem schlechten Image zu tun, das den Schützen anhaftet.“ Vorurteile wie jenes, da werde ja nur gesoffen, wurden in den letzten zwei Jahrzehnten nicht gerade dadurch gemildert, dass bei einigen Amokläufen Waffen von Schützen eine Rolle spielten.
Zahlreiche Veranstaltungen
Über Langeweile muss sich der Vorstand, zu dem neben dem 1. Brudermeister dessen Stellvertreter, der Geschäftsführer, der Schatzmeister, der Präses als geistliches Oberhaupt der Bruderschaft, der bei Aufmärschen kommandierende Oberst, der für den gesamten Schießbetrieb verantwortliche 1. Schießmeister, der Materialverwalter, der Sozialwart, der Jungschützenmeister, der Adjutant des Präsidenten und der amtierende Schützenkönig gehören, allerdings keine Sorgen machen. Denn über das Jahr gibt es eine Fülle von Veranstaltungen, die organisiert werden müssen.
Das geht im Januar mit dem Neujahrsempfang los. Weiter geht es mit dem Eröffnungsschießen, einem „Traditionskönigschießen“ für alle ehemaligen Schützenkönige der Bruderschaft und einem eher der Geselligkeit dienenden Gemeinschaftsschießen. Ein Schlussschießen und die Weihnachtsfeier beenden das Kalenderjahr.
Höhepunkt ist das mehrtägige Schützenfest
„Das wichtigste ist natürlich unser mehrtägiges Schützenfest, das Ende Juni in Wanheimerort gefeiert wird“, betont Lothar Bargel. Bei diesem Fest gedenkt der Verein seiner Toten, verabschiedet den Schützenkönig und schießt einen neuen aus, der dann mitsamt Hofstaat ein Jahr lang sozusagen das Aushängeschild des Vereins darstellt. Majestät und Gefolge sind deshalb nicht nur bei eigenen Veranstaltungen dabei, sondern besuchen auch befreundete Vereine.
Mit einem „Karnevalsschießen“ nähern sich die grün befrackten Vertreter des so genannten Sommerbrauchtums zudem den eher bunt kostümierten Repräsentanten des Winterbrauchtums an. Schließlich haben beide viele ähnliche Probleme. Und seit einigen Jahren wird auch an Ostern geschossen, wenn es im Rahmen der „Tage der Offenen Tür“ um Ostereier und die schwierige Nachwuchswerbung geht.
Sportlich erfolgreich
Im Schützenhaus an der Wacholderstraße in Wanheimerort wird das ganze Jahr über trainiert. Denn abgesehen vom Schießen auf liebevoll gefertigte Vögel aus Holz beim Schützenfest, wird auch das Sportschießen groß geschrieben. Schließlich gehören die 1420-er nicht nur dem kirchlich geprägten Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften an, sondern sind auch Mitglied im Rheinischen und Deutschen Schützenbund sowie im Stadtsportbund. „Wir nehmen in den verschiedenen Organisationen an diversen Wettkämpfen wie Stadtmeisterschaften, Kreismeisterschaften, Bezirks- und Landesmeisterschaften sowie Bundes- und Deutschen Meisterschaften teil“, erklärt Lothar Bargel. Und nicht selten würden Mitglieder der Bruderschaft dabei ganz vorne mitmischen.