Duisburg. Die Zeit wird knapp, denn der MSV muss die Lizensunterlagen für die kommende Saison abschicken. Darum ist die nächste Rettungsaktion geplant. Hinter den Kulissen wird über eine Lösung verhandelt, damit der Schuldenschnitt doch noch klappt. Eine wichtige Rolle spielt dabei Schauinsland-Reisen.
Dem MSV läuft die Zeit davon: Mitten im bunten Karnevalstreiben muss der Drittligist die Lizenzunterlagen für die kommende Saison nach Frankfurt schicken. Fraglich bleibt, was überhaupt in diesen Unterlagen stehen wird. Denn die wenigsten der entscheidenden Dokumente werden mit Unterschriften besiegelt sein. Entsprechend verhaltend äußert sich der MSV: Von einem „Plan B“ und einer „Zwischenlösung“ ist die Rede, und vor allem davon, dass man Zeit gewinnen will zum Nachbessern.
Dabei ist die Problemlage bis auf den Stadion-Deal fast die gleiche wie nach dem Gläubiger-Moratorium vor mehr als einem halben Jahr: Der Schuldenschnitt in Höhe von 80 Prozent ist nach wie vor nicht in trockenen Tüchern. Vielmehr zeichnet sich ab, dass er nicht in der geplant Form realisiert werden kann: Nach NRZ-Informationen sollen bis zu acht Gläubiger dem Verzicht nicht in der erforderlichen Höhe zustimmen wollen.
Zusagen der Stadt-Töcher in Gefahr
Auf Granit beißt der MSV zum Beispiel weiterhin beim Internationalen Bankhaus Bodensee. Die IBB-Bank ist auf Hochrisikogeschäfte spezialisiert und hatte dem Verein vor mehr als einem Jahr einen Kredit über 800.000 Euro gewährt. Stimmt sie dem Verzicht in voller Höhe zu, konterkariert sie ihr Geschäftsmodell: Das Beispiel könnte Schule machen, auch andere Vereine im Zweifel einen Teilerlass einfordern.
Hinzu kommen die Verbindlichkeiten von rund 400.000 Euro bei der Deutschen Fußball Liga, die offenbar laut Statuten erst gar nicht auf die Strafzahlungen verzichten darf. Damit sind allerdings auch die Zusagen der Stadt-Töchter in Gefahr: Der in den Aufsichtsräten beschlossene Verzicht basiert darauf, dass kein anderer Gläubiger besser gestellt wird.
Abkauf bei den Stadt-Töchtern
Alles andere wäre rechtlich bedenklich, gerade bei Geldern der öffentlichen Hand womöglich sogar strafbar. Nach NRZ-Informationen wird daher hinter den Kulissen an einer Lösung gefeilt, bei der erneut jener Mann die zentrale Rolle spielt, der den MSV derzeit an allen Ecken und Enden mit seinen Finanzspritzen am Leben hält: Gerald Kassner.
Jetzt will der Schauinslandreisen-Chef offenbar auch das Dilemma beim Schuldenschnitt lösen. Der Plan: Schauinsland-Reisen kauft den städtischen Töchtern die MSV-Schulden ab. Nach NRZ-Informationen sollen die Verbindlichkeiten des MSV bei Stadtwerken, Wirtschaftsbetrieben, DVG und Sparkasse bei einer Summe um die vier Mio Euro liegen.
Der Übernahmepreis wird wohl Verhandlungssache sein: Auf 80 % müssten die Stadt-Töchter ohnehin verzichten, selbst die restlichen 20 % würden erst ab 2017 in Raten gezahlt. Übernimmt Schauinsland-Reisen die Schulden, spielt der Gleichbehandlungsgrundsatz für den Schuldenschnitt keine Rolle mehr. Kassner hätte dem MSV damit den nächsten dicken Brocken aus dem Weg geräumt.