Wenn Jonas Krüning für Stadtführungen das Barett aufsetzt, verwandelt er sich in Johannes Corputius (1542-1611), den Kartographen, der mit Duisburg so eng verbunden bleibt wie sein Lehrer Gerhard Mercator. Über Corputius wisse man wenig, sagt der 23-jährige Student. Zu den wenigen Quellen gehören zwei Briefe, die Johannes an seine Eltern in Breda schrieb – und um Geld für sei Studium bat. Manches verändert sich eben auch in 450 Jahren nicht....
Johannes Corputius war nach seinen Studien in Löwen und Köln nach Duisburg gekommen, er lebte mehrere Jahre im Haus Mercators studierte Mathematik und Kartographie und fertigte 1566 sein „Gesellenstück“. Nachdem er lange mit Winkelmesser und Stift auf dem Turm der Salvatorkirche gesessen hatte, stach er die Stadtansicht aus der Vogelperspektive in vier Kupferplatten und druckte sie auf Papier; der Plan gilt als einer der detailreichsten seiner Zeit. Wenn die Archäologen demnächst mit ihrer Arbeit auf dem Geländes des zukünftigen Mercator-Quartiers beginnen, werden sie den Corputius-Plan genau studiert haben.
Praktikum im Stadtmuseum
Jonas Krüning aus Obermarxloh, der 2011 sein Abitur am Abtei-Gymnasium gemacht hat und in Düsseldorf Geschichte und Germanistik studiert, möchte beruflich Geschichte und Öffentlichkeitsarbeit miteinander verbinden – wie Werner Pöhling, der am Kultur- und Stadthistorischen Museum genau dafür zuständig ist. An ihn hatte sich Jonas bei der Suche nach einem Praktikum gewandt. Und ist seither vielfach fürs Museum im Einsatz. Von der Vorbereitung der Peru-Ausstellung über die Formulierung der Schildchen für die Asciburgium-Ausstellung, als es galt, aus langen, komplizierten Texten kurze lesefreundliche zu machen, bis hin zur technischen Betreuung der Mercator-Matineen. „Mein Highlight war die Recherche im Stadtarchiv für die Vorbereitung der ersten Seifenkisten-Ausstellung“, sagt Jonas Krüning. „Darauf bin ich stolz.“ Wie engagiert er sich in die Arbeit stürzt, zeigt auch die von ihm entwickelte Führung „Entlang der alten Emscher“.
Während das Gewand für die historischen Stadtführungen für Kurt Walter in der Rolle Gerhard Mercators bereits fertig ist, arbeitet Ulrike Altegoer noch an der Kleidung, die so Johannes Corputius im 16. Jahrhundert getragen haben könnte. Mit und für die geschichtsinteressierte Gruppe der „Mercator-Nachbarn“, in der auch der ehemalige Bürgermeister Walter Ghim wieder ersteht, entwickelt die Duisburger Künstlerin, Mode-Designerin und ehemalige Kostümbildnerin möglichst authentische Gewänder. Da es beispielsweise von Corputius nur (schlechte) Porträts gibt, wird akribisch erforscht, was er wohl getragen hätte. Das Denkmal, das die belgische Stadt Steenwijk ihm 2008 als Dank für seine Verdienst im Unabhängigkeitskrieg gegen Spanien gesetzt hat, hilft da nicht viel weiter. Der spätere Lebensweg von Corputius war ungewöhnlich, ging er doch als gebildeter Mann zum Militär, entwarf Stadtbefestigungen, beteiligte sich an Belagerungen und Kämpfen; er starb als Hauptmann von Groningen.
2016 wird der Corputius-Plan 450 Jahre alt. Jonas Krüning möchte den Master-Abschluss machen und weiter sein Ziel verfolgen, Geschichtsthemen unterhaltsam zu vermitteln. Er wird im dann fertig gestellten Corputius-Gewand mit dem Plan durch die Stadt führen und erklären, wie Duisburg mal ausgesehen hat. Werner Pöhling schildert die Überlegungen zum 450-Jährigen des Plans: Vielleicht gibt es eine besondere Führung auf vier historischen Routen durch die Altstadt, die an den vier alten Stadttoren beginnt und an der Salvatorkirche zusammentrifft, auf deren Turm Corputius mal hockte.