Duisburg. Diese Idee summt, sie trägt schwarz-gelb und klingt ein klein wenig verrückt. Aber je länger sie durch den Raum schwirrt, desto charmanter wird sie.
Ausnahmsweise mal nicht die Logistik, oder der Stahl und die Chemie, sondern das drittwichtigste Nutztier dieses Kontinentes (nach Rind und Schwein), soll nach dem Plan der städtischen Stabsstelle für Europa-Angelegenheiten mitten in Duisburg im Zentrum eines Arbeitsmarktprojektes der besonderen Art stehen. Welches Tier? Welches Projekt? Antwort: Die Biene – sie könnte Jugendlichen, die Schwierigkeiten haben, einen Beruf zu finden, eine Perspektive geben. Mit Fördergeldern aus Europa.
Besondere Vision
Robert Tonks, der stellvertretende Leiter der Stabsstelle für Wahlen, Europaangelegenheiten und Informationslogistik ist der Mann mit der besonderen Vision von der arbeitsstiftenden Biene.
Grundvoraussetzung: Die Biene. Frage: Gibt es denn tatsächlich Bienen in Duisburg, der „ollen Industriestadt“? Und gibt es denn so viele und so nachhaltig, dass man daraus ernsthaft ein EU-Projekt schneidern könnte?
Antwort: 45 Prozent, also fast die Hälfte der Duisburger Stadtfläche, so sagt Tonks, bestehen aus Wald, Landwirtschaftsböden, Parks und Grünflächen, die Wasserflächen im Grünen mitgerechnet. Dies sei ein „großes Potenzial an Lebensraum“ für Pflanzen und Tiere.
Urbaner Raum für Bienen interessant
Eine Fachtagung in der niederländischen Provinz Gelderland mit einem Wirtschaftsdezernenten der zugleich ein engagierter Hobby-Imker ist, eine Begegnung mit einem Imker auf dem niederheinischen Flughafen in Weeze, ein Kontakt mit den Lebenmittelforschern Universität Stuttgart bringen Tonks und Co. zu der neuen Erkenntnis: Schrebergärten, Parks und Grünanlagen, die vielen Brachen, die immense Pflanzenvielfalt in der großen Stadt, der urbane Raum, ist offenbar für Bienen um ein Vielfaches interessanter als das durch Monokultur geprägte Umland.
Viele Imkervereine, knapp eintausend Bienenvölker in der Stadt, seien zudem der Beweis, sie produzierten seit Jahrzehnten bereits einen guten Honig.
Die innerstädtische Bienenzucht, daraus lässt sich nach Einschätzung des stellvertretenden Amtsleiters, Honig für ein EU-Projekt saugen. Wie genau könnte es ausschauen? Tonks: „Eine Berufsausbildung neu erschaffen, zusammen in der Grenzregion Niederlande/Niederrhein, unter der Überschrift „Vermarktung von Honig aus der Stadt“, gerichtet an körper- oder lernbehinderte Jugendliche, mit großen Schwierigkeiten einen Beruf zu ergreifen.“ Im Zentrum: Das fleißige Nutztier „Biene“. Tonks: „Wir sind mit der städtischen Werkstatt für Behinderte darüber im Gespräch, auch mit der Gebag.“
Aber auch andere Akteure in der Stadt (im Bereich Beschäftigungsförderung) kämen als Träger für ein solch ungewöhnliches Arbeitsmarkt-Projekt „Job-durch-Biene“ in Betracht.
Stahl und Honig aus der Stadt
Und: Der Bedarf der Bevölkerung an lokalen Lebensmittel-Produkten sei groß, sagt Tonks. Warum sollte Duisburg immer nur Stahl und nicht auch „Stadt-Honig“ als ein neues, profiliertes Produkt hervorbringen können? Diese Frage überrascht ein wenig. Doch gibt es darauf eine Antwort?