Duisburg..

Heeeeeey, hoooooo, heeeeeeey, hooooooo. Solch eine Atmosphäre dürfte in der Bahnlinie 901 wohl noch nie geherrscht haben. Ursache dieser Wahnsinnsstimmung sind Florian Cieslik und seine literarischen Kameraden.

Ihr Dichterwettstreit, die Protagonisten nennen es selbst „Poetry-Slam“, riss viele Bahnfahrer sprichwörtlich aus den Sitzen.

Doch der Reihe nach: Gegen 13 Uhr besteigen die „Slammer“ die Linie 901 am Hauptbahnhof in Richtung Laar. Ausgestattet mit Mikrofon und Boxen legen Cieslik und seine Mitstreiter, allesamt die Crème de la Crème des Poetry-Slams, sofort los. Doch trotz einer kurzen Einführung stehen den meisten Fahrgästen noch Fragezeichen ins Gesicht geschrieben. Während die 901 das Schwanentor hinter sich lässt, kommt Sven Kamin in Fahrt. Langsam, aber sicher wechseln die ersten Fahrgäste ihren Platz, rücken näher heran und werden zum interessierten Beobachter. „Es gab bisher kaum negative Reaktionen, aber man will den Leuten natürlich nicht auf den Wecker gehen“, meint Kamin.

Wenige Minuten später wird er von Josefine Berkholz abgelöst. Die U-20-Slammerin präsentiert „Spoken Word“, eine wortakrobatische Liebeserklärung an die Poesie. Anissa, Dermaine, Sabrina und Shirin gefällt’s: „Wir waren neugierig und sind extra in diese Bahn eingestiegen. Das ist echt mutig, sich so hinzustellen. Wir finden das richtig gut.“ Immer wieder werden die Vorträge stilecht von DVG-Durchsagen wie: „Nächste Haltestelle 1000-Fensterhaus, Ausstieg links“, untermalt.

Richtig Schwung kommt allerdings erst auf dem Rückweg von Laar in Richtung City in die 901. Florian Ciesliks gesellschaftskritisches „Jenseits von Edeka“ regt zwar zum Nachdenken an, doch geballter Wortwitz und rasanter Rhythmus lassen die Gedanken der Zuhörer im Sekundentakt weiterspringen. Unterstützt von knapp 100 Schülern der Gesamtschule Ruhrort entwickelt sich Sven Kamins zweiter Auftritt zum Highlight einer außergewöhnlichen Bahnfahrt. Seine Mischung aus Sprechgesang und Gedichtvortrag, gewürzt mit einer Prise Rapmusik, lässt den Funken endgültig überspringen. Während die 901 auf dem Weg gen Hauptbahnhof den Ruhrorter Kreisel hinter sich lässt, brechen in der Bahn alle Dämme.

Nach eine knappen Stunde 901-Poetry-Slam ist der Überraschungsauftritt vorbei. „Das war fantastisch. Der Rap ist die Schnittstelle zum ganz jungen Publikum. Das war eine tolle Fahrt“, ist Florian Cieslik begeistert.