Das Pilotprojekt des Willy-Brandt-Kolleg war ein voller Erfolg. Fast alle der zwölf Schüler, die sich zum Maschinen- und Anlagenführer ausbilden lassen haben, fanden eine Anstellung oder Lehrstelle.
Was machen Jugendliche, die mit Anfang 20 zwischen 30 und 100 Bewerbungen geschrieben haben, aber wegen schlechter Schulzeugnisse keine Aussicht auf eine Lehrstelle haben? Viele geben sich auf und rutschen in den Teufelskreis der Dauer-Arbeitslosigkeit. Andere werden vom Arbeitsamt durch eine „Qualifizierung“ nach der anderen geschleift, um wenigstens für ein paar Monate aus der Statistik zu fallen. Und wieder andere finden eine Maßnahme, die sich als Glückstreffer erweist.
Die zwölf jungen Erwachsenen, die ihre Abschlusszeugnisse als „Maschinen- und Anlagenführer erhielten, gehören definitiv zur letzten Gruppe. Der von der IHK als „Basisberuf“ eingestufte Ausbildungsgang dauert zwei Jahre und ist für Bewerber gedacht, denen die Zeugnisse den Zugang zu höher qualifizierten Jobs verbauen. Wer sich bewährt, kann sich in weiteren eineinhalb Jahren zum „richtigen“ Industrie- oder Zerspanungsmechaniker (früher Schlosser und Dreher) qualifizieren.
Genau das werden sieben der zwölf jungen Männer tun, die vor zwei Jahren den ersten Vollzeit-Ausbildungsgang zum Maschinen- und Anlagenführer am Rheinhauser Willy-Brandt-Berufskolleg begonnen haben. Und zwar nicht mehr als Teilnehmer einer geförderten Maßnahme, sondern als ganz normale Azubis ihrer ehemaligen Praktikums-Standorte und zukünftigen Lehrherren, der Stadtwerke Duisburg und der Firmen Borgwardt&Vogt sowie GMS.
Drei Teilnehmer, die ihr Praktikum bei Thyssen absolvierten, werden mit ihrem jetzigen Abschluss im Werk eingestellt. Zwei der Teilnehmer suchen noch einen Anschlussjob, laut Lehrgangsleiter Norbert Frankenbusch stehen ihre Chancen aber nicht schlecht.
Wichtiger Schritt auch
für die Schule
Für das im vergangenen Jahr noch von der Schließung bedrohte Willy-Brandt-Kolleg (wir berichteten) ist dieses Pilotprojekt ein wichtiger Schritt in die Zukunft: „Vollzeit-Ausbildung an Kollegschulen“, sagt Leiter Helmut Richter, „wird im neuen, 2013 in Kraft tretenden Lehrplan ein noch wichtigerer Arbeitsbereich unserer Schulform.“ Vor allem die Koordination von Praktikumsbetrieben und IHK-Prüfungen ist eine neue Aufgabe, die auf die Berufskollegs zukommt - und in diesem Pilotprojekt gemeistert wurde.
Wiederholt wird der Ausbildungsgang an der Rheinhauser Schule fürs Erste trotzdem nicht. Richter könnte sich allerdings vorstellen, andere Berufsausbildungen, auch „richtige“, dreieinhalbjährige Lehrgänge. Es bleibt spannend.