Gut 600 Meter ist sie lang, 30 Meter breit: Die Königstraße verwandelte sich am Wochenende wieder zur größten Sportarena der Stadt. Rasante Duelle der Fechter hielten die Passanten ebenso auf Trab wie die Denksportler an den Schachbrettern. Laufen, schießen, werfen – der Aktionstag „Duisburg bewegt sich“ riss die Besucher mit.
Ursula Goworek weiß genau, wie sie die geballte Energie der Kinderschar vor ihr herauskitzelt. Mit einem Klingelball, beliebtes Sportgerät bei Blinden, hält sie die Meute in Schach, die Kinder jagen dem Ball mit verbundenen Augen hinterher – eine tolle Szene. „Nur durch Sport habe ich es geschafft, so lange fit zu bleiben“, erzählt die 76-Jährige, die selbst im Rollstuhl sitzt.
Und dennoch: Goworek ist weiterhin aktiv in ihrem Verein, dem integrativen Sportverein VSG Duisburg. „So lange es mir Spaß macht, bleibe ich dabei“, verkündet die rüstige Dame, die sogar als Übungsleiterin einer Sitzgruppe ihre Liebe zur Bewegung weitergibt. „Die Bedeutung von Sport für die Gesundheit darf man nicht unterschätzen“, mahnt Goworek. „Wir bieten Herz- und Reha-Sport an, außerdem Leichtathletik für Behinderte und Nichtbehinderte zusammen.“
Der VSG Duisburg ist einer von über 40 Vereinen, die die Bühne Königstraße nutzen, um für ihren Sport zu werben. Die Artistiker der Fliegenden Homberger wirbeln vor dem City Palais durch die Lüfte, mit staunenden Blicken verfolgen die Zuschauer jede Flugnummer. Daneben weiter duellieren sich die Fechter von Eintracht Duisburg. Hochkonzentriert belauern sie einander, stechen in Sekundenschnelle zu. Nach dem Kampf zeigen sie Manieren: Die weißen Handschuhe aus, Händeschütteln, anerkennende Gesten unter bewaffneten Gentlemen.
Unweit der Fechter geht es hoch hinaus für junge Kraftpakete: Die örtliche Sektion des Deutschen Alpenvereins hat eine zehn Meter hohe Kletterwand aufgestellt. Stolz winkt Janina Schüsser von oben ihrer Mutter zu – sie hat es geschafft. „Ich hatte noch nie Höhenangst, aber hier ist man ja sowieso abgesichert“, berichtet die 11-Jährige, die sich nach ihrem Aufstieg gekonnt abseilt.
Zu wummernder Techno-Musik zeigen die Tanzvereine ihr Können auf einer Bühne des Stadtsportbunds, die Einradfahrer radeln um die Wette, die Homberger Kung Fu-Spezialisten umkreisen einander wachsam. Und auch die Vertreter einer besonders schweißtreibenden Sportart haben ihr Lager aufgeschlagen: Der 1. Duisburger Minigolf-Club. „Es ist genauso anstrengend wie Fußball“, erzählt Ingeborg Essler. „Eine einzige Runde auf unserer Trainingsanlage in Ungelsheim dauert gut 45 Minuten – und nach jedem Loch muss man sich bücken.“